G-Klasse

vom korrupten KurdiSTAN in das Land des Lächelns

Noch hängen wir in Osh fest, Turkish Airlines hat unser Gepäck nicht verladen, daher verbringen wir zwangsweise noch 4 Tage in TES´ Guesthouse. Der Flug von Istanbul nach Osh war ein echtes Erlebnis. Die Hälfte einer großen Gruppe Bergsteiger hatte ebenfalls kein Gepäck bekommen, für die war das besonders bitter, da sie nun ohne Ausrüstung da standen. Der Service und die Informationspolitik  von Turkish Airlines ist eine totale Katastrophe. Die Kabine des Flugzeugs war komplett überladen, die buntgekleideten Reisenden hatten dutzende „Gepäckstücke“ dabei, meist Tüten und Kartons und die Staufächer waren alle übervoll. Wir hatten in Basel 3 Stunden Verspätung und in Istanbul eine Stunde Verspätung, in dieser Zeit wurde im Gang des Flugzeuges noch kräftig gebetet.

Als dann nach 4 Tagen endlich unser Gepäck eintraf, verabschiedeten wir uns bei den freundlichen Mitarbeitern von TES und machten uns auf den Weg nach Bischkek, dort müssen wir noch unser Indienvisum beantragen und so langsam läuft uns die Zeit davon. An diesem Donnerstag fahren wir die ganze Strecke in einem durch und erreichen die kirgisische Hauptstadt abends gegen 19 Uhr. Wir suchen noch die deutsche und indische Botschaft und dann eine Unterkunft.

Unterwegs mussten wir Straßenmaut bezahlen und ich konnte zusehen, dass das Fahrzeug vor uns 20 Som zahlte, als wir am Kassenhäuschen stoppen, halte ich dem Uniformierten auch 20 Som (~ 0,28 €) entgegen, er will jedoch 5 US$ von uns. Ich fange an, mit ihm darüber zu sprechen, dass das Fahrzeug vor uns nur 20 Som bezahlt hat. Er klärt uns dann auf, dass die Einheimischen 20 Som zahlen und Ausländer wie wir 320 Som oder 5 US$. Wir ärgern uns, zahlen und fahren weiter.

Im Hotel, nahe der deutschen Botschaft erleben wir dasselbe noch einmal, der Zimmerpreis für Einheimische beträgt 1.500 Som und wir sollen 2.600 Som bezahlen. Wir fragen nach einem bewachten Parkplatz und als das bejaht wird, checken wir ein, denn das Erlebnis aus Yerevan ist noch allzu präsent und außerdem ist es draußen bereits dunkel.

Am nächsten Morgen,  als wir zum Auto gehen, kommt ein Mann eiligen Schrittes auf uns zu und ruft schon von weitem: “Mister, Mister – Money, Money“. Wir bleiben stehen und warten bis er bei uns ist. Er will Geld fürs Parken, ich erkläre ihm, dass wir das bereits mit dem Zimmer bezahlt haben. Er schaut sehr unfreundlich und ich zeige ihm an mit zur Rezeption zu kommen, dort erklärt ihm dann die Hotelangestellte, dass das erledigt sei, dann zieht er sichtlich unzufrieden von dannen.

Wir gehen als erstes zur deutschen Botschaft, dort liegen unsere zweiten Reisepässe mit unseren Visa für Pakistan. Der Verwaltungsleiter empfängt mich freundlich, übergibt mir die Pässe und gibt mir mit auf den Weg in Kirgistan vorsichtig zu sein, das Land sei stark gebeutelt und die Kriminalität hoch, auch versuchen Beamte von Polizei und Zoll immer wieder Geld einzufordern. Wir sollen auf unsere Reisepässe aufpassen.

In Osh hatte uns das auch schon Ronald von den ‚2globetrotters.nl‘ gesagt und dass er nur Kopien an Polizisten auf der Straße aushändigt, er erklärt immer, der König der Niederlande hätte es untersagt das Original herauszugeben, nur Zollbeamten dürfe er das Dokument aushändigen und so hatten wir uns auch schon in Osh schöne Kopien von Fahrzeugschein, Führerschein und Reisepass machen und einschweißen lassen.

Im Anschluss daran fahren wir zur indischen Botschaft, wir wollen die Formulare dort ausfüllen, da es in Osh online leider nicht funktioniert hatte. Aber der freundliche Mitarbeiter in der Botschaft teilt uns mit, dass wir die Formulare nicht von Hand ausfüllen können, wir sollen in ein Internetcafé gehen und es nochmal online versuchen.

So ziehen wir unverrichteter Dinge wieder ab und suchen ein Internetcafé, füllen dort die Formulare aus und fahren dann zu Asiamotors, der offiziellen Mercedes-Benz Service Station und lassen dort unseren Schlauch einbauen, den wir aus Deutschland mitgebracht haben. Dann  suchen wir uns noch eine neue Unterkunft und landen im Bishkek B & B. Die Leute sind freundlich und die Zimmer sauber. Dort treffen kurze Zeit später auch noch Edgar und Vera aus Holland mit ihrem Toyota Landcruiser ein, die Zimmer sind ausgebucht, aber sie können im Hof in ihrem Dachzelt schlafen.

Am Abend treffen wir uns wieder einmal mit Emma und Andy, auch die beiden haben Visaprobleme. Eigentlich wollten sie nach dem Pamir Highway in Dushanbe, der Hauptstadt Tadschikistans ihre Iranvisa abholen, aber aus irgendwelchen Gründen hatte das nicht geklappt und sie mussten nach Bischkek zurückkehren.

Wir treffen uns bei einem Chinesen und essen gut zu Abend, anschließend landen wir noch in einer Bar, bei Shisha, Bier und Gin. Edgar feiert heute seinen 40. Geburtstag.

Am Montagmorgen stehen wir an der indischen Botschaft und übergeben unsere Papiere, Passbilder und die Visagebühren. Der Mitarbeiter verspricht uns sein Bestes zu geben, dass wir am Freitag die Visa hätten und Richtung China fahren könnten. Wir geben ihm auch noch unsere Handynummer, falls es schneller gehen sollte. So haben wir wieder einige Tage Zeit und diese wollen wir in den Bergen nördlich von Bischkek verbringen. Auf ca. 2.500 m finden wir etwas Abseits einer Feriensiedlung und einem Wintersportort einen schönen Platz nahe am Gebirgsbach. Wir bauen unser Zelt auf und putzen ein wenig das Auto innen und außen, sowie unsere Sachen.

Immer wieder treiben Kirgisen ihre Ziegen, Schafe, Kühe oder Pferde an uns vorbei oder es kommen welche in Geländewagen, die picknicken oder einfach nur die Landschaft bestaunen.

So auch eine Gruppe mit 4 Frauen und einem Mann, sie bauen etwas flussabwärts ihre Sachen auf, einen Tee- oder Wasserkocher, einen Grill, Decken, Kissen und allerlei Ess- und Trinkbares.

Nach einigen Stunden wir das Autoradio etwas lauter gedreht und einige der Frauen fangen an zu tanzen. Wir amüsieren uns und machen einige Fotos, kurze Zeit später kommt eine der Frauen zu uns und sagt, dass wir doch rüber kommen sollen. Wir lehnen zuerst dankend ab, aber beim zweiten Versuch geht Annette mit und nach 5 Minuten muss auch ich hinüber. Obwohl sie schon gespeist haben, gibt es noch reichlich Hühnerschenkel, Lammkoteletts und andere Fleischspezialitäten, es hat noch ein Blech Pizza und Melonen, es gibt Cay, Fanta, Cola und Wodka. Obwohl sie außer kirgisisch nur russisch können wird es noch ein lustiger Abend und wir erfahren, dass sie in Bischkek auf dem ‚Osh Basar‘ einen Fleischstand betreiben, sie verkaufen hauptsächlich Lamm.

Tags darauf warten wir auf Emma und Andy, aber sie sagen uns gegen Mittag ab, sie hätten Neuigkeiten zu ihrem Iranvisum und sie sollten in der Stadt bleiben und wie der Zufall so spielt, ruft auch uns der Mitarbeiter der indischen Botschaft eine Viertelstunde später an und teilt uns mit, dass wir morgen die Visa abholen könnten. So bleiben wir noch eine Nacht an unserem Gebirgsbach stehen, der rauscht aber so laut, dass ich beschließe Oropax in mein Ohr zu machen, um besser schlafen zu können.  Irgendwann in der Nacht meine ich, trotz Oropax ein tiefes Grollen oder Brummen wahrzunehmen. Ich entferne den Gehörschutz und lausche in die Nacht. Tatsächlich höre ich weit entfernt und vom Rauschen des Baches überdeckt ein tiefes HHHÖÖÖÖÖÖ. Ich denke an einen Hirten, der noch nach seinen Tieren ruft und sucht. Aber die Stimme kommt immer näher und auch Annette ist schon wach. Sie meint: “Da kommt jemand zu uns.“ Und tatsächlich ruft einer vor dem Zelt irgendetwas laut auf Kirgisisch oder russisch und beginnt am Zelt herumzumachen. Wir bleiben ruhig im Zelt liegen und warten ab. Aufgrund der Warnungen des Mitarbeiters der deutschen Botschaft sind wir hier nachts mit unseren „Waffen“ ins Bett gegangen. Jeder hat sein Pfefferspray, außerdem haben wir noch die Machete neben der Matratze und die Signalmunition.

Jetzt wird es ernst, der Unbekannte kommt ins Zelt und steigt die Leiter herauf. Wir leuchten ihm mit der MagLite direkt in die Augen und schreien so laut wie können Dawei, Dawei.

Wir wissen nicht wie wir reagieren sollen, es schaut uns ein junges Gesicht mit Mütze an, wir können nur seinen Kopf sehen, sein Körper steht auf der Leiter. Sollen wir ihm direkt mit der Faust ins Gesicht schlagen, sollen wir ihn mit der Machete köpfen, ihm einen Fußtritt ins Gesicht verpassen oder ihm eine Ladung Pfefferspray verabreichen.

Das Licht blendet ihn und er beginnt etwas zu lallen. Der Typ ist total betrunken. Wir drängen ihn von der Leiter und steigen selbst nach unten, immer wieder macht er eine „Schießbewegung“ und stammelt irgendetwas Unverständliches daher. Er hat sein Pferd an unserer Leiter angebunden, wir bugsieren ihn nach draußen und machen sein Pferd los.

In der Zwischenzeit hat er sich auf einen Stein gesetzt und wahrscheinlich würgt ihn der Wodka. Wir ziehen ihn wieder hoch und zeigen ihm an, er soll sich aufs Pferd setzen. Endlich schnappt er sich die Zügel und will aufsteigen, in seinem Zustand ein aussichtsloses Unterfangen, er steht nur neben seinem Pferd und geht immer wieder leicht in die Knie. Also versuchen wir es mit vereinten Kräften, wir stellen ein Bein in den Steigbügel, packen ihn zu zweit und er wippt ein wenig mit. Auf drei geht’s los und dann sitzt er wieder im Sattel. Er macht eine Bewegung des Dankes und sagt etwas zu uns, dann macht er ein Schnalzgeräusch mit der Zunge und sein Pferd trabt schnell den steilen Anstieg zum Weg nach oben. Die Dunkelheit und das laute Rauschen des Baches verschlingen ihn sofort. Wir sind total erleichtert und gehen wieder ins Bett, aber an richtigen Schlaf ist nicht mehr zu denken.

Wir sind froh als die Sonne aufgeht, packen unsere Sachen und nach dem Frühstück machen wir uns auf den direkten Weg zur indischen Botschaft.

In der Hauptstadt steht wieder ein Polizist nach dem anderen, ca. alle 20 m steht auf jeder Straßenseite ein Uniformierter mit seinem hellorangen Stab. Ich fahre total korrekt, meist auf der linken Spur und vermeide Blickkontakt mit den Polizisten. Trotzdem werden wir herausgewinkt und der Beamte grüßt förmlich und erzählt etwas auf Kirgisisch. Wir halten an unserem Verhaltensmuster fest, das da heißt „play the idiot“. Er will die Pässe sehen und wir händigen ihm die Kopien aus, Zolldokument, Car Passport, alles ok, aber Annette sei nicht angeschnallt gewesen und er redet etwas von einer Strafe und Money. Wir schauen nur blöd  und reden auf deutsch. Er wird konkreter und sagt deutlich Money. Ok, Annette hält ihm mal 20 Som hin. Er lacht. Ich frage nach seinem Namen und deute auf seine Uniform, dort steht jeweils der Name des Polizisten und dann nehme ich das Handy und versuche Aigul vom Bishkek B & B anzurufen. Plötzlich gibt er mir schnell die Kopien der Papiere zurück und winkt uns weiter.

Doch kaum 20 Minuten später werden wir wieder angehalten. Gleiche Prozedur, grüßen und Papiere einfordern. Bevor ich diesmal etwas aushändige frage ich höflich was das Problem sei, wie seien gerade kontrolliert worden. Doch er will die Papiere sehen, wieder kriegt er die Kopien, schaut dann alles durch und winkt uns weiter.

Wir fühlen uns hier so unwohl und gerade die Polizei, der man vertrauen können sollte, wenn man Hilfe benötigt , stellt hier den größten Anteil an Ganoven, gerne hätten wir Noori und ihre Freundinnen, die wir am Gebirgsbach getroffen haben, auf dem ‚Osh Basar‘ besucht, aber dort treiben falsche Uniformierte ihr Unwesen, die nur Geld von einem wollen und so haben wir auf diesen Besuch verzichtet.

Bereits in Osh wurden wir Zeuge vom korrupten System in Kirgistan. Bei der Einreise nach Kirgistan bei der Rückkehr vom Pamir Highway, hat der Grenzbeamte auf das Zolldokument für das Auto als Ablaufdatum aus unerfindlichen Gründen den 20.07. eingetragen, obwohl man 2 Monate visafrei nach Kirgistan einreisen kann, auch mit einem Auto. Also wollten wir das in Osh verlängern lassen und zwar bevor das Dokument abgelaufen war, denn dann gibt es immer gleich noch eine Strafe. Die erste Nachfrage ergab, dass es möglich sei, ich aber zum Grenzübergang bei Osh, ca. 30 km entfernt, fahren müsse und dann würde das ca. 160 US$ kosten, das gelänge aber nur wenn der Bekannte gerade Schicht hätte.

Nach Befragen von mehreren anderen Möglichkeiten entschied ich mich dafür, mit einem Mittelsmann zu einem Hotel in Osh zu gehen. Abgemacht waren ein Monat Verlängerung und 50 US$, dann stieg der Mittelsmann in das zivile Auto des Zollbeamten ein, dieser hatte durch Hupen auf sich aufmerksam gemacht. Nach einer kurzen Besprechung kam der Mittelsmann zurück und wollte mir 2 Monate für 100 $ verkaufen, was ich aber ablehnte. Ich solle ums Eck verschwinden und er versuche das hin zu bekommen. Der zivile Beamte wechselte dann auf den Rücksitz und vollzog dort mit dem Stempel den Verwaltungsakt. Ich musste dann für 2 Monate 60 US$ bezahlen.

Aigul, die nette Managerin vom Bishkek B & B erzählte uns auch viele Geschichten über Korruption und Schmiergeldzahlungen. Sie hatte gerade einen Motorradunfall und ging an Krücken. Die Ärzte in Kirgistan operieren nur dann, wenn man noch Extra Dollars bezahlen kann. Ansonsten hat man halt Pech. Sie ist Ende Zwanzig und hat 4 Jahre in Amerika studiert, sie hatte ein Stipendium bekommen.  Sie erzählt uns auch, dass selbst die Hochschuldiplome käuflich sind. Die meisten einheimischen Studenten können sich es nicht leisten nur zu studieren, deshalb arbeiten sie die meiste Zeit, kommen die letzten beiden Wochen zur Hochschule und zahlen dann für bessere Noten.

Wie es scheint ist das System von hinten bis vorne gescheitert. Dies gilt leider auch für die anderen ehemaligen Sowjetrepubliken und STAN-Länder, vielleicht mit Ausnahme von Georgien.

So kämpfen wir uns in Staus langsam zur indischen Botschaft vor, jedoch gelingt uns das nicht ganz. Kurz davor ist alles abgeriegelt, daher lassen wir das Auto stehen und gehen die letzten Meter zu Fuß. Die Botschaft liegt an einem großen Kreisverkehr und gerade als wir dort ankommen, rollt ein riesiger Autokorso vorbei, alles schwarze Limousinen und einige Motorräder. Die Polizisten am Straßenrand salutieren, dabei halten sie ihren orangen Stab senkrecht vor den Kopf, ein sehr amüsantes Bild.

In der Botschaft erhalten wir unsere Visa für Indien, wir bedanken uns ganz herzlich bei dem Mann und überreichen ihm ein paar deutsche Bonbons. Er hält abwehrend die Hände nach vorne, nein das kann er nicht annehmen, doch als wir ihm erklären, dass es sich nur um Sweets handelt, nimmt er diese schließlich an.

So nun geht unsere Zeit in Zentralasien zu Ende und das Reich der Mitte erwartet uns. In 5 Tagen erwartet uns der chinesische Guide am Torugart Pass an der kirgisisch-chinesischen Grenze.

Wir fahren noch zu Globus, einem großen, westlichen Supermarkt und kaufen dort für die nächsten Tage ein. Wir wollen über den Yssyk Kul zum Song Kul und dann über Naryn zum Torugart Pass fahren.

Bei Globus treffen wir zuerst Laura und Yves, ein schweizerisches Overlander Paar, die mit einem Mercedes Kastenwagen auch auf unserer Route unterwegs sind und die wir auch schon in Teheran an der usbekischen Botschaft getroffen haben, dann treffen noch Andy und Emma ein, die auch zum Yssyk Kul wollen, um dort die Zeit tot zu schlagen, bis sie ihr Iran Visum bekommen. Daneben befindet sich eine Tankstelle, wo wir noch volltanken und  dort treffen wir das deutsche Overlander Paar Sarah und Thomas aus Rostock, die mit einem L300 von Mitshubishi unterwegs sind. Das Witzige ist, dass wir die Beiden bereits früher im Internet getroffen haben, als wir eine Möglichkeit suchten um China zu durchqueren. Die Welt ist halt doch nur ein Dorf.

Zusammen mit Andy und Emma fahren wir zum Yssyk Kul, das ist ein großer See im Osten des Landes und am Nordufer ist ein richtiges Touristenzentrum. Hier treffen sich viele russisch stämmige Kasachen und Kirgisen. Vom Hörensagen soll es ein bisschen wie Ballermann sein. Daher fahren wir an das Südufer, suchen uns ein schönes Plätzchen direkt am Strand genießen unser BBQ und einige Dosen Bier.

Am nächsten Morgen fahren wir weiter nach Süden und übernachten am Song Kul, einem See auf einer Hochebene etwas über 3.000 m hoch gelegen, auf der im Sommer die Nomaden ihre Herden weiden lassen und inzwischen ein touristisches Zentrum geworden ist. Hier kann man in Jurten übernachten und auf Pferden die Umgebung erkunden.

Die Jurten Camps werden von „Dorfgemeinschaften“ betrieben. Die Organisation heißt CBT – Community Based Tourism und die Idee dahinter ist, dass alle gleichermaßen vom Tourismus profitieren.

Hier sehen wir riesige Geier in der Luft kreisen, aber bis wir unsere Kamera ausgepackt haben sind sie nur noch schwer am Horizont auszumachen. Wir nächtigen an einem ruhigen Plätzchen direkt am See und fahren am Morgen wieder weiter Richtung Naryn, der letzten größeren Stadt vor der Grenze.

In einem der Jurten Camps hält uns ein europäischer Tourist an und fragt, ob er und seine Frau mit nach unten fahren könnten. Es wären keine anderen Touristen da, mit denen sie ein Taxi teilen könnten und für sie allein wollte die Taxi Mafia 8.000 Som (ca. 115 Euro). Hoch sind sie für 250 Som (ca. 3,50 Euro) gefahren. Das sind die Punkte, mit denen man die Touristen vergrault und man sich einfach nur abgezockt fühlt.

Über Naryn, einer alten Garnisonsstadt an der Seidenstraße, wo wir noch eine Nacht verbringen fahren wir zum Torugart Pass. Wir sind gespannt war uns dort erwartet. Wir haben viele unterschiedliche Berichte gelesen und Meinungen gehört. Kurz vor dem Pass liegt ein See und ein Naturschutzgebiet, dieses Gebiet darf nur mit einer Permit befahren werden und manche haben uns auch von einer speziellen Grenzgenehmigung (border zone permit) erzählt. So haben wir uns bereits in Bischkek informiert und dort hieß es man müsse in Naryn (CBT Naryn) die Genehmigung einholen, dies dauere 3 Tage und koste 1.000 Som pro Person, wolle man die Genehmigung an einem Tag, so koste das 1.700 Som pro Person. Wir wunderten uns schon dort, wie man für einen Ticketverkauf 3 Tage benötigen kann. Auf der Inernetseite eines kirgisischen Reisebüros fanden wir dann aber eine Information, dass man keine Genehmigung benötigt, als wir noch telefonisch nachfragten, wollte man uns dort aber einen Guide für 120 US$ andrehen. Wir bräuchten ein Fahrzeug, das vorne weg fährt. Zu guter Letzt fragten wir noch bei CBT in Bischkek nach und Gutsana, eine freundliche Mitarbeiterin, die auch gut deutsch spricht, versicherte uns, dass wir keine Genehmigung bräuchten, wenn wir nach China wollten und ein gültiges Visum vorzeigen könnten. Dies deckte sich auch mit einigen Forenbeiträgen im Internet und so versuchen wir unser Glück ohne Permit.

Ca. 40 km vor dem Pass bei Position 40°45‘09‘‘ N; 75°05‘00‘‘ E ist der Schlagbaum. Der Beamte fragt nach unserem Ziel und als wir ihm China sagen, trägt er unsere Daten in ein Buch ein und winkt uns durch. Also keine Genehmigung.

Kurz zuvor gabeln wir eine Tramperin auf. Sie steht an diesem Sonntag alleine an der gottverlassenen Straße und zuerst fahren wir an ihr vorbei, da wir ja keinen Platz haben, kehren dann aber um. Wir packen ihren Rucksack hinten hinein und sie muss sich hinten in die Mitte auf den Kühlschrank quetschen. Jetzt bemerken wir, dass sie einen kleinen Hund dabei hat. Datka, das war der Name einer kirgisischen Prinzessin, ist vielleicht 6 Wochen alt und wurde von Mette in Bischkek gerettet.

Mette ist 20 Jahre alt und stammt aus Dänemark, sie will auch nach China. Allerdings ist der Torugart Pass für Fußgänger, Backpacker und Fahrradfahrer gesperrt, bzw. es besteht Taxipflicht. Auch hat sie für den Hund keinerlei Papiere, sie will es aber trotzdem versuchen.

Zusammen fahren wir auf die Passhöhe auf ca. 3.700 m, dort ist ein großes Eisentor, das von Chinesen bewacht wird. Allerdings ist oben, als wir ankommen gerade eine private Fotosession. Wir fragen die Chinesen, wo wir über Nacht stehen bleiben können und sie weisen uns auf der kirgisischen Seite einen Platz neben der Straße an.

Am nächsten Morgen fahren wir wieder ein Stück zurück zum kirgisischen Grenzposten, der seltsamerweise keinen Schlagbaum hatte und an dem wir daher gestern dran vorbeigefahren sind. Hier müssen wir noch unsere Ausreisestempel holen.  Wir sollen hinten herum um das Gebäude und über den Hof zurück auf die Straße fahren. Hier stauen sich die LKWs, die auch nach China wollen. Auf dem Hof steht eine lange Schlange von LKWs, die sich auch in die Reihe der Laster auf der Straße einreihen wollen. Ich fahre an der Schlange vorbei und dann geht es steil bergan auf die Straße, dort steht, halb eingeknickt, ein Hängerzug und links ist wenig Platz, aber ich fahre trotzdem auf dem losen Untergrund an ihm vorbei. Dann passiert es zu ersten Mal, ich touchiere ein fremdes Fahrzeug. Mit unserem Dachzelt streife ich den Seitenspiegel des Lasters. Der Fahrer des Scania und die anderen umherstehenden Trucker schreien, fuchteln und rufen. Ja, ich bleibe ja stehen, aber auf der Straße. Dort ist auch ein Polizist, der auf den Verkehr bei dieser Einfahrt aufpasst. Zu Fuß gehe ich an den Tatort. Sie fragen mich „Americano?“, nein ich bin Deutscher und dann sagt der Fahrer „Heil Hitler“ und grinst. Ich denke: „Ok, vielleicht lässt sich das einfach regeln.“ Wir begutachten den Schaden, der Spiegel ist ganz, nur das Plastikgehäuse hat Risse und ein Teil davon ist heruntergefallen. Ich schaue den anderen Außenspiegel an, der genauso aussieht und mit breitem Tesaband zusammengeflickt ist. Ich erkläre dem Fahrer, dass das Spiegelgehäuse wohl schon kaputt war und jetzt nur ein Teil davon abgefallen ist. Ich biete ihm 10 US$ an. Sofort erhebt sich ein Stimmengewirr, einer von den anderen LKW Fahrern schreibt in den Staub 100 $. Ich bleibe ruhig und geben den Leuten zu verstehen, dass 100 $ total überzogen ist und ich nicht mehr als 10 $ gebe. Jetzt kommt der Polizist dazu, alle rufen nach einem Protokoll. „Ja“, sage ich, machen wir ein Protokoll. Als erstes will er jetzt den Reisepass und ich gebe ihm die Kopie. Er dreht diese ein paarmal in den Händen herum und fragt wohl was das sei, ein anderer Trucker sagt dann: „Passport copy“. Ich sage ihm, dass er das Protokoll auch mit der Kopie machen kann und ich meinen Original Ausweis nur dem Zoll vorlege. Er bleibt aber tatenlos auf der Straße stehen. Die anderen umringen mich und wollen die 100$, ich zeige auf den Polizisten und sage: „Protokoll“.  Aber jetzt beginnt es brenzlig zu werden, der Fahrer des „Unfallwagens“ sucht einen faustgroßen Stein und kommt damit und grimmiger Miene auf den Mercedes zu. Er macht so, als wolle er den Spiegel einschlagen, ich gehe einen Schritt zu Seite und machen seinen Weg frei, zeige auf den Polizisten, der daneben steht und deute an, ob er das wirklich im Beisein der Polizei machen will. Oben auf der Straße beginnt jetzt eine Huperei, die Schlange hat sich weiter nach vorne bewegt und die nachfolgenden LKW wollen aufrücken, aber da steht das Beast im Weg. Jetzt soll ich plötzlich wegfahren, aber ich bleibe stehen. „Zuerst machen wir das Protokoll“, sage ich. Der Polizist weiß nicht was er tun soll und gibt mir die Kopie zurück. Alle drängen mich zum Auto und zum weiter fahren, aber ich bleibe stur und sage, dass wir zuerst die Sache mit dem Spiegel klären. Zum Abschluss biete ich dem Fahrer 20 $ an, aber alle beharren auf den 100$ und dass es in China eine Strafe von 150 $ gäbe, wenn der Spiegel kaputt sei. Jetzt kommen die Zöllner von vorne zu uns, es sind keine LKW zum Abfertigen mehr da. Sie schauen was da los ist und jetzt muss ich nach vorne fahren. Ich fahre an allen Zollbeamten vorbei bis in den Zollhof, dort regt sich dann einer auf, warum ich am ersten Posten vorbei gefahren sei. Ich sage ihm, dass ich kein Stoppschild gesehen hätte, aber ich muss zurück fahren. Dort lässt man uns dann erstmal für eine Weile stehen. Endlich kommt einer mit mehreren Sternen zu uns, der junge Beamte erklärt ihm alles und dann kann ich wieder in den Zollhof fahren. Dort steigen Mette und Annette aus, gehen zur Abfertigung in das Passenger Terminal, ich muss einem anderen Zollbeamten folgen. Ich gebe hier mein Zolldokument für das Fahrzeug ab, zeige die Fahrzeugpapiere und dann meinen Ausweis. Einer der Beamten stempelt diesen und gibt ihn mir zurück, dann muss ich mit dem Fahrzeug auf die Grube fahren. Hier fragt mich ein Zöllner was mit dem LKW sei und ich erkläre ihm die Geschichte, male ihm ein Bild von ‚Spiegel vorher – Spiegel nachher‘. Er nickt und scheint zu verstehen. Aber jetzt wird erst einmal das Auto kontrolliert und zum ersten Mal wird unser Geheimfach für Bargeld und Papiere entdeckt. Ich versuche es ihm zu erklären, dass da nur Papiere drin sind, aber ich muss es öffnen. Das Geld nehme ich gleich heraus und dann sehen sie die zweiten Pässe. Was das ist, wollen sie wissen und ich erkläre ihnen, dass es bei uns möglich ist zwei Reisepässe zu haben und zeige ihm das Pakistan Visum. In meinem zweiten Reisepass ist ein anderes Foto als im anderen. Als er dieses sieht, zeigt er es seinem Kollegen und sagt dann zu mir: „Statham“. Ich verstehe zuerst nicht ganz, aber dann schwärmt er mir von seinem Lieblingsschauspieler vor, Jason Statham, den man vielleicht aus den Transporter-Filmen kennt und dass ich so aussehen würde wie Statham. Dann checken Sie weiter das Auto und als sie fertig sind, fängt er wieder an mit dem Spiegel. Ich erzähle ihm, dass alle Spiegel am Fahrzeug kaputt waren und ich ihm 20$ geboten habe, aber der Fahrer nicht wollte. Dann geht er in den Bürokomplex und kehrt nach einigen Minuten zurück. Er schüttelt mir die Hand, und lächelt, dann verabschiedet er mich mit den Worten: „Statham – good luck.“ Den Unfallgegner habe ich nie wieder gesehen.

Auf unserer Reise wurde ich schon einige Male gefragt, ob ich im Fernsehen wäre, ob ich ein Actor sei oder dass ich einem Schauspieler ähnlich sähe. Hier sind die Topvergleiche.

Ich fahre zum Ende des Gebäudes und nehme Mette und Annette wieder auf, dann fahren wir wieder auf die Passhöhe. Das waren zwei aufregende Stunden.

Auf der Passhöhe können wir nicht weiterfahren, die Chinesen teilen uns mit, dass wir hier parken müssen, bis unser Guide da ist. Um 11.30 Uhr schließen sie dann das Eisentor und erst um 15.00 Uhr geht dieses wieder auf. Dann erscheint auch Abdullah, unser Guide. In der Zwischenzeit hat sich Mette verabschiedet, sie versucht ihr Glück über die Grenze zu kommen mit einem kirgisischen LKW Fahrer.

Mit Abdullah fahren wir ca. 5 km auf der chinesischen Seite talabwärts bis zum ersten Checkpoint. Dort wird in einer provisorisch aufgebauten Röntgenanlage das Gepäck durchleuchtet und zwei Mann kontrollieren den Rest des Fahrzeugs. Dann geht es weiter auf einer schlechten Piste Richtung Kashgar, der sagenumwobenen Stadt an der Seidenstraße am Rande der Wüste Taklamakan, dem gefährlichsten Ort der ganzen Seidenstraße.

Gegen 18.00 Uhr erreichen wir einen weiteren Posten an dem das Fahrzeug desinfiziert werden soll, es ist aber gerade Zeit zum Abendessen und alle Beamten sind verschwunden. Gegen halb sieben trudeln sie wieder ein und sprühen das Beast ein. Leider zu wenig, denn der ganze Dreck und Staub  ist danach immer noch drauf, aber wir dürfen weiter bis zum nächsten Gebäude fahren, wo noch einmal alle Kisten geröntgt und das Fahrzeug gecheckt wird. Sie wollen die Fahrgestell- und die Motornummer sehen. Die Fahrgestellnummer ist kein Problem, aber die Motornummer, trotz eines Anrufs bei Mercedes in Deutschland kann ich die Nummer nicht finden. Das Auto ist glücklicherweise so dreckig und heiß, dass der Beamte auch nur aus der Ferne schaut und schließlich abwinkt. Alles klar, wir haben die Stempel und nach ca. 10 Std. Einreiseformalitäten sind wir in der Provinz Xinjiang. Es fängt bereits an dunkel zu werden und wir fahren zum Hotel Seman in Kashgar, dieses ist im ehemaligen russischen Konsulat. Morgen wollen wir die Formalitäten für das chinesische Nummernschild und den Führerschein erledigen und tags drauf Kashgar erkunden.

Leider ist die Altstadt von Kashgar nicht mehr das was sie einmal war, die Chinesen wollten die ganze Stadt umgestalten und nur auf internationalen Druck haben sie einen Rest stehen gelassen, der aber auch nichts mehr mit der alten Altstadt von einst zu tun hat.

Abends essen wir lecker in einer Art Imbiss, das Essen ist scharf, gut und günstig. Danach trinken wir bei John´s Cafe noch ein paar Bier und plaudern mit Luc und Laurant aus Luxemburg. Sie kommen gerade aus Pakistan und erzählen uns, dass der Karakorum Highway noch gesperrt sei und sie mit dem Flugzeug von Islamabad nach Kashgar kommen mussten.

Am Nachmittag des zweiten Tages in Kashgar versuche ich den Scheibenwischermotor mit einem Kabelbinder zu fixieren, dieser ist mit drei Schrauben auf einer Platte befestigt, aber das Gussteil ist an einer Schraubstelle gebrochen und immer wenn der Scheibenwischer auf Hochtouren läuft, fängt er sich an, sich zu verstellen. Als ich endlich mit der Arbeit, an dieser unmöglichen Stelle fertig bin, kommen zwei Männer in Bergsteigermontur zu uns. Sie kommen aus Franken und wollten den Muztagh Ata (7.546 m) besteigen, sind aber aufgrund des Wetters gescheitert. Außerdem haben Sie einen ihrer Bergkameraden aus Schonach im Schwarzwald am Berg verloren. Er sei der Fitteste gewesen, aber in einer Nacht ist er im Zelt auf 6.200 m gestorben, wahrscheinlich an einem Lungenödem oder an der Höhenkrankheit. Die Beiden waren noch sichtlich mitgenommen.

Dann geht es für uns endlich los, wir verlassen etwas enttäuscht Kashgar und machen uns auf, das Dach der Welt zu erkunden. Zuerst geht es weiter durch den Pamir nach Tashkurgan, wo wir noch einmal nächtigen und uns Abdullah am Morgen, nachdem wir die chinesischen Ausreiseformalitäten erledigt hatten, verlässt.

Nun fahren wir allein auf dem Karakorum Highway den Khunjerab Pass auf ca. 4.700 m hinauf. Der Karakorum Highway ist die höchstgelegene Fernstraße der Erde und führt uns nun nach Pakistan, in das 21. Land auf unserer Reise.

Good Luck – Statham

Stefan and the actors

Mit Yak und Pack durch den Pamir

Wer oder was ist Tadschikistan? So stand es in einem Prospekt von Globetrotter und auch unsere Erfahrung zeigt, dass wir in fragende Gesichter schauen, wenn uns jemand fragt wo wir gerade seien und wir antworten in Tadschikistan.

Zu Beginn unserer Reise stand weder Kirgistan noch Tadschikistan auf dem Plan und als wir in Kirgistan eintrafen, planten wir noch keinen Trip über den Pamir.

In TES´Guesthouse trafen wir wieder einmal mit Emma und Andy zusammen und feierten dort gemeinsam Annettes Geburtstag. Die beiden Engländer überzeugten uns, mit Ihnen gemeinsam den Pamir Highway zu befahren und Oibek von Muztoo, einem schweizer Reisebüro in Osh besorgte für uns die Tadschikistan Visa, samt Pamir Permit in drei Tagen in der Hauptstadt Bischkek. In den drei Tagen, an denen wir warten mussten, trafen im Guesthouse einige Overlander und Motorradfahrer ein und wir hatten eine gute Zeit. Aber wir trafen auch schon einige Vorbereitungen, so baute Andy auch eine Dusche an seinen Toyota und wir füllten sämtliche Wasser- und Dieseltanks. Annette und Emma kauften Lebensmittel und Getränke ein, denn auf dem Pamir ist man auf sich alleine gestellt und es gibt nur wenige Orte wo man sich versorgen kann, meist auch nur privat.

Am Samstag nach Annettes Geburtstag brechen wir nach dem Frühstück in der Frühe auf. Das Beast ist vollgeladen, alle Tanks und der Kühlschrank sind gefüllt, Lebensmittel hängen überall in Tüten und Behältern herum. Ich fühle mich ein bisschen wie bei „Das Boot“, als sie sich auf Feindfahrt begeben und aus dem Hafen auslaufen. Jetzt wollte ich gerne mal wissen, wieviel Kilogramm wir auf die Waage bringen, schätzungsweise knappe 4 Tonnen.

Der erste Teil der M41 auf kirgisischer Seite ist noch gut ausgebaut und wir kommen flott voran. Wir passieren schon einige Pässe mit über dreitausend Metern Höhe und dann kommt der Kyzyl-Art-Pass mit 4280 m Höhe, auf diesem Pass befindet sich die kirgisisch-tadschikische Grenze und einer der Grenzbeamten empfängt uns mit den Worten:“ Welcome to the highest custom post in the world“.

Die Grenzabwicklung ist relativ problemlos, wir verhandeln natürlich wieder die Preise für diverse Zolldienstleistungen und bezahlen an den tadschikischen Zoll 25 US$ Zollabfertigungsgebühr, 10 US$ an die Transportabteilung und 70 Som an den Kollegen vom Veterinäramt. Ibrahim, ein tadschikischer Zöllner  will unbedingt das Beast kaufen und fragt uns aus, wir geben ihm eine Visitenkarte und teilen ihm mit, dass er uns eine E-Mail mit seinen Daten senden soll und wir uns dann bei ihm melden, wenn wir das Auto verkaufen. Er verrät uns dann, dass wir bereits alles bezahlt hätten und auf keinen Fall bei der Ausreise noch etwas bezahlen sollen.

Am ersten Tag fahren wir noch bis zum Lake Karakul und schlagen dort unsere Dachzelte auf. Dieser See ist durch einen Meteoriteneinschlag vor über 5 Millionen Jahren entstanden und hat keinen Abfluss, das Wasser salzhaltig und es gibt kaum Fische darin. Der See liegt auf ca. 4.000 m Höhe und somit höher als der Titicacasee, der als der höchstgelegene See der Welt gilt. Die Nacht ist kalt und wir spüren die Höhe. Stechen in der Brust, Kurzatmigkeit, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit sind Anzeichen dafür.

Nach dem Frühstück geht es weiter in Richtung Murghab, wir befinden uns bereits in der autonomen Provinz Berg Badachschan, die man nur mit der sogenannten Pamir Permit befahren darf. Kurz vor Murghab müssen wir bereits den höchsten Pass des Pamir Highways, den Ak-Baital-Pass mit 4.655 m  überwinden. Die Fahrzeuge qualmen extrem schwarz, doch wir kommen gut den Berg hinauf, kurz vor der Passhöhe qualmt Andys Toyota aber plötzlich heftig weiß und wir glauben schon an ein Motorproblem, er meldet uns auch, dass in seinem Display „Check Engine“ angezeigt wird. Er bleibt aber cool und meint, dass das mit sinkender Höhe sicherlich wieder verschwinden wird, was dann auch tatsächlich so war. Murghab ist einer der Hauptorte im Pamir und es leben ca. 7.000 Menschen in dieser Stadt, in der Tourist-Info kaufen wir für einen Dollar ein Brot, was für diese Region sehr teuer ist. Am Ortsrand wird unsere Permit kontrolliert und wir biegen in ein Seitental ab. Die Strecke ist längst nicht mehr asphaltiert und wir fahren Off Road weiter bis wir einen schönen Stellplatz für die Nacht finden. Bei der Ankunft können wir an den Berghängen Tierpfade im Schnee sehen und erkennen dort kurz darauf auch die seltenen Marco Polo Schafe, die sich für die Nacht wieder in die Berge zurückziehen. Die zweite Nacht verbringen wir auf 4.200 m und wir schlafen schlecht.

Auch die Fahrzeuge spüren die Höhe, am Morgen gleich nach dem Starten des Motors ist die Leistung gleich Null, die beiden Geländewagen bewegen sich nicht vom Fleck, nach ca. 5 Minuten ändert sich das aber glücklicherweise wieder und wir können normal fahren, an den schwarzen Qualm haben wir uns bereits gewöhnt. Annette wechselt noch ihren BH und trägt nun ausschließlich ihren Lauf-BH von TriAction, das Gehoppel auf den schlechten Pfaden geht ihr auf die „Eier“.

Wir fahren durch wunderschöne Natur, durchqueren einen Fluss und kehren noch einmal nach Murghab zurück. Jetzt wechseln wir Geld, leider haben beide Banken geschlossen, aber irgendjemand schickt uns zum Pamir Hotel, dort können wir Geld wechseln und auch frisches Brot einkaufen. Der Manager spricht sogar deutsch. Jetzt wollen wir nur noch tanken, was sich als noch schwieriger herausstellt. Keine der Tankstellen hat Diesel und auf dem LKW Parkplatz bietet man uns den Diesel zum doppelten Preis an. Nach langem Hin und Her zeigt uns einer einen Hinterhof, wo man Diesel bekommen soll. Wir kaufen den kompletten Vorrat von 68 Litern auf und füllen unsere Tanks und Reservekanister damit auf. Bis Khorog kommt keine Tankstelle mehr.

Wir beschließen einen Schlafplatz unterhalb 4.000 m zu suchen und übernachten auf 3.900 m. Wir schlafen tatsächlich besser. Auf der M41, dem Pamir Highway fahren wir bis kurz nach Alichor und biegen dort nach einer Flussbrücke wieder auf einem Track in ein Seitental ab und folgen dem Fluss. Unterwegs machen wir Halt an einem Geysir und einer heißen Quelle, wo wir auch picknicken. An einem kleinen See namens Bulukul bleiben wir für heute stehen, hier ist es wunderschön und auch nur 3.750 m hoch. Emma packt noch ihre Angel aus und fängt 2 kleine Fische.

Am Abend kommt ein Sturm auf und wir fixieren mit allem was wir haben unser Dachzelt, glücklicherweise hört gegen Mitternacht der Wind auf und wir schlafen gut.

Kurz nach der Weiterfahrt kommen wir wieder auf die M41 und fahren ein kurzes Stück zurück, bis wieder eine nichtasphaltierte Straße nach Süden abzweigt. Dieser folgen wir, passieren einen tadschikischen Grenzposten und erreichen dann den Pamir River, auf der anderen Seite sehen wir Afghanistan.

Es beschleicht uns ein seltsames Gefühl, denn über dieses Land haben wir noch nie etwas Gutes gehört. Wir fahren dem Fluss Pamir entlang bis Langar, wo sich der Pamir mit dem Wakhan River zum Panj vereint.

Dieser Teil Afghanistans heißt Wakhan Korridor und wurde Ende des 19. Jahrhunderts während des Great Game, als Pufferzone zwischen dem Russischen Reich und dem British Empire installiert. Hinter dem Wakhan Valley erheben sich die Berge des Hindukusch. In unserem Reiseführer lesen wir, dass das so viel wie „Killer der Hindus“ bedeuten soll. Vielleicht war das ein natürliches Hindernis für die Verbreitung des Hinduismus von Süden her.

Tadschikistan ist das ärmste Land Zentralasiens und eines der ärmsten Länder der Welt, die Hälfte der Wirtschaftskraft stammt aus Geld, das emigrierte Tadschiken nach Hause schicken.
Das Jahreseinkommen soll durchschnittlich pro Kopf bei ca. 200 US$ liegen. Daher floriert im Nachbarland Afghanistans, dem weltgrößten Opiumproduzenten, der Drogenhandel auf der „neuen Seidenstraße“. Der „Business Insider“ hat die 19 teuersten Substanzen der Welt veröffentlicht und laut dieser Studie liegen die Drogen Heroin, Crystal Meth, Kokain und LSD vor Gold und Platin, von den natürlich vorkommenden Stoffen liegen nur Diamanten und andere Edelsteine vor den Drogen.

In Zugvand, einem kleinen Ort am Panj River suchen wir Brot, nach einigem Fragen können wir privat Brot bekommen. Die gute Frau will uns das Brot schenken, doch nach einigem Bitten nimmt sich doch das Geld an. Wir sind immer wieder erstaunt, dass uns gerade die Menschen, die so wenig haben, uns einladen oder etwas schenken möchten.
Am nächsten Morgen möchten wir zur alten Festung Abrashim (Vishim) Qala, einem Fort zum Schutze der Seidenstraße und zum Schutz vor afghanischen und chinesischen Eindringlingen fahren. In Zong fragen wir nach dem Weg, aber eine Frau gibt uns zu verstehen, dass wir auch mit Geländewagen nicht dahin fahren können. Sie bietet uns an, dass ihre Tochter mit uns zu Fuß hinaufgeht, aber für eine Wanderung sind wir heute nicht aufgelegt. Als wir das Angebot ablehnen lädt sie uns auf eine Tasse Tee in ihr Haus ein. Ihr Sohn sucht für uns einen englischen TV-Sender und währenddessen macht Schobegin, so lautet ihr Name, Tee für uns. Das Haus ist nach islamischen Regeln gebaut und gemütlich eingerichtet, außer Tee reicht sie uns noch Brot, Milch, Butter, Yogurt, Melonen, Nüsse und Süssigkeiten. Wir stellen uns vor und als sie hört, dass wir aus Deutschland sind überrascht sie uns mit einigen deutschen Wörtern, wie Mann, Frau, Bruder, Schwester, Haus, … wo sie das gelernt hat verstehen wir leider nicht.

Auf der anderen Flussseite liegt Qala-e Panja, die Ruine einer afghanischen Zitadelle, man kann sie von Zong aus gut sehen, denn der Fluss ist hier nicht so breit.

Das Flusstal ist beeindruckend, die Berge sind karg, kahl und unwirtlich, am Fluss hingegen ist es grün und fruchtbar, wie in einer Oase. Der Fluss ist nicht begradigt oder kanalisiert, das Wasser sucht sich selbst den Weg und wechselt oft die Talseite, es bilden sich Inseln und Nebenarme, die sich später wieder vereinen, so stelle ich mir auch das Rheintal, vor hunderten von Jahren vor. Die Gegend hier ist wunderschön.

Am Nachmittag besuchen wir bei Vrang eine alte buddhistische Stupa, ein Junge von 14 Jahren zeigt uns den Weg, er spricht englisch und sein Freund spricht 5 Sprachen (Tadschik, Wakha, Russisch, Farsi/Afghan und Englisch).
Als wir wieder beim Auto sind, bieten uns die Beiden Rubine zum Kauf an. Tatsächlich gibt es in Tadschikistan Edelsteinminen, die auch schon Marco Polo in seinen Berichten erwähnte. Nach Begutachtung der „Ware“ entscheiden sich Andy und ich zum Kauf von jeweils 6 Rubinen. Jeder von uns zahlt umgerechnet dafür etwa 4 Euro. Zudem glauben wir, dass ein Einstieg in das Edelsteingeschäft gesünder ist als der Einstieg in das Opiumgeschäft.

Über uns ragen die Gipfel von Pik Engels und Pik Marx empor, wir fahren an diesem Tag aber noch weiter bis Yamchun und campen in der Nähe der Bibi Fatima Hot Spring, die mit Hilfe der Aga Khan Stiftung erneuert wird.

Am Abend besuchen Annette und ich die heiße Quelle und nach unserer Rückkehr trinken wir  noch zusammen Gin, über dem Hindukusch geht der Vollmond auf, die Stimmung wird plötzlich sentimental und eine seltsame Ergriffenheit kommt über uns.

Am Morgen besuchen wir noch das Fort Yamchun und fahren dann weiter nach Ishkashim, dort soll morgen auf der afghanischen Seite der wöchentliche Markt stattfinden, den man ohne Visum besuchen kann. In Hanis Guesthouse treffen wir Maurizio an, den wir bereits in Teheran und Bukhara getroffen haben, er ruft uns zu, dass er still alive und gesund aus Kabul zurückgekehrt ist, allerdings denken wir, dass er so einige lokale Spezialitäten konsumiert hat, die bei uns unter das Betäubungsmittelgesetz fallen würden.
Am nächsten Morgen teilt uns Hani, der Eigentümer des Guesthouses mit, dass der Markt aus Sicherheitsgründen leider schon wieder abgesagt worden ist. Laut seiner Aussage gab es am Vorabend auf der anderen Flussseite einige Schusswechsel und heute sei auch noch amerikanischer Nationalfeiertag, der 04. Juli. Der Markt ist zum zweiten Mal in Folge ausgefallen und für die lokale Bevölkerung ist das eine große wirtschaftliche Einbuße.

Hani teilt uns auch noch mit, dass die Straße nach Khorog aufgrund von Erdrutschen unpassierbar sei. Er warte auf Gäste, die sich per Handy gemeldet hätten um ihm das mitzuteilen.

Wir beschließen trotzdem in Richtung Khorog zu fahren und im Falle, dass es nicht weiter geht biegen wir in ein Seitental ab und warten halt ab, bis die Straße wieder frei ist.

Aber wir haben Glück und können mit unseren Fahrzeugen die Stellen passieren und erreichen am Nachmittag die Pamir Lodge in Khorog, der Hauptstadt der autonomen Provinz Berg Badachschan. Hier leben über 20.000 Menschen und es gibt auch eine Universität. In der Lodge haben wir dann auch wieder einmal Internetzugang und wir nehmen Kontakt zur Heimat auf. Leider sind die Nachrichten  nicht so erfreulich und Annette bucht noch am gleichen Abend einen Heimflug in 3 Tagen von Osh in Kirgistan nach Basel.

Ihrer Mama geht es nicht gut, ist im Krankenhaus und es steht eine schwierige Operation an. Sie telefoniert noch mit ihr und verspricht in drei Tagen bei ihr zu sein, ihre Mutter verspricht ihr auch sich doch operieren zu lassen.

Am nächsten Morgen endet leider unsere gemeinsame Reise mit Around the world in 800 days. Gerne wären wir noch einige Tage mit ihnen weitergefahren, aber dies ist zum jetzigen Zeitpunkt unglücklicherweise nicht möglich. Nach dem letzten gemeinsamen Frühstück bauen wir unser Zelt ab währenddessen hat Emma für uns belegte Brote gerichtet und eingepackt, wir tauschen noch unsere Bilder und Videos aus und dann fahren wir los, auf der M41 in Richtung Murghab geht es wieder zurück. Der Highway ist schlechter als mancher Off Road Track, wir fahren ohne Pause, wir essen die Brote unterwegs während der Fahrt und am Abend erreichen wir den Lake Karakul, wo wir die Nacht verbringen. Früh am nächsten Morgen geht es weiter bis zur Grenze, natürlich sollen wir wieder bezahlen, aber wir bleiben stur und zahlen nichts. Diesmal kann keiner der Grenzer Englisch und wir werden laut auf Russisch angebrüllt. Als der erste merkt, dass er von uns nichts kriegt, lacht er und schüttelt mir die Hand, der letzte Posten will dann bei der Ausreise noch unser Auto desinfizieren, ich versuche ihm zu erklären, dass das bei der Einreise evtl. noch sinnvoll sein kann, aber nicht bei der Ausreise. Die 100 Som, die er haben will verweigern wir und lassen ihn in seinem Häuschen sitzen. Nach einer ¼ Stunde gibt er einem Schweizer, der des russischen mächtig ist, unsere Pässe und trägt ihm auf uns auszurichten, dass er die 100 Som für uns bezahlt und er uns nie wieder in Tadschikistan sehen will.

Am Nachmittag erreichen wir Osh und fahren wieder zu TES‘ Guesthouse, Annette packt ihre Sachen und am nächsten Morgen um 03.00 bringt sie ein Taxi zum Flughafen.

Leider muss auch ich 9 Tage später nach Deutschland zur Beerdigung von Annettes Mutter fliegen.

Wichtig für Annette war, dass sie noch rechtzeitig bei ihrer Mutter sein konnte. Selbst wenn man sich „in the middle of nowhere“ befindet, so ist man doch auch wieder schnell bei seinen Lieben zu Hause.

Nach einer gemeinsamen Woche in der Heimat, fliegen wir wieder zusammen zurück nach Osh in Kirgistan, in der Nähe zu Tadschikistan.

Das ist ein armes, aber wunderschönes Land, mit äußerst freundlichen und hilfsbereiten Menschen und auf jeden Fall eine Reise wert. Im Nachhinein sind wir sehr froh, mit Andy und Emma diese Reise gemacht zu haben, wir hätten wirklich etwas verpasst.

Frust in Armenien

Wir möchten in ein Land einreisen, in dem die Scharia gilt. Das ist sozusagen das Strafgesetzbuch Gottes und Unzucht soll beispielsweise mit 100 Schlägen bestraft werden. Wir haben die Visa für den Iran erhalten.

Am Abend gehen wir noch in Yerevan essen und dann ins Bett, denn am nächsten Tag wollen wir möglichst weit bis zur armenisch-iranischen Grenze kommen.

Doch am nächsten Morgen, nach ca. 70 km, es geht einen Pass hinauf, leuchtet die Kontrollleuchte „Check Engine“ auf. Wir halten an und lesen nach, was das sein könnte. Eine mögliche Ursache: Tempomat, Kühlmitteltemperaturanzeige oder Drehzahlmesser liefert keine Informationen oder die Kraftstoffzufuhr, bzw. der -filter. Ich mache die Motorhaube auf und prüfe alle Stecker, einmal aus- und wieder einstecken. Danach ist die Fehlermeldung weg. Wir entscheiden uns weiter zu fahren.

Unterwegs besuchen wir noch das Kloster Tatev und treffen dort zwei Overlander aus Brasilien. Raphael und Isabel haben noch Alexandra und Simon, zwei Schweizer, im Gepäck, die ebenfalls eine Weltreise machen. Wir unterhalten uns kurz und erfahren, dass sie auch nach Kapan und dann in den Iran wollen. In Kapan wollen sie noch zwei andere Overlander treffen. Wir fragen: „Emma und Andy?“ Sie bejahen verdutzt. Ja, unsere beiden englischen Freunde, die wir bereits auf Zypern und in Kappadokien getroffen haben, sind in Kapan und helfen dort Armen und Siranush ihren neuen Campingplatz zu promoten, auch wir wollten sie dort heute Abend noch treffen.

Siranush betreibt in Kapan eine Sprachschule und ihr Mann Armen macht gerade einen Campingplatz neu auf. Dort treffen wir zum dritten Mal auf unserer Reise Emma und Andy aus England. Später treffen noch die Brasilianer Raphael und Isabell mit den Schweizern Alexandra und Simon ein. Außerdem ist dort noch Jan, ein junger Mann aus der Slowakei, der auch Armen beim Ausbau des Platzes hilft und es kommt noch Oscar, ein Kanadier, der in Kapan in einer Goldmine arbeitet, und Marco, einen Portugiesen mitbringt, der über Couchsurfing bei Oscar übernachtet. So wird es ein lustiger, internationaler Abend, wo viel Reise-Know-How ausgetauscht wird. Für den nächsten Mittag wird noch ein gemeinsames Picknick vereinbart und dann wollen wir auch weiter fahren.

Am Abend machen wir noch auf einem schönen Plateau, vor einem Kriegsdenkmal Fotos von Andys Totoya Hilux, Raphaels Landrover und unserem Mercedes G und natürlich mit allen Leuten.

Am nächsten Morgen haben wir noch etwas Zeit bis zum Picknick und wir wollen auf der örtlichen Bank noch etwas Bargeld holen, denn im Iran ist aufgrund der Sanktionen Bargeld abheben, bzw. Kreditkartenzahlung unmöglich. Wir warten bis wir dran sind und Annette will schon mal die Pässe aus der Handtasche holen, da wird sie auf einmal kreidebleich. „Wo sind die Pässe?“

Wir durchsuchen nochmal die Handtasche und dann das Auto. Nichts! Die Pässe sind weg. Wir überlegen und rufen in Yerevan bei Mr. Hostel an. Ja, die Pässe sind dort. Einerseits fällt uns ein Stein vom Herzen, andererseits bedeutet das 400 km nach Yerevan und wieder zurück. Wir gehen zu Armen und Siranush und erzählen dort, dass wir wieder zurück müssen. Aber Siranush schnappt sofort ihr Handy und telefoniert herum, nach zwei Minuten sagt sie zu uns, „eure Pässe sind um 18 Uhr hier“. Es verkehren zwischen Kapan und Yerevan ständig Taxis und sie hat einem bekannten Taxifahrer den Auftrag gegeben, unsere Pässe mitzubringen, das Ganze wird uns so ca. 6 Euro kosten. Wir sind erleichtert, picknicken am Mittag und warten dass es 18 Uhr wird.

Doch in der Zwischenzeit droht weiteres Ungemach. Andy hat das Bild von den Fahrzeugen am Monument in Facebook gepostet und irgendwie hat das in Kapan sehr schnell die Runde gemacht und diverse Leute haben sich beim Bürgermeister beschwert. Dieser ruft dann auch bei Armen an und am Nachmittag treten Andy und Armen dort persönlich an und entschuldigen sich tausendmal und versprechen das Bild sofort im Internet zu löschen.

Kurz nach halb sieben fahren wir los Richtung Grenze, aber nach ca. 24 km bringt unser Beast keine Leistung mehr und die Lampe „Check Engine“ leuchtet wieder. Wir kehren um und übernachten bei Armen und Siranush.

Mercedes-Benz gibt es nur in Yerevan. Am Morgen lassen wir in Kapan von einer „freien Werkstatt“, die einen Computer haben, den Fehlerspeicher auslesen. „Turbo“ sagt der Meister, machen kann er aber nichts. Wir ziehen nochmal die Stecker vom Luftstrommengenmesser und starten das Beast. Es läuft ganz normal, wir sind aber besorgt, denn im Iran gibt es aufgrund der Sanktionen gar keinen Mercedes-Service. Also fahren wir doch zurück nach Yerevan, nicht um die Pässe zu holen, sondern um das Auto checken zu lassen. Bis nach Yerevan läuft die Maschine ganz normal, am nächsten Morgen checken die Spezialisten von Mercedes den Fehlerspeicher, können aber nichts feststellen. Artur, der After-Sales-Manager meint, wir sollten den Dieselfilter auf jeden Fall noch wechseln, denn der Diesel hier sei so miserabel, dass Daimler keine Dieselmodelle nach Armenien liefert.

Wir geben unser Einverständnis und warten, kurze Zeit später kommt Artur und meint, dass der Fehler gefunden wäre, beim letzten Service sei die Dichtung zwischen Luftzufuhr und Turbolader nicht richtig eingesetzt worden und dadurch habe der Turbo zusätzliche Luft gezogen mit der Folge, dass das Kraftstoff-Luft-Gemisch nicht mehr stimmt. Das ist vermutlich die Ursache und daher wird auch noch eine neue Dichtung eingesetzt, denn die alte hatte einen Riss und war stark deformiert. Nach ca. 3 Std. ist das Auto fertig und Artur meint wir sollen noch zwei Stunden in oder um Yerevan bleiben, falls es doch noch Probleme gibt.

Ach was, wir fahren auf die Schnellstraße und wieder geht es Richtung Iran, aber nach 20 km geht das Beast erneut in den Notlauf und wir kehren wieder um. Diesmal leuchtet noch die Kontrolllampe und im Fehlerspeicher sind drei Meldungen. Der Turbolader wird ausgebaut, das Rad ist defekt. Durch die falsch eingelegte Dichtung kam auch Schmutz und Staub in den Turbo, was dazu führte, dass nun der Ladedruck nicht mehr voll aufgebaut werden kann.

Aber nun kommt Artur mit einer neuen Hiobsbotschaft, es gibt keine Teile für einen Dieselmotor. Lieferzeit mindestens zwei Wochen. Es ist Freitagnachmittag, wir sollen über das Wochenende überlegen was wir machen wollen. Ich rufe in Deutschland bei meinem Schulkameraden Willi an, der bei Mercedes-Benz in Bad Säckingen das Lager verwaltet. Er hat alles da, ich kann es morgen abholen, und so buchen wir einen Flug von Yerevan über Wien nach Basel und am Samstag hole ich die Teile ab und fliege am Sonntag zurück nach Yerevan.

Annette bleibt das Wochenende in Armenien, Kim Kardeshian ist auch da, sie ist Armenierin und macht Öffentlichkeitsarbeit für die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Gedenken an den Genozid am armenischen Volk im Osmanischen Reich.

Ich lande in der Nacht auf Montag und bin gegen 5 Uhr morgens bei Mr. Hostel. Als ich ins Haus möchte, sehe ich zwei Typen an unserem Auto und ich bleibe stehen bis sie weg sind. Es ist nichts außergewöhnliches, dass die Leute unser Auto anschauen, nur dachte ich zuerst einer pinkelt vorne an die Stoßstange.

Bei Mr. Hostel frühstücken wir noch und wollen gegen 07.30 Uhr zu Mercedes losfahren, dass wir gleich zu Arbeitsbeginn da sind und unser Auto schnellstmöglich fertig wird.

Beim Herausgehen fällt mir unter unserem Auto etwas auf, ich schaue drunter und dort liegen unsere Gitter der Frontscheinwerfer. Ich gehe zur Front und bin entsetzt, beide Scheinwerfer fehlen und auch die Heckleuchten wurden beide abgeschraubt. Ich fluche laut und wünsche diesem Pack die Pest an den Hals. Ich bin wütend wie selten.

Diebstahl, so schreibt es die Scharia vor, soll mit Abtrennen der rechten Hand bestraft werden. Auf einmal finde ich dieses System gar nicht mehr so schlecht.

Wir fahren zu Mercedes und die Mitarbeiter dort sind enttäuscht und beschämt, dass das passiert ist. Aber laut Artur leider kein Einzelfall, in den letzten zwei Wochen wurden von ca. 10 Fahrzeugen die Scheinwerfer gestohlen. Diese haben sie zum Glück da, kosten aber mehr als 2000 Euro und einen weiteren Standtag in Yerevan. Die Couchgarnitur in der Warteecke und der Kaffeeautomat sind unser neues Wohnzimmer.

Am Abend wechseln wir über, in ein Hotel in der Nähe und erhalten dort per SMS noch die niederschmetternde Nachricht, dass unser kleiner, geliebter, griechischer Kater Erwin in Schopfheim von einem Auto überfahren wurde und tot ist.

Wir sind auf dem absoluten Tiefpunkt.

Am Abend des darauffolgenden Tages fahren wir zum dritten Mal von Yerevan los und sind kurz vor Mitternacht an der Grenze. Morgen wollen wir in den Iran einreisen, vor dem Grenzübertritt haben wir ein wenig Bammel, denn wir haben einiges gehört von iranischen Nummernschildern, Tankkarten für Diesel und anderem.

Aber der Spaß beginnt schon früher, der armenische Zoll stellt fest, dass wir mit unserem Auto einen Tag länger in Armenien waren, als bei der Einreise angegeben. Ja, das wissen wir, aber wir mussten 4 Tage ungeplant in der Werkstatt verbringen. Das interessiert hier aber keinen und wir sollen mitkommen. Ok, denken wir, jetzt müssen wir für den einen Tag noch Road Tax und Ecology Tax nachzahlen. Das waren für 15 Tage, ca. 50 Euro, vielleicht müssen wir jetzt nochmal 3,50 Euro nachzahlen.

Wir werden in ein Büro geführt, wo 2 Damen und ein Herr in Zivil sitzen und der Mann rechnet eine Weile auf einem großen Taschenrechner herum und zeigt mir dann das Display. „You have to pay this! – Dollar!“

Das Display zeigt 2100. Ich weiß gar nicht, ob ich lachen oder brüllen soll. Ich sage nur „no“ zu ihm und rechne ihm vor, was wir für 15 Tage bezahlt haben und was dann ein Tag kostet. Er erklärt mir nun, dass dies eine Strafe sei. Ich frage ihn, für was denn die Strafe sei. Dies sei ein neues Gesetz wird mir gesagt.

Ich weigere mich, die Strafe zu zahlen, deshalb wird eine Dame um die 50 hinzugezogen. Sie trägt eine Uniform mit zwei Sternen und spricht deutsch. Zu sagen hat sie hier nichts, sie fungiert nur als Dolmetscherin. Ich erkläre ihr nochmal, dass ich das nicht bezahlen werde, dass ich eine Aufstellung haben will, wie sich die Strafe berechnet, mit der gesetzlichen Grundlage, versehen mit Namen der Dienststelle, des Zollbeamten und Unterschrift mit Stempel. Ich werde das in Yerevan prüfen lassen.

Die Aufstellung wird gerade so auf einen Zettel geschrieben, wie das neue Gesetz heißt weiß keiner und unterschreiben will auch keiner.

Ich schlage vor, dass wir zum Chef gehen und so platzen wir in ein Meeting in seinem Büro. Dort sitzt er gemütlich mit 5 Freunden, alle in Zivil bei Früchten, Tee und Gebäck. Ihm wird kurz erklärt was ich möchte, daraufhin schmeißt er mir abfällig einen dicken Gesetzestext auf Russisch auf den Schreibtisch. Mir reicht es nun. Ich hole mein Handy heraus und tippe in den Taschenrechner 2100, das halte ich ihm dann dicht vor die Nase. Ich sage zu ihm, dass mir das nicht ausreicht, dass mir jemand ein Display hinhält und mir mitteilt, dass ich das zu zahlen hätte. Das müsste schon etwas fundierter sein. Außerdem möchte ich seinen Gesetzestext nicht lesen, sondern möchte die besagte Aufstellung mit Angabe des Gesetzes.

Einer seiner Freunde, der wohl englisch kann, übersetzt es ihm. Daraufhin gibt er ein paar Anweisungen und Lala, die Dolmetscherin sagt zu mir: „Kommen Sie“.

Wir sollen warten, am Nachmittag kommt der Zollinspektor.

In der Zwischenzeit habe ich Armen und Artur angerufen und sie gefragt, ob sie eine Idee hätten. Armen hat in Yerevan bei einer Hotline des Zolls angerufen und Artur ebenfalls mit einem Beamten vom Zollamt gesprochen und beide teilten mir mit, dass bei der Einreise mit einem Fahrzeug angegeben werden muss, wie lange das Fahrzeug in Armenien bleiben soll, danach muss es wieder ausgeführt werden. Wenn man dies in der angegeben Frist nicht tut, muss man 50% der VAT auf den Fahrzeugwert, der bei der Einreise angegeben wurde, als Strafe bezahlen, im Falle einer begründeten Überschreitung der Dauer wird auf eine Strafe verzichtet.

Mit diesen Informationen gehe ich wieder zu Lala. „Oh, das wissen wir hier nicht. Warum haben sie das nicht gleich gesagt, dass sie 4 Tage bei Mercedes zur Reparatur waren?“ Ich bitte Lala darum, das ihren Leuten mitzuteilen, langsam wird ihr das auch unangenehm und obwohl ich einige Male recht unfreundlich zu ihr war, fragt sie uns, ob wir mit ihr etwas zu Mittag essen. Wir nehmen an und vertragen uns wieder.

Am Nachmittag kommt sie zu uns und sagt, dass wir nun eine Erklärung abgeben müssen, warum wir zu lange in Armenien waren und dann einen Antrag stellen müssen, mit der Bitte die Strafe zu erlassen. Sie diktiert uns alles auf Deutsch und schreibt dann eine armenische Übersetzung. Dann wird noch kopiert, gestempelt, getackert und geheftet und wir müssen noch 20700 AMD (Dram) zahlen und dürfen dann aber, nach mehr als siebeneinhalb Stunden gegen 17.30 Uhr Armenien endlich und ohne Zahlung einer Strafe verlassen.

Wir hatten sehr unterschiedliche Begegnungen in Armenien und Dank Siranush, Armen, Artur und einigen anderen überwiegen unsere positiven Eindrücke.

An diesem Abend steht uns aber noch das bevor, wovor wir uns heute Morgen am meisten gefürchtet hatten. Der iranische Zoll.

An der ersten Schranke steige ich aus. Im Wachhäuschen sitzen 4 Soldaten in Uniform, alle adrett gekleidet und man empfängt mich mit einem freundlichen „Welcome in Iran“. Einer schaut kurz die Pässe an und fragt wo wir her sind, daraufhin schickt er uns in den „Salon“.

Dort werden unsere Pässe erfasst und wir befragt, ob wir Alkohol, Drogen, etc. mitführen würden, denn dies sei im Iran verboten. Danach geht es zum dritten Häuschen, wo das Carnet de Passage abgestempelt wird und dann können wir einreisen. Das ganze dauerte nur 1 Std. und 15 Minuten. Wir sind positiv erstaunt und suchen uns einen Stellplatz für die Nacht.

Wildes Campieren fällt glücklicherweise nicht in den Geltungsbereich der Scharia.

Wir entdecken den Kaukasus

Die Iraner feiern ihr Neujahrsfest und das bedeutet für uns, dass es vorerst kein Visum gibt. Die türkische Schwarzmeerküste und die Stadt Trabzon, wo wir bereits eine Woche zugebracht haben, halten nicht so viel bereit, dass wir hier weiter warten wollen und so sagen wir „Gülle Gülle Türkiye“ und verlassen die Türkei nach mehr als drei Monaten in Richtung Georgien.

Wir fahren die Schwarzmeerküste entlang bis Sarp und reisen dort nach Georgien ein. Für die beiden ehemaligen GUS Staaten Armenien und Georgien benötigen EU-Bürger kein Visum und so reisen ziemlich unkompliziert und schnell nach Georgien ein. Zuerst tauschen wir etwas Geld (georgische Lari) und tanken voll, der Sprit kostet ca. 80 €-Cent je Liter, dann fahren wir weiter nach Batumi. Das ist die drittgrößte Stadt Georgiens und hat im Botanischen Garten einen Campingplatz, dieser liegt direkt am Strand, nur durch ein Bahngleis getrennt, dafür mit eigenem Bahnhof. Von hier aus kann man mit dem Zug in die Stadt fahren. Am Abend finden wir in Batumi eine nette kleine Brauerei mit Gaststätte, wo wir lecker essen. Es gibt Kebab, Khachapuri und Khinkali, das sind Teigschiffchen mit Käse und Ei, bzw. gefüllte Teigtaschen. Das Bier schmeckt auch sehr süffig und heißt „Golden Vlies“ oder „Argo“. In der griechischen Mythologie sollen Iason und seine Argonauten hier das goldene Vlies dem König Äetes geraubt haben.

Von einem goldenen Vlies ist heute in Batumi nichts mehr zu sehen, aber das wurde ja auch geraubt. Zwar versprechen die zahlreichen Casinos hier satte Gold- und Geldgewinne, aber ein Großteil des Stadtbildes lässt uns erahnen, wie es wohl in der Sowjetunion in den 60-Jahren ausgesehen haben muss. In der Nacht leuchtet aber die Küste von Batumi wie Las Vegas.

Da auch hier noch kein Badewetter herrscht verlassen wir die Küste des Schwarzen Meeres und steuern die Hauptstadt Tiflis an, wo wir im Old Town Hostel einchecken. Von hier aus erkunden wir die Altstadt, den Freiheitsplatz, die Friedensbrücke, die Rustaveli Avenue, die Synagoge und die Antschischati Kirche. Im historischen Bäderviertel gönnen wir uns noch ein privates Schwefelbad mit Schrubben und anschließender Massage. Der Masseur für die Männer ist etwas grobschlächtig und nach der Entspannungsmassage brauche ich zwei Tage lang Ibuprofen.

Hier hören wir auch, dass Deutschland in der EM-Qualifikation in Tiflis spielt und als wir am Stadion Eintrittskarten kaufen, entdecken wir direkt daneben das „State Silk Museum“. Für uns, die wir auf der Seidenstraße fahren, ist ein Besuch natürlich Pflicht. Das Gebäude ist alt und innen ziemlich heruntergekommen, eine nette junge Dame empfängt uns, kassiert den Eintritt und macht eine private Führung, wir sind die einzigen Besucher. Sie erklärt uns, dass es hier ab 1887 eine Produktionsstätte für Seide war, aber das Museum schon zu Produktionszeiten eröffnet wurde. Leider wurde nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und in den darauffolgenden Bürgerkriegen alles zu Geld gemacht, was nicht niet- und nagelfest war. Es ist sehr interessant zu hören, wie die Raupen gezüchtet wurden und was aus der Seide alles hergestellt wurde.

Bis zum Anpfiff im Dynamo-Stadion am Sonntag sind es noch vier Tage und die nutzen wir, um über den großen Kaukasus zur russischen Grenze zu fahren. Hier verspricht der „Georgian Military Highway“ einiges an Abenteuer und so packen wir zusammen und fahren auf der Straße, die Russland mit Georgien verbindet in Richtung der russischen Stadt Vladikavkaz. Wir passieren das Skigebiet Gudauri und den Jvari Pass (2.395 m), ab dort geht es wieder abwärts in Richtung Kazbegi, dem heutigen Stepanzminda, aber es kommen nun die abenteuerlichsten Tunnels, die wir bisher gesehen haben. Alle sind unbeleuchtet und mit riesigen Schlaglöchern gesegnet, die Höhe beträgt 4,01 m und die LKW fahren nicht einmal Schritttempo. Die LKW werden einzeln hereingewinkt und durchgelotst, es ist Millimeterarbeit. Im grenznahen Ort Kanobi werden die LKW, die nach Russland wollen, abgefertigt und davor bildet sich eine LKW-Schlange, soweit das Auge reicht. Die Fahrer harren auf ca. 2.000 m, zum Teil in uralten russischen LKW´s die ganze Nacht aus und warten, bis sie an der Reihe sind. Wir übernachten in einem kleinen Ort namens Juta in einem Seitental auch auf ca. 2.000 m mit Blick auf den Berg Kazbeg (5.047 m), dies ist der dritthöchste Berg Georgiens und ein beliebtes Postkartenmotiv.

Zum Länderspiel sind wir wieder zurück in Tiflis und treffen nun auch auf einige deutsche Fußballfans. Im Envoy Hostel treffen wir Dirk aus Essen und seine Reisekumpel Lukas aus Brasilien. Dirk ist HSV Mitglied, aber auch zufällig in Tiflis, er reist jedes Jahr 3 Monate durch die Welt, dies hat er in seinem Arbeitsvertrag fest verankert. Mit beiden besuchen wir am Abend das Länderspiel und freuen uns über den 2:0 Sieg unserer Mannschaft.

Das Envoy Hostel liegt unterhalb der Festung Narikala und die Straße geht hier äußerst steil bergauf, der Belag ist Kopfsteinpflaster und bei Regen glatt wie Eis. Am Nachmittag kommen wir aus der Stadt und erklimmen den Weg zum Hostel, auf der Seite steht ein Auto halb auf der Treppe, halb auf der Straße. Wie sich herausstellt wollte der Fahrer hier hochfahren ist jedoch seitlich weggedriftet und auf die Treppe gerutscht und nun kommt er hier nicht mehr weg. Die zwei Fahrer sind völlig aus dem Häuschen und es sind bereits einige Zuschauer da. Einer fragt uns, ob wir ihm helfen können und ich parke unser Auto um und ziehe ihn mit der Seilwinde die Straße hinauf. Ein Mitarbeiter aus dem benachbarten Café, der das Ganze filmt meint zu dieser Bergungsaktion: „You must be Spiderman for them.“ Gerade als wir fertig sind kommt der offizielle DFB Fanclub die Straße hoch und ihr Kameramann filmt zumindest noch unser Auto.

Am nächsten Morgen verlassen wir Tiflis und Georgien wieder weiter nach Südosten in Richtung Armenien. Auch hier verläuft die Grenzabfertigung relativ problemlos, nur als wir den Zollhof verlassen wollen, muss noch einer die Papiere checken und fragt ständig nach einem Broker. Wir verstehen nicht, was er will und bleiben einfach mal stehen, dann wird er aber unfreundlich und zeigt uns an, dass wir zu einer Baracke gehen sollen und zwar davaj, davaj.

Dort sitzen die Broker, ein Zöllner und ein Kassierer und Geldwechsler. Einer kann auch englisch und sagt uns, dass wir eine Zollgebühr, Straßenmaut und Ökologieabgabe plus seine Kommission, alles in allem 50 Euro zu zahlen hätten. Die Prozedur dauert ca. 20 Minuten, dann schließen wir hinter dem Zollhof noch eine Kaskoversicherung ab. Diese soll für 10 Tage zuerst 25 US$ kosten, ich schreibe das auf und sage ihm, dass ich in die Nachbarbuden gehe und noch dort nachfrage, dann sagt er, ok für Deutsche kostet es nur 10 US$. Dann tauschen wir einen 10$-Schein gegen die Police und fahren in Richtung Sevan See.

Die Straßen hier sind noch schlechter, die Luft ist stickig und das Wetter schlecht. Wir erreichen die Stadt Sevan am späten Nachmittag. Hier sieht es so trostlos aus, dass wir weiterfahren, aber erstmal nur bis Tsaghkadzor. Ich bin zu müde, um nach Yerevan durchzufahren. Tsaghkadzor ist ein Skiresort und Olympiastützpunkt der Wintersportathleten von Armenien. Im Moment wirkt der Ort aber wie ausgestorben und wir mieten uns im Hotel Multi Rest House ein. Eine gute Adresse, es gibt Schwimmingpool, Fitness, SPA und Frühstück für ca. 35 €.

Interessehalber frage ich nach wie die Preise für ein Doppelzimmer über Weihnachten und Neujahr sind. Die nette Dame an der Rezeption erklärt mir, Standartzimmer für 14 Tag mit Frühstück, Pool, Fitness, Tennis, WiFi, Kidsclub, Parking und Transfer zur Seilbahn gibt es für 1.000 Euro. Das wäre doch mal eine Alternative zur Schweiz oder Österreich. Für die abendliche Unterhaltung ist hier auch gesorgt, es gibt zahlreiche Restaurants, Kasinos, Discotheken und Nightclubs.

In Yerevan suchen wir die iranische Botschaft und treffen dort am Eingangstor einen Mitarbeiter, wie sich herausstellt ist er für die Visaerteilung zuständig und freundlicherweise prüft er für uns den Status unserer Referenznummern. Leider sind diese noch nicht da und wir schreiben nochmal eine deutliche E-Mail an die Agentur, wo wir die Nummer beantragt haben.

In der Zwischenzeit machen wir nochmal einen dreitägigen Ausflug in das Umland von Yerevan und besichtigen den Mihr-Tempel bei Garni, die Klöster Geghard und Khor Virap und den Nationalpark Khosrov, sowie die antike Stadt Artashat und die Kathedrale von Etschmiadsin in der Stadt Vaghershapat.

In der ersten Nacht finden wir eine tollen Lagerplatz an einem Stausee und am Abend scheint für einen kurze Moment die Sonne in das Tal, die Berge erscheinen blutrot, es ist ein Gänsehautmoment. Ergriffen machen wir ein Lagerfeuer und braten Kartoffeln, Paprika und Zwiebeln, dazu gibt es Eier, Käse und Rotwein.

Die zweite Nacht verläuft anders, wir wollen in der Nähe des Nationalparks unser Zelt aufschlagen, aber ein unfreundlicher Ranger schickt uns weg, beim zweiten Versuch finden wir einen Platz. Am Abend kommen einige alte russische Militärjeeps daher. Mit dem ersten unterhalten wir uns mehr recht als schlecht. Wir wissen nicht was er will. Wir verstehen, dass er 8 Kinder hat und Kräuter sammeln muss, er war Soldat im Krieg und Dram (armenische Währung) und Dollar. Wir glauben, dass er uns anbettelt und reden irgendwas daher und fragen ihn, ob einen Cay möchte. Er versteht uns auch nicht, dann wir es dunkel und vom Berg kommen einige Leute herunter, alle mit Säcken beladen. Jetzt verstehen wir etwas mehr. Er wartet hier auf seine Familie, die hier Kräuter gesammelt haben und diese wollen sie gegen Dram verkaufen. Auch kommt ein kleiner, aufgeweckter Mann mit Hund und Stock herunter. Er redet mit allen Leuten und als alle weg sind steht er noch alleine da. Er lehnt an unserem Auto und fragt: “Maschine? Aleman?“ Wir versuchen eine Unterhaltung und er sagt: “Kaffee“, wir bieten einen an, aber er will uns einladen. Nachdem wir ihn fragen wie weit es bis zu seinem Haus ist, gehen wir mit ihm. Er wohnt alleine, hat 4 Hunde und heißt Warosch. Er macht Kaffee auf einem Heizgerät, die Lichter gehen für einen Moment aus, als er es einschaltet. Aus der Wand kommt eine abenteuerliche Kabelkombination, aber er hat Telefon, Strom, Kühlschrank, alles was man braucht. Nach dem Kaffee bietet er uns an bei ihm zu schlafen, wir geben aber zurück zum Auto. Er begleitet uns mit einem seiner Hunde und schenkt uns zwei Fladenbrote für das Frühstück.

Am Morgen packen wir zusammen und fahren gemütlich zurück nach Yerevan, wieder zu Mr. Hostel und in der Nacht auf Ostersonntag erhalten wir eine E-Mail mit der lang ersehnten Referenznummer. Am Sonntag schauen wir uns das Cafesjian Center For The Arts an und erwischen den Berg Ararat das erste Mal ohne Wolken.

Morgen gehen wir zum iranischen Konsulat und erreichen hoffentlich bald Land Nummer 15 unserer Reise.

von der syrischen Grenze zum Schwarzen Meer

Wir scheinen etwas in Verzug geraten zu sein, denn es ist bereits März und da wollten wir schon im Iran sein. Daher machen wir uns auf den Weg, obwohl es in Kappadokien noch viel Interessantes zu entdecken gegeben hätte. Wir fahren zuerst nach Süden, Gaziantep ist die Partnerstadt der syrischen Stadt Aleppo, sie ist das Pistazienzentrum der Türkei und der Basar gilt als einer der Wichtigsten für den Handel mit Hülsenfrüchten und Gewürzen. Da wir nur ca. 70 km von der syrischen Grenze entfernt sind, wollen wir nicht wild in der Gegend campen und aus diesem Grund mieten wir uns im Hotel Sirehan ein. Ein wunderschönes Hotel, eine ehemalige Karawanserei an der Seidenstraße, von hier aus können wir den Basar und die Altstadt bequem zu Fuß erreichen. Am Abend machen wir noch einen kurzen Bummel durch die Stadt, die Geschäfte schließen gerade und wir sind sehr gespannt auf den morgigen Tag.

Nach einem tollen Frühstück mit einheimischen Spezialitäten gehen wir auf den Basar, es gibt handgemachte Lederschuhe, Metallwaren, Gewürze, Nüsse, Süßigkeiten, Kleider und vieles mehr. Besonders interessant sind die alten Metallwerkstätten und in einer kleinen Nische sitzt ein Mann in seiner Werkstatt, er lötet etwas zusammen und ich frage ihn, ob wir reinkommen dürfen, er bejaht. Er lötet mit Hämmern, ob diese aus Stein oder Metall sind, kann ich leider nicht erfahren. Diese erhitzt er in einem Kohlefeuer und bearbeitet dann seine Werkstücke. Es ist sehr beeindruckend wie er mit diesen, für uns primitiven Mitteln so exakt arbeiten kann. Aus allen Werkstätten qualmt der Kohlerauch und das Hämmern der Kupferschmiede ist weit zu hören. Wir verbringen den ganzen Tag in der Stadt und bleiben noch eine Nacht im Sirehan Hotel. Am nächsten Morgen fahren wir weiter, Sanliurfa lassen wir aus, hier verpassen wir die Höhle Abrahams, aber die Zeit drängt uns und der Weg nach Trabzon ist noch weit, dort wollen wir die Visa für den Iran holen.

Zuvor machen wir halt am Berg Nemrut Dagi, dort gibt es eine Kombination aus Heiligtümern und Grabstätte, mit überdimensionalen steinernen Figuren zu sehen, die König Antiochus dort ca. 50 v. Christus errichten ließ. Der Berg liegt am Oberlauf des Euphrat im nördlichen Mesopotamien und ist 2150 m hoch, wir fahren bis ca. 1500 m, dann treffen wir auf einen parkenden Minibus. Wir halten an und unterhalten uns mit dem Fahrer. Im Moment sei es unmöglich hoch zu fahren, der Schnee liegt zu hoch, nur zu Fuß kann man die steinernen Giganten im Moment erreichen. Er wartet auf seine zwei thailändischen Gäste. Da es bereits Nachmittag ist und es über 6 km bis zum Gipfel sind, beschließen wir hier zu übernachten und morgen früh auf den Gipfel zu steigen.

Wir übernachten bei Osman, er hat hier in der Nähe ein Hotel, das im Moment geschlossen ist, wir können im Hof parken und dort schlafen. Osman ist ab und zu in Kiel und in seinem Büro reden wir eine Weile über alles Mögliche. Er zeigt uns Bilder vom Gipfel, den steinernen Köpfen und von seinen Autos. Einem Suzuki Samurai, mit dem er hier im Gelände unterwegs ist und seinem Mercedes W124, in dem nur er fährt. Das ist das beste Auto, dann kommt Audi A6 und dann Volvo. Am Abend bringt er uns ein frisch gebackenes Fladenbrot vorbei, das wir zum Frühstück essen.

Dann geht es los, vor acht Uhr sind wir startklar, es ist kalt und beginnt leicht zu regnen. Wir fahren soweit es möglich ist und gehen dann zu Fuß weiter. Der Schnee wird immer höher, es fängt an zu schneien und der Wind nimmt zu. Wir stapfen weiter und erreichen den Gipfelparkplatz, von hier aus können wir den Gipfel sehen, es sind noch ca. 600 m, aber der Wind hat Sturmstärke angenommen und bläst uns frontal ins Gesicht, so dass das Atmen kaum noch möglich ist. Wir gehen noch ein kurzes Stück weiter, beschließen aber dann umzukehren und nach 4 Std. sind wir zurück am Auto. Wir sind total durchnässt und durchgefroren. Wir ziehen uns draußen noch aus und nehmen unsere trockenen Sachen mit ins Auto. Standheizung ein und Motor an, wir essen getrocknete Aprikosen und langsam tauen wir auf. Schade, zu gerne hätten wir die steinernen Monumente gesehen. Wir fahren dann weiter in Richtung Trabzon, es regnet nun ununterbrochen und in Diyarbarkir macht der Scheibenwischer schlapp, zum Glück sehen wir hier direkt an der Hauptstraße Mercedes-Benz Gelecek und uns wird wieder einmal schnell und unkompliziert geholfen. Statt einer Rechnung bekommen wir eine Wanduhr, einen Kugelschreiber, einen Kalender und zwei Tassen geschenkt. So macht der Werkstattbesuch Spaß.

Es ist spät geworden und wir bleiben in Diyarbarkir, von wo aus wir nun in einer Tour nach Trabzon wollen. Wir fahren am nächsten Morgen bis Bingöl, wundern uns über die vielen Leute auf der Straße, die gepanzerten Fahrzeuge und die abgeriegelten Straßen und dann weiter bis kurz nach Kagi, wo uns 4 bewaffnete Securityleute verduzt anschauen und fragen was wir hier wollen. Nach Trabzon, ich zeige einem die Karte und er erklärt uns, dass die Straße gesperrt sei, warum erfahren wir leider nicht, nur, dass wir bis Bingöl zurück müssen und dann nach Erzurum. Ein Umweg von 150 km auf ziemlich schlechten Straßen.

Um 01.30 erreichen wir schließlich Macka bei Trabzon, wo wir an der Straße parken und schlafen. Am Morgen fahren wir die restlichen 20 km bis Trabzon und sind zum ersten Mal in unserem Leben am Schwarzen Meer.

Trabzon ist eine Hafenstadt und sie erscheint uns dreckig und in schlechtem Zustand. Es ist Sonntag und wir suchen das Konsulat des Iran, das wir in einer kleinen Seitenstraße finden, morgen wollen wir in aller Frühe hier unser Glück versuchen und ohne Referenznummer das Visum holen. In der Zwischenzeit bummeln wir noch durch Trabzon, sonntags sind hordenweise Menschen unterwegs und bevölkern die Cafés und Straßen.

Am Montagmorgen stehen wir um 08.30 vor dem Konsulat, wir sind die Einzigen hier. Kurz vor neun Uhr kommen noch Geraldine und Robert, zwei Ethnologiestudenten aus Deutschland, die per Anhalter unterwegs sind und auch ohne Referenznummer ein Visum für den Iran möchten. Gegen 09.15 Uhr stehen wir alle 4 wieder auf der Straße, allerdings ohne Visa. Wir haben Zettel bekommen mit 4 Internetadressen, wo man die Referenznummern beantragen kann, mit dieser Nummer sollen wir dann wieder kommen.

Dass es ohne diese Nummer nicht geht hat uns bereits Sandra und Fabian, zwei Medizinstudenten aus Magdeburg, die wir in Kappadokien getroffen haben, per E-Mail geschrieben. Wir haben noch in Diyarbarkir die Nummern über das Internet bei http://www.iranianvisa.com beantragt, aber wir wollten es auf jeden Fall noch auf diese Art versuchen. Es bleibt uns nun nichts anderes übrig, als auf die Referenznummer zu warten. Wir fahren wieder ein Stück aus Trabzon heraus, in Richtung Macka und halten an der Straße an und beratschlagen was wir nun tun sollen. Es fährt ein Jeep Grand Cherokee, mit Autokennzeichen von Trabzon an uns vorbei, hält dann an und kommt im Rückwärtsgang zurück. Ich lasse die Seitenscheibe herunter und ein Mann ruft zu uns herüber „Ich bin Hamburger, kann ich euch helfen?“ Wir zögern kurz und erzählen ihm dann unsere Geschichte und dass wir einen Platz für 2-3 Tage suchen, wo wir bleiben können. Er lädt uns zu sich ein und gibt uns seine Handynummer, wir wollen noch was einkaufen und verabreden uns für den Nachmittag, dort treffen wir uns in einer Teestube.

Yilmaz ist 69 Jahre alt und hat 45 Jahre bei Blohm und Voss in Hamburg als Schweißer gearbeitet. Jetzt ist er wieder in seiner Heimat, er hat hier zwei Häuser und bietet uns an, bei ihm zu wohnen. Im Moment ist er alleine, seine Frau ist noch in Deutschland, sie kommt erst im Juli für einige Wochen.

Wir fahren mit ihm zu seinem Haus und schlagen unser Dachzelt im Garten auf. Die Tage vergehen und wir erhalten immer noch keine Nachricht bezüglich der Referenznummern, dafür gehen wir mit Yilmaz auf die Jagd, wir besuchen sein Haus in den Bergen, kochen Tee, Kaffee und Grünkohl, hacken Holz und versorgen seine 2 Hunde, die gerade 3 noch sehr kleine Junge haben. Doch so langsam bekommen wir schlimme Befürchtungen, dass das mit dem Visum nicht so schnell geht, denn am 21.03. feiern die Iraner ihr Nowruz-Fest, das ist das iranische Neujahrsfest und das kann bis zu 14 Tage andauern. Leider bekommen wir dann auch noch eine E-Mail, unser Antrag wird erst nach dem Urlaub bearbeitet und dieser endet am 27. März, d. h. für uns, dass es wohl April wird, bis wir in den Iran einreisen können.

discover Turkey

Für diejenigen, die nicht so gerne lesen, gibt es jetzt mal ein Video.
Wir hoffen, dass es euch gefällt, unsere Mittel (Kamera, Software, etc.) sind etwas begrenzt.

auf den Spuren Winnetous …

In Maribor, dem ehemaligen Marburg an der Drau treffen wir Frank Suffel, ein Kollege von Andreas aus der Stuttgarter Zeit, er ist dort CEO von Starkom, einer Daimler-Tochter und Teilelieferant unserer G-Klasse. (Rahmen = tragendes Unterteil unseres Autos = wichtig) Er zeigt uns das ganze Werk, ein Teil eines ehemaligen Kombinats, der Sozialismus ist noch spürbar. Die Teile, die die Firma herstellt sind beeindruckend, besonders die Rahmen der 6×6 Version und die Militärausführungen mit Halterungen für Helikopter und Fahrzeuggewichten bis zu 6 to.

Nach einer Nacht in Franks Appartment geht es für uns wieder nach Kroatien, wieder über Zagreb nach Karlovac, von dort über Landstrassen in den Nationalpark Plitvicer Seen, einst Drehorte der Winnetou-Filme. Dort bleiben wir für 2 Nächte und nehmen uns einen Tag Zeit um den Nationalpark zu erkunden. Nun wollen wir wieder an die Adria, der Weg führt uns durch das Velebitgebirge nach Starigrad, dort soll es laut unserem offiziellen Kroatien-Infopaket (vom Tourismusstand Kroatien an der CMT Stuttgart) das Feld von Starigrad zu besichtigen geben. Wir denken an einen Kriegsschauplatz, o. ä., wissen es aber nicht genau, außerdem soll das Feld UNESCO Weltkulturerbe sein, also fragen wir im Touristoffice nach. Die Dame ist sehr freundlich, aber das Feld von Starigrad ist ihr völlig unbekannt. Sie gibt uns zwei Landkarten und das Winnetou Infoblatt über das Velebitgebirge. Google teilt uns schließlich mit, dass das Feld von Starigrad auf der Insel Hvar liegt, dann fällt es auch der Dame vom Touristoffice ein, sie sagt, dass es in Kroatien 3 Starigrad gibt und das auf Hvar aber „Stari Grad“ geschrieben wird.

Wir beschliessen noch am Nachmittag den Ort „Parizevacka glavica“ anzusteuern, dort standen einst die Pueblos der Apachen mit Blick auf den Rio Pecos, der Ort wo Old Shatterhand gegen Intschu-Tschuna wettrudern musste. Das letzte Stück ist nur Schotterweg, für uns aber kein Problem. Der Anblick ist grandios, der grünlich schimmernde Fluß Zrmanja liegt tief in diesem Canyon. Wir sind hier absolut alleine, es herrscht die totale Stille. Wir machen hier Kaffeepause und schießen ein paar Fotos. Gerne würden wir diesen Fluss per Kanu erkunden und den Canyon mal von unten sehen, daher machen wir uns auf nach Kastel Zegarski, dort soll es Rafting- und Kajakangebote geben. Die Straßen werden immer abenteuerlicher und die Gegend menschenleer, in einem Ort, der weder in unserer Radwanderkarte vom Touristoffice noch in unserem Navi existiert fragen wir nach Raftingmöglichkeiten und dem Weg nach Kastel Zegarski. Wir haben Glück und treffen Mica, sein T-shirt ist vielversprechend, es trägt den Aufdruck „Afgahnistan – Leben am Limit“. Er organisiert für uns eine Kajaktour für den nächsten Tag, wechselt uns 100 Euro zu einem Kurs, besser als auf der Bank und stellt uns sein Privatgelände am Fluss zur Übernachtung zur Verfügung, sehr schön direkt an einem Wasserfall gelegen, nur schwer zu finden. Die Kajaktour ist beeindruckend, das Wasser total klar und alles wunderschön. Dies sind bisher unsere schönsten Tage.

Über Zadar, Sibenik fahren wir weiter bis Trogir, auch hier bleiben wir zwei Nächte. Der Ort ist einfach nur schön. Der Plan für die nächsten Tag ist über Split auf die Inseln Brac und Hvar zu fahren, vielleicht finden wir noch das Feld von Stari Grad.

Annette, Frank und Stefan vor einigen Rahmen für die G-Klasse

Annette, Frank und Stefan vor einigen Rahmen für die G-Klasse

Nationalpark Plitvicer Seen

Nationalpark Plitvicer Seen

Nationalpark Plitvicer Seen

Nationalpark Plitvicer Seen

Unser Standplatz bei Mica

Unser Standplatz bei Mica

unser Fahrzeug

unser Fahrzeug vor dem Velebit

Rafting auf der Zrmanja www.raftrek.hr

Rafting auf der Zrmanja
www.raftrek.hr

Fluss Zrmanja alias "Rio Pecos"

Fluss Zrmanja alias „Rio Pecos“

Dies ist unser Reisetagebuch. Wir planen mit unserem Fahrzeug, einem Mercedes-Benz G320 CDI von Deutschland aus, entlang der historischen Seidenstrasse bis nach Singapur zu fahren. Bereits Seneca wusste Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer. Daher wagen wir die Reise und freuen uns auf die Begegnungen mit neuen Menschen, Kulturen und Landschaften.