Izmir

Abstecher nach Zypern – short trip to Cyprus

Am Rosenmontag landen wir abends wieder in Izmir, wir waren an der goldenen Hochzeit meiner Eltern und leider auch an der Beerdigung unseres Freundes Achim. Da unser Auto bei Mercedes Mengerler in Izmir, unweit des Flughafens steht, aber leider schon geschlossen hat übernachten wir am Flughafen und stehen am nächsten Morgen im Autohaus. Es wird gerade noch ein Dichtgummi in die Hecktüre eingebaut, weshalb wir noch etwas warten müssen. Als „Übersetzer findet sich Sahin, ein Türke, der aber in Mannheim aufgewachsen ist und jetzt wieder in Kusadasi bei Izmir lebt. Seine S-Klasse hat aber noch das Kennzeichen von Ludwigshafen (LU).

Unser nächstes Ziel heißt Pamukkale, dieser Ort ist UNESCO Weltkulturerbe und liegt nahe an der antiken Stadt Hierapolis. Die jahrtausendealten Kalksinterterrassen sind weltweit einzigartig, etwas Ähnliches gibt es noch im Yellowstone Nationalpark in den USA. Das kalkhaltige Thermalwasser, das hier aus der Erde kommt, formte über tausende Jahre diese Terrassen.

Wir übernachten im Nachbarort Karahayit auf einem Campingplatz namens „Kurhaus“. Auch hier kommt warmes Wasser aus der Erde und die Dusche im Keller ähnelt einem Schwimmbad. Aus der Wand kommt ein dickes Rohr und wenn man den Hahn aufdreht prasselt das heiße Thermalwasser auf einen hernieder. Man könnte stundenlang darunter stehen.

Der Eigentümer des Platzes, dazu gehört auch noch eine Pension, hat viele Jahre in Deutschland gearbeitet und seine erste Baustelle, auf der er 6 Jahr gearbeitet hat, war das Kurhaus in Mainz, deshalb hat er seine Pension und Campingplatz auch so benannt. Bei Einbruch der Dunkelheit bemerken wir auch wie er Zusatzeinnahmen über den Winter generiert, in dem er die Zimmer der Pension stundenweise vermietet.

Am nächsten Morgen wollen wir weiter, an den großen Salzsee Tuz Gölü und dann nach Kappadokien. Wir fahren über das anatolische Hochland, erstmal bis nach Beysehir am gleichnamigen See und übernachten dort in einem Hotel, da es am Abend bereits über 6°C Minus hat und schneit. Am nächsten Morgen ändern wir aufgrund des Wetters unseren Plan und fahren wieder zur Südküste nach Manavgat und von dort weiter nach Anamur. Dort ist auch das Kap Anamur, der südlichste Punkt Kleinasiens und Namensgeber des Rettungsschiffes der Hilfsorganisation Cap Anamur/Deutsche Not-Ärzte e. V.

Wir besichtigen die Kreuzritterburg Mamure Kalesi und der Greenkeeper Recep macht mit uns eine persönliche Führung, er hat sein eigenes Gästebuch, in das wir uns eintrage dürfen, danach gibt es noch Cay. Anemurion, die antike Stadt Stadt am Kap Anamur schauen wir uns im Anschluss an, sie hat eine beeindruckende Nekropole und eines der besterhaltenen Odeons der antiken Welt. Gegenüber Kap Anemurion liegt das Kap der Zyprer oder Kap Krommyus, etwa 60 km vom Festland entfernt. Und so entsteht der Plan nach Zypern zu reisen, zumal es in Kappadokien immer noch sehr kalt und verschneit ist.

In Tasucu kaufen wir ein Fährticket und setzen mit zweieinhalb stündiger Verspätung nachts um 02.30 Uhr nach Zypern über. Wir legen im Hafen von Girne (Kyrenia) in der Türkischen Republik Nordzypern gegen 7.00 Uhr an und verlassen die Fähre, danach beginnt eine kleine Odyssee. Die Kfz-Versicherung ist im Nordteil Zyperns ungültig, daher stellen wir uns als erstes in die Schlange vor dem Versicherungsschalter, dann zahlen wir die Hafengebühr, holen die Einreisestempel bei der Polizei und letztendlich stehen wir an der Zollabfertigung. Hier treffen wir auf einen Beamten, der mit meinem Personalausweis Probleme hat, weil er keinen Stempel reinhauen kann, ob ich mit dem Dokument einreisen darf, kann er nicht entscheiden, daher müssen wir zu Mr. Achmet. Der sitzt im Zollgebäude außerhalb des Hafens. First Floor, first right. OK, wir finden ihn, er versteht zuerst das Problem nicht, wir auch nicht. Er schreibt was auf einen Zettel und zurück geht es zum Zoll im Hafen und gegen 09.30 Uhr verlassen wir endlich den Hafen in Richtung Famagusta. Dort schauen wir uns die Altstadt an, essen „Fish and Chips“, die Insel ist noch sehr britisch, denn erst 1960 entließen die Briten die Zyprioten in die Unabhängigkeit und 1974 erklärte der Norden die Unabhängigkeit und rief die Türkische Republik Nordzypern aus, diese wurde jedoch international von keinem Staat, außer der Türkei, anerkannt.

Unser Gas ist leer und wir haben aus Platz- und Gewichtsgründen keine Ersatzflasche dabei, daher möchten wir die Flasche füllen lassen. Wir fragen einen Händler, der bei seinem Lieferanten anruft und mir sagt, dass ich am Montag die Flasche gefüllt kriege, heute ist aber erst Samstag. Ich sage ihm, dass wir weiter nach Larnaka wollen und dann gibt er mir den Tipp in Larnaka zu Jetgas zu gehen, ab 12 Uhr könnte ich da auch heute die Flasche füllen lassen. Und so suchen wir den Grenzübergang, irgendwie scheint man hier im Norden, den Rest der Insel zu ignorieren, keine Straßenschilder, die auf die Städte im Süden hinweisen, keine Hinweisschilder auf Grenzübergänge.

Wir werden schließlich aber fündig und passieren den türkischen (TRNZ) Zoll, fahren danach zum nächsten Checkpoint und wundern uns, dass dort die Flagge Großbritanniens weht. Am Übergang empfangen uns freundlich 2 Engländer und erklären uns, dass dies die englische Zone ist und sie uns nicht nach Larnaka fahren lassen können, weil sie uns nicht registrieren könnten. Wir verstehen das Ganze nicht, wir sind EU-Bürger mit einem EU-Fahrzeug und möchten in das EU-Land Zypern oder in die britische Zone von Zypern, das auch zur EU gehört einreisen. Letztendlich müssen wir den Grenzübergang in Nicosia nehmen, der letzten geteilten Hauptstadt in Europa, ein Umweg von 100 Km!

In Nicosia ist die Einreise möglich, aber nicht einfach. Wir eilen von Polizei zu Zoll, holen Stempel, zeigen die grüne Versicherungskarte, die Autopapiere, die Ausweise. Endlich sind wir durch, aber am letzten Checkpoint hält uns wieder ein Zöllner in Zivil an und will wieder die Autopapiere sehen. Diesmal muss ich sogar die Motorhaube öffnen, denn er will die Fahrgestellnummer sehen. Leider habe ich keine Ahnung wo sich diese befindet, nach langem Suchen finden wir eine an der B-Säule.

Es kommt dann noch seine Kollegin hinzu, sie versucht uns zu erklären, dass wir ein Dokument benötigen, dass wir mit unserem Fahrzeug hier fahren dürfen. Ich frage sie nur wozu, dies ist doch EU und es gilt die Reisefreiheit. Sie meint aber, dies sei notwendig, weil wir von Norden einreisen und dies nicht zur EU gehört. Am Ende erhalten wir ein Dokument vom Ministry of Finance und dürfen endlich weiterfahren. Wir haben für heute genug und beschließen einen Schlafplatz zu suchen und da wir immer noch kein Gas haben, gehen wir essen.

In den nächsten Tagen besuchen wir Omodos, ein nettes Weindorf in den Bergen, Paphos, Polis und Limassol. Hierbei gefällt uns Pahpos als Urlaubsort am besten oder Girne im Nordteil. Dort gibt es einen kleinen, alten Hafen mit vielen Restaurants und kleinen Läden.

In Paphos übernachten wir zum letzten Mal auf einem Parkplatz nahe der UNESO Weltkulturstätte Nea Paphos und tatsächlich weckt uns am Morgen gegen 07.00 Uhr die Polizei und möchte das Dokument für das Auto, sowie die Ausweise sehen.

Hier haben unsere EU-Politiker noch viel zu tun, Wichtigeres als sich um Größe von Bananen und deren Krümmungswinkel zu kümmern.

Nach 5 Tagen verlassen wir Zypern wieder und die Wahrscheinlichkeit auf ein Wiedersehen ist gering.

Im Fährhafen von Girne treffen wir noch Emma und Andy, ein britisches Paar, das Dokumentarfilme dreht und unter dem Motto „Around the world in 800 days“ die Welt bereist. Sie sind mit einem Toyota Hilux mit Dachzelt auf der ähnlichen Route wie wir unterwegs. Wir tauschen unsere Erfahrungen und unsere Kontaktdaten aus und verbringen eine lange Nacht gemeinsam auf der Fähre.

Am Morgen legen wir wieder in Tasucu an, wir kaufen zuerst etwas zum Frühstück ein und lassen das Auto waschen. Die „Waschanlage“ ist bei Mogaz, einer Gastankstelle für Kraftfahrzeuge und als uns der Chef sagt, dass das Auto fertig sei, frage ich ihn, ob er mir unsere Gasflasche füllen kann. Er ruft seinen Mitarbeiter, der einen schnellen Blick auf die Flasche wirft und kurze Zeit später mit einem Spezialadapter zurückkommt. Dieser passt und in wenigen Sekunden ist die Flasche voll. Wir freuen uns alle drei und stolz sagt der Chef „this is turkish“, ich antworte ihm „Yes, I like it“.

Entlang der lykischen Küste

Geyikbayiri ist Ausgangspunkt des lykischen Wanderwegs, dem ersten türkischen Fernwanderweg, den die Sunday Times zu einem der 10 schönsten Wanderwege der Welt gekürt hat. Auch wir wollen Lykien entdecken, allerdings mit dem Auto und nicht zu Fuß und so fahren wir in Richtung Kemer, einem belieben Ferienort, wo ich bereits 1989 schon einmal für eine Woche in Urlaub war und dann weiter nach Olympos. An diesem sagenumwobenen Ort soll Feuer aus der Erde schlagen, daher wollen wir den Ort am Abend besuchen. Zuvor besichtigen wir Çirali und Adrasan, wo wir uns zum Abendessen Gözleme leisten, hier ist das Stück für 3 türkische Lira erhältlich. Während wir warten werden wir mit einer Tüte voller saftiger und zuckersüßer Orangen beschenkt.

Bei Einbruch der Dunkelheit machen wir uns auf, zu den ewigen Feuern der Chimäre, einem jahrtausendealtem Naturphänomen. Aus dem felsigen Boden eines Berghangs schlagen an mehreren Stellen Flammen heraus, dieser Platz ist seit der Antike bekannt und soll früher sogar als Leuchtfeuer für die Schifffahrt gedient haben. Wir sind alleine hier an diesem mythischen Ort und genießen die Ruhe, wir können uns lebhaft vorstellen, was an diesem Ort in der Antike von statten gegangen ist.

Wir schlafen am Strand von Chimäre und fahren am Morgen weiter nach Myra, dem Ort wo der heilige St. Nikolaus im 4. Jahrhundert byzantinischer Bischoff war. Ab dem 6. Jahrhundert wurde die erste, dem heiligen St. Nikolaus gewidmete Kirche gebaut und damit begann die europaweite Popularität des Nikolauses. Hier besichtigen wir auch die ersten lykischen Felsgräber. Die im 6. Jahrhundert vor Christus in Stein gehauenen Gräber sind Abbilder der Häuser, in denen die Verstorbenen gelebt haben.

Für die Nacht suchen wir einen Platz, der uns Pocket Earth Pro anzeigt, er liegt ca. 10 km von Demre entfernt und führt uns in die Berge. Wir glauben schon umkehren zu müssen, denn die Wege werden immer schlechter, aber unser G braucht auch mal eine Herausforderung und so fahren wir weiter. Wir stellen fest, dass wir uns auf dem lykischen Wanderweg befinden und dieser ist weit davon entfernt z. B. dem Westweg ähnlich zu sein. Irgendwann halten wir in der Pampa an und kochen unser Abendessen, die Nacht ist außergewöhnlich dunkel und ruhig.

Am Morgen fahren wir wieder ins Tal nach Demre und kaufen ein Ekmek, das ist das türkische Standartbrot und fahren zum Strand, um dort zu frühstücken. Wir finden einen Park, wo es schöne Sitzgelegenheiten gibt und bereiten dort unser Frühstück zu. Es ist der Partnerschaftspark der Stadt Demre mit Elzach im Schwarzwald. Wir fühlen uns fast ein wenig zu Hause.

Die lykische Küste ist voller geschichtsträchtiger Orte und so fahren wir nur ein kurzes Stück bis Kekova, wo es eine versunkene Stadt zu besichtigen gibt. Am Strand liegen dutzende steinerner Sarkophage herum und die Einheimischen nutzen die historischen Überreste für ihre Zwecke.

