UNESCO

Höllenritt ins Paradies

Wir stehen zu dritt am Fähranleger in Mersing und schauen auf eine braune Brühe, die weiße Schaumkronen trägt, der Wind bläst das Wasser in hohen Wellen mit voller Wucht gegen den Strand. Hier soll es zur Trauminsel Pulau Tioman gehen? Wir können es kaum glauben.

Um 10 Uhr legt die kleine Personenfähre ab, gemächlich sucht sie sich den Weg in der Fahrrinne zum offenen Meer. Durch die Wellen und den Wind schaukelt das Boot beträchtlich, im tieferen Wasser beschleunigt der Kapitän und das Boot springt über die Wellen, die Passagiere an Bord, eine bunte Mischung aus Chinesen, Malayen, Singapurern und einigen Europäern, Australiern und Amerikanern johlen zuerst wie auf einer Achterbahn. Jeder Sprung wird von lauten Jubelschreiben begleitet. Nach 10 Minuten herrscht jedoch Totenstille. Viele Gesichter schauen nun schon in eine der schwarzen Plastiktüten, die die Besatzung vor dem Ablegen verteilt hat. Die Mobiltelefone werden beiseitegelegt und alle konzentrieren sich darauf, dass der Magen an der richtigen Stelle bleibt. Wenn der Kapitän das Gas zurücknimmt ist das ein schlechtes Zeichen, die nächste heranrollende Welle ist so hoch, dass er diese nicht überspringen will, sondern versucht in das Wellental einzufahren. Rechts und links vom Schiff spritzt die Gischt meterhoch in den bewölkten Himmel. Die Überfahrt dauert fast drei Stunden. Am Jetty von Air Batang am ABC Beach wanken die Passagiere kreidebleich zum Ausgang, wo sie von der Besatzung vom schaukelnden Schiff auf die Pier herübergezogen werden. Fabian und mir hat die Überfahrt zum Glück nichts ausgemacht, Annette hingegen litt sehr und macht drei Kreuze als wir wieder an Land sind.

Unser Sohn Fabian ist nach Malaysia geflogen um uns zu besuchen. Zuvor waren meine Eltern zu Besuch in Thailand.

Nachdem wir sie wieder am Flughafen in Bangkok abgesetzt hatten, machten wir uns auf den Weg den Süden Thailands zu erkunden. Der Großteil der deutschen Touristen besucht dort die Inseln Koh Samui und Phuket, da wollen wir doch zumindest mal vorbei schauen. Zuvor aber müssen wir unser Zolldokument für das Fahrzeug verlängern lassen. An der laotisch-thailändischen Grenze haben wir 30 Tage Aufenthaltsdauer für das Fahrzeug genehmigt bekommen. An der schmalsten Stelle Thailands, Richtung Süden, wo das Land nur etwa 15 Kilometer breit ist, fahren wir auf der  N1039 den Maw Daung Pass (Singkhon Pass) hinauf zum thailändischen Grenzposten am Übergang nach Myanmar. Als wir das Dokument vorlegen, erkennen wir bereits am Gesichtsausdruck, dass wir hier nicht weiterkommen. Wir verstehen, dass wir zum Custom House nach Prachuab Khiri Khan fahren müssen. Noch am gleichen Vormittag kommen wir dort an und ohne Probleme und Kosten wird das Dokument um weitere 30 Tage verlängert. Die Prozedur dauert etwas über eine Stunde.

Von unserer rotarischen Freundin Barbara erhielten wir den Tipp, das kleine, idyllisch gelegene Resort Greenview in Kura Buri zu besuchen und sie gab uns den Namen eines Mitarbeites dort, dessen Neffen Purin sie bei ihrem Besuch von einigen Jahren in Englisch unterrichtete. Im Resort fragen wir nach einem freien Zimmer und kommen mit dem Guest Relation Manager ins Gespräch, wir erzählen ihm, dass wir das Hotel empfohlen bekommen haben und ob er einen Nob kennen würde. Er sei Nob und sicherlich hätte uns Mrