Monat: Februar 2015

discover Turkey

Für diejenigen, die nicht so gerne lesen, gibt es jetzt mal ein Video.
Wir hoffen, dass es euch gefällt, unsere Mittel (Kamera, Software, etc.) sind etwas begrenzt.

Entlang der lykischen Küste

Geyikbayiri ist Ausgangspunkt des lykischen Wanderwegs, dem ersten türkischen Fernwanderweg, den die Sunday Times zu einem der 10 schönsten Wanderwege der Welt gekürt hat. Auch wir wollen Lykien entdecken, allerdings mit dem Auto und nicht zu Fuß und so fahren wir in Richtung Kemer, einem belieben Ferienort, wo ich bereits 1989 schon einmal für eine Woche in Urlaub war und dann weiter nach Olympos. An diesem sagenumwobenen Ort soll Feuer aus der Erde schlagen, daher wollen wir den Ort am Abend besuchen. Zuvor besichtigen wir Çirali und Adrasan, wo wir uns zum Abendessen Gözleme leisten, hier ist das Stück für 3 türkische Lira erhältlich. Während wir warten werden wir mit einer Tüte voller saftiger und zuckersüßer Orangen beschenkt.

Bei Einbruch der Dunkelheit machen wir uns auf, zu den ewigen Feuern der Chimäre, einem jahrtausendealtem Naturphänomen. Aus dem felsigen Boden eines Berghangs schlagen an mehreren Stellen Flammen heraus, dieser Platz ist seit der Antike bekannt und soll früher sogar als Leuchtfeuer für die Schifffahrt gedient haben. Wir sind alleine hier an diesem mythischen Ort und genießen die Ruhe, wir können uns lebhaft vorstellen, was an diesem Ort in der Antike von statten gegangen ist.

Wir schlafen am Strand von Chimäre und fahren am Morgen weiter nach Myra, dem Ort wo der heilige St. Nikolaus im 4. Jahrhundert byzantinischer Bischoff war. Ab dem 6. Jahrhundert wurde die erste, dem heiligen St. Nikolaus gewidmete Kirche gebaut und damit begann die europaweite Popularität des Nikolauses. Hier besichtigen wir auch die ersten lykischen Felsgräber. Die im 6. Jahrhundert vor Christus in Stein gehauenen Gräber sind Abbilder der Häuser, in denen die Verstorbenen gelebt haben.

Für die Nacht suchen wir einen Platz, der uns Pocket Earth Pro anzeigt, er liegt ca. 10 km von Demre entfernt und führt uns in die Berge. Wir glauben schon umkehren zu müssen, denn die Wege werden immer schlechter, aber unser G braucht auch mal eine Herausforderung und so fahren wir weiter. Wir stellen fest, dass wir uns auf dem lykischen Wanderweg befinden und dieser ist weit davon entfernt z. B. dem Westweg ähnlich zu sein. Irgendwann halten wir in der Pampa an und kochen unser Abendessen, die Nacht ist außergewöhnlich dunkel und ruhig.

Am Morgen fahren wir wieder ins Tal nach Demre und kaufen ein Ekmek, das ist das türkische Standartbrot und fahren zum Strand, um dort zu frühstücken. Wir finden einen Park, wo es schöne Sitzgelegenheiten gibt und bereiten dort unser Frühstück zu. Es ist der Partnerschaftspark der Stadt Demre mit Elzach im Schwarzwald. Wir fühlen uns fast ein wenig zu Hause.

Die lykische Küste ist voller geschichtsträchtiger Orte und so fahren wir nur ein kurzes Stück bis Kekova, wo es eine versunkene Stadt zu besichtigen gibt. Am Strand liegen dutzende steinerner Sarkophage herum und die Einheimischen nutzen die historischen Überreste für ihre Zwecke.

Restauriert hingegen wurde die historische Stadt Patara, wo der Gott Apollo und der heilige St. Nikolaus geboren wurden. Patara war zu Zeiten des lykischen Bundes eine wichtige Hafenstadt und in der Antike Sitz eines Apollo Orakels. Außerdem gibt es hier einen 22 km langen Sandstrand, der als einer der Schönsten weltweit gilt und an dem auch die Karettschildkröten ihre Eier ablegen. Hier wollen wir auch die Nacht verbringen und als wir am Nachmittag ankommen, lockt der große Sandkasten für eine Offroad Runde. Am Anfang geht alles gut, jedoch bleibt unser G am Ende im Sand stecken. Aber das Seil unserer Winde reicht glücklicherweise bis zu den Bäumen auf den Dünen und so können wir uns selbst aus dem Sand befreien. Es kommt Turca vorbei und hilft uns, das Seil zu ziehen und an den Bäumen anzulegen, er versteht zwar weder Englisch noch Deutsch und dennoch wird es noch ein lustiger Abend in der Dorfkneipe von Patara.

Ein weiterer Traumstrand liegt in der Bucht von Ölüdeniz bei Fethiye, diese Bucht wird auch das Tote Meer, bzw. die Blaue Lagune genannt. Hier bleiben wir drei Nächte. Im Dorf ist im Moment tote Hose, aber wir können uns lebhaft vorstellen, wie es hier in der Hochsaison zur Sache geht. In den Apotheken gibt es hauptsächlich Produkte von Durex, Viagra und Aspirin zu kaufen.

In Fethiye finden wir einen Segelmacher, der uns für 200 TL eine perfekte Zeltrückwand herstellt. Diese macht er uns auf Maß, so dass wir unsere Hecktüre des Autos bei geschlossener Zeltrückwand öffnen können. Er beginnt sofort mit der Arbeit und zwei Stunden später können wir sie abholen, in der Zwischenzeit gegen wir ein Kebab essen.

Auf dem weiteren Weg nach Marmaris besuchen wir noch die Felsgräber von Dalyan und Akyaka, dort hält ein Motorradfahrer vom MC Marmaris an und fragt uns, was wir suchen. Als wir ihm sagen, „einen Schlafplatz“, fährt er persönlich auf dem Motorrad vor und zeigt uns einen Platz zum Übernachten.

In Marmaris lasse ich mich zum ersten Mal von einem türkischen Kuaför verwöhnen. Nachdem er mir den Bart geschnitten, mich rasiert, Nase und Ohren gewaxt, Ohren, Brauen und Wimpern abgeflammt, eine Gesichtsmaske aufgelegt, die Haare geschnitten und gewaschen und anschließend noch massiert hat, fühle ich mich um Jahre jünger.

Wir fahren weiter auf die Halbinsel Datca und wollen dort wieder am Strand, in der Nähe von Mesudiye, nahe der historischen Stadt Knidos schlafen. Als wir das Auto parken kommt eine alte Frau und fragt gestikulierend, ob wir hier schlafen wollen. Als wir ihr „Ja“ zu verstehen geben, führt sie uns in ihren Hof und zeigt uns einen Platz, wo wir uns hinstellen sollen. Wir zögern und fragen wieviel sie dafür haben will, sie macht eine abfällige Handbewegung und winkt uns herein. Ich mache sie auf die Bäume und die Höhe unseres Autos aufmerksam, daraufhin verschwindet sie im Haus und kommt mit ihrem Mann zurück. Dieser hat schon die Säge in der Hand und beginnt die Äste abzusägen. Wie es scheint gibt es kein Zurück und so parken wir im Hof von Ali und Neriman. Nach kurzer Zeit sitzen wir in ihrer Küche und trinken Kaffee, am nächsten Morgen lädt sie uns zum türkischen Frühstück ein. Wir bedanken uns ganz herzlich und nach dem Frühstück brechen wir auf, zum Abschied bekommt Annette einen Kuss auf die Stirn. Ali ist 80 und Neriman 77 Jahre alt und obwohl sie außer türkisch kein Wort verstehen, haben sie uns in ihr Haus eingeladen und wir haben eine schöne Zeit gemeinsam verbracht. Im Sommer betreiben sie eine kleine Pansiyon.

Die lykische Küste endete bereits bei Dalyan, die historische Stadt Kaunos war die letzte Stadt Lykiens und wir fahren nun am Ägäischen Meer wieder nordwärts über Ephesus, wo wir u. a. den Tempel der Artemis (eines der 7 Weltwunder der Antike), Celsus Bibliothek und die Marienkirche besichtigen, in Richtung Izmir. Am Mittwoch geht von dort unser Flug nach Zürich. Wir haben eine Einladung zur goldenen Hochzeit von meinen Eltern erhalten, die am 12.02.2012 in Schopfheim stattfindet.

 

Begegnungen in Geyikbayiri

Bereits in Meteora, dem Ort in Griechenland mit den bizarren Felsformationen, fiel uns ein Plakat auf, mit dem Titel Petzl Rocktour 2014, dort war neben Meteora, u. a. auch Antalya als Station vermerkt. Und zufällig fahren wir im Randbezirk von Antalya herum und finden einen Campingplatz namens Climbers Garden, da dieser jedoch mehr für Zelte ausgelegt ist, fahren wir weiter zu JoSiTo, einem Camp für Kletterer inmitten des Klettergebietes „Geyikbayiri“. Hier treffen sich im Winter Kletterer aus der ganzen Welt, dass wir keine Kletterer sind, stört aber niemanden. Wir bleiben hier für ein paar Tage, das Ambiente gefällt uns und so beschließen wir länger zu bleiben und das Carnet de Passage, das wir als Zolldokument für unser Fahrzeug ab dem Iran benötigen, hierher schicken zu lassen. In der Zwischenzeit vertreiben wir uns die Zeit mit Skifahren im 40 km entfernten Saklikent, mit Wanderungen rund um das Camp, mit Erforschung einer Höhle, mit Joggen, Off Road fahren oder mit Klettern.

Wir haben uns entschlossen einen Kletterkurs zu machen und Tafa, ein türkischer Guide erklärt sich dazu bereit, uns die Basics zu zeigen. Für diese Aufgabe ist er zwar gnadenlos überqualifiziert, er hat 2007 den Mount Everest bezwungen, aber er tut es trotzdem, wieder spüren wir die türkische Gastfreundschaft.

Abends trifft man sich in der Bar und wir lernen sehr viele interessante Menschen kennen, z. B. Otmar aus Freiburg. Er ist passionierter Kletterer und seit über 12 Jahren geht er diesem Sport nach und verbringt die Winter in der warmen Türkei oder auf Griechenland, dieses Jahr bleibt er für drei Monate in Geyikbayiri. In den Alpen hat er alle wichtigen Gipfel von Aletschhorn bis Zmuttgrat bestiegen. Auch läuft er Marathon und seine Bestzeit erzielte er beim Berlin Marathon, wo er nach 2 Std. 33 Minuten das Ziel erreichte. Voller Hochachtung frage ich ihn wie er das macht. Er war Beamter, hat aber vor mehr als 20 Jahren gekündigt und ist aus dem Staatsdienst ausgetreten, er gibt immer 100% und auf dem Amt, da geht das nicht, so seine Aussage und seitdem hat er seine Hobbies zu seinem Tagwerk gemacht.

Oben hat es geschneit, die Gipfel um uns herum sind weiß und so entscheiden wir uns für einen Skiausflug nach Saklikent, das ist von uns aus ca. 40 km entfernt und liegt auf 1.850 m. Der Sessellift geht bis 2.450 m und an unserem Skitag herrscht Kaiserwetter. Die Pisten sind bestens präpariert und es hat keine Leute, wir müssen den ganzen Tag kein einziges Mal warten, sondern können immer direkt in den Sessellift einsteigen. Die Ausrüstung haben wir für 70 türkische Lira geliehen, das Einzige, was uns an diesem Tag kurz irritiert ist, dass der Muezzin gegen 15 Uhr zum Gebet ruft.

Wir treffen auch zwei junge Familien, die mit Kind und Hund in Campern unterwegs sind. Patrick und Becca haben ein Jahr Elternzeit genommen und reisen durch Europa, um zu klettern, die 16 Monate alte Tochter und der Hund sind stets dabei. Raffael und Allison sind bereits das dritte Jahr unterwegs, ebenfalls mit Kind und Hund und mit ihrem weiteren Hobby Häkeln bestreiten sie mittlerweile ihren Lebensunterhalt. Sie fahren von Kletterevent zu High-Line Veranstaltungen und verkaufen ihre Mützen. „ƎWoolution“ ist mittlerweile eine angesagte Marke in Kletter- und Highlinekreisen und das Motto lautet: „handmade on the road“

Und wir treffen Nasim, eine 32-jährige Kletterin aus dem Iran, sie verdient ihr Geld als Instructor, Guide und Model. Sie gibt uns einen Abend lang Tipps, was wir im Iran besuchen sollen und welche Gegenden wir getrost außer Acht lassen können, außerdem macht sie uns eine Liste mit dem, was wir unbedingt essen sollen. Für Annette hat sie Hinweise, wie sie sich im Iran korrekt kleidet, ohne dass sie sich noch extra Kleidung oder Accessoires zulegen muss. Ende März ist auch sie wieder im Iran und wir werden uns sicherlich wieder treffen.