Restauriert hingegen wurde die historische Stadt Patara, wo der Gott Apollo und der heilige St. Nikolaus geboren wurden. Patara war zu Zeiten des lykischen Bundes eine wichtige Hafenstadt und in der Antike Sitz eines Apollo Orakels. Außerdem gibt es hier einen 22 km langen Sandstrand, der als einer der Schönsten weltweit gilt und an dem auch die Karettschildkröten ihre Eier ablegen. Hier wollen wir auch die Nacht verbringen und als wir am Nachmittag ankommen, lockt der große Sandkasten für eine Offroad Runde. Am Anfang geht alles gut, jedoch bleibt unser G am Ende im Sand stecken. Aber das Seil unserer Winde reicht glücklicherweise bis zu den Bäumen auf den Dünen und so können wir uns selbst aus dem Sand befreien. Es kommt Turca vorbei und hilft uns, das Seil zu ziehen und an den Bäumen anzulegen, er versteht zwar weder Englisch noch Deutsch und dennoch wird es noch ein lustiger Abend in der Dorfkneipe von Patara.

Ein weiterer Traumstrand liegt in der Bucht von Ölüdeniz bei Fethiye, diese Bucht wird auch das Tote Meer, bzw. die Blaue Lagune genannt. Hier bleiben wir drei Nächte. Im Dorf ist im Moment tote Hose, aber wir können uns lebhaft vorstellen, wie es hier in der Hochsaison zur Sache geht. In den Apotheken gibt es hauptsächlich Produkte von Durex, Viagra und Aspirin zu kaufen.

In Fethiye finden wir einen Segelmacher, der uns für 200 TL eine perfekte Zeltrückwand herstellt. Diese macht er uns auf Maß, so dass wir unsere Hecktüre des Autos bei geschlossener Zeltrückwand öffnen können. Er beginnt sofort mit der Arbeit und zwei Stunden später können wir sie abholen, in der Zwischenzeit gegen wir ein Kebab essen.

Auf dem weiteren Weg nach Marmaris besuchen wir noch die Felsgräber von Dalyan und Akyaka, dort hält ein Motorradfahrer vom MC Marmaris an und fragt uns, was wir suchen. Als wir ihm sagen, „einen Schlafplatz“, fährt er persönlich auf dem Motorrad vor und zeigt uns einen Platz zum Übernachten.

In Marmaris lasse ich mich zum ersten Mal von einem türkischen Kuaför verwöhnen. Nachdem er mir den Bart geschnitten, mich rasiert, Nase und Ohren gewaxt, Ohren, Brauen und Wimpern abgeflammt, eine Gesichtsmaske aufgelegt, die Haare geschnitten und gewaschen und anschließend noch massiert hat, fühle ich mich um Jahre jünger.

Wir fahren weiter auf die Halbinsel Datca und wollen dort wieder am Strand, in der Nähe von Mesudiye, nahe der historischen Stadt Knidos schlafen. Als wir das Auto parken kommt eine alte Frau und fragt gestikulierend, ob wir hier schlafen wollen. Als wir ihr „Ja“ zu verstehen geben, führt sie uns in ihren Hof und zeigt uns einen Platz, wo wir uns hinstellen sollen. Wir zögern und fragen wieviel sie dafür haben will, sie macht eine abfällige Handbewegung und winkt uns herein. Ich mache sie auf die Bäume und die Höhe unseres Autos aufmerksam, daraufhin verschwindet sie im Haus und kommt mit ihrem Mann zurück. Dieser hat schon die Säge in der Hand und beginnt die Äste abzusägen. Wie es scheint gibt es kein Zurück und so parken wir im Hof von Ali und Neriman. Nach kurzer Zeit sitzen wir in ihrer Küche und trinken Kaffee, am nächsten Morgen lädt sie uns zum türkischen Frühstück ein. Wir bedanken uns ganz herzlich und nach dem Frühstück brechen wir auf, zum Abschied bekommt Annette einen Kuss auf die Stirn. Ali ist 80 und Neriman 77 Jahre alt und obwohl sie außer türkisch kein Wort verstehen, haben sie uns in ihr Haus eingeladen und wir haben eine schöne Zeit gemeinsam verbracht. Im Sommer betreiben sie eine kleine Pansiyon.

Die lykische Küste endete bereits bei Dalyan, die historische Stadt Kaunos war die letzte Stadt Lykiens und wir fahren nun am Ägäischen Meer wieder nordwärts über Ephesus, wo wir u. a. den Tempel der Artemis (eines der 7 Weltwunder der Antike), Celsus Bibliothek und die Marienkirche besichtigen, in Richtung Izmir. Am Mittwoch geht von dort unser Flug nach Zürich. Wir haben eine Einladung zur goldenen Hochzeit von meinen Eltern erhalten, die am 12.02.2012 in Schopfheim stattfindet.