Hier sind so viele junge Menschen unterwegs, die hier klettern und arbeiten. Das Motto ist, ein Tag Arbeit, ein Tag Klettern. So verdienen sie sich in den Camps Kost und Logis.

Kost und Logis suchen auch viele Hunde und an einem Tag, als wir eine Wanderung rund um das Camp machen begleitet uns ein großer, brauner Hund auf der ganzen Runde, in der Hoffnung etwas zu fressen zu bekommen. Einmal steigt er auf einen Felsen im Wald um etwas abzuschnüffeln und hier hatten wir den Eindruck ihm scheint die Sonne durch die Rippen.

An einem anderen Tag landen wir nach einer Trekkingrunde im Peak Guesthouse, einem Camp, wo man auch Bungalows mieten kann. Auf der einladenden Terrasse machen wir Mittagspause und genehmigen uns ein Bier. Die Aussicht und die Ruhe sind herrlich, wir fragen ob wir zum Abendessen kommen können, denn es gibt am Abend ein türkisches Buffet.

Eine andere Spezialität hier ist der sonntägliche Markt. An einem Platz, wo unzählige Hütten und Zelte auf Stelzen sind, findet am Sonntag entlang der Straße ein Markt statt. Verkauft werden Trockenfrüchte, Nüsse, Obst, Gemüse, sowie Kleidung und allerlei Gebrauchsgegenstände. Die Leute kommen aus der Stadt, kaufen ein und danach geht es in eine der Hütten zum Essen. Auch wir quartieren uns ein und genießen Bazlama, Gözleme und Kavhalti, dazu gibt es natürlich türkischen Tee.

Dann fahren wir noch einmal hinunter nach Antalya, seit Saklikent zeigt das Display einen Fehler an.

„Verteilergetriebe LOW – Werkstatt aufsuchen“.

Die Werkstattsuche gestaltet sich schwierig, wir wollen eine offizielle MB-Vertretung und keine Hinterhof Werkstatt, also gehen wir mal zuerst in das BAUHAUS, den deutschen Baumarkt, den wir zufällig an der Straße entdecken. Wir suchen noch ein Mittel zu Vorbeugung von Schimmel im Zelt. Als wir wieder auf dem Parkplatz sind, spricht uns Ali an, ihm gefällt unser Auto und wir sprechen über allerhand und er erklärt uns den Weg zu Mercedes. Er fährt BMW Motorrad und ist der Manager von Robinson Club Türkei. Er lädt uns ein, zum Urlaub nach der Reise – wenn das kein Angebot ist!

Bei Mercedes MerSer in Antalya erleben wir eine Überraschung. Der Fehler tritt nur auf, wenn ich die Untersetzung „LOW“ einschalte, so auch vor der Werkstatt. „OK, wir müssen den Fehler mit dem Computer auslesen“ lautet das erste Statement des Servicemeisters. Das dauere ca. 30 Minuten und wir sollen Platz nehmen. Es gibt Tee oder Kaffee mit Gebäck und nach einer guten halben Stunde kommt er wieder. Er zeigt uns Fotos von einer Kabelverbindung und einem Stecker, die defekt sind, möglicherweise Marderbiss, o. ä. Er hat leider keinen Stecker da, Ersatzteile aus Deutschland liefern lassen dauert 15 Tage, aber er kann den Stecker reparieren, wir sollen nochmal 30 Minuten warten und danach entlässt er uns mit einem Händedruck und den Worten „Gute Fahrt“. Geld will er keines und das am Freitag um 17.30 Uhr, wir sind sehr erstaunt und bedanken uns.

Mittlerweile ist auch das Carnet de Passage eingetroffen und wir können unsere Reise fortsetzen, der Plan ist an der Küste Richtung Westen und dann nach Norden, erstmal bis Ephesos und dann wollen wir ins Landesinnere nach Pamukkale und Kappadokien.

Seit letztem Donnerstag sind wir wieder on the road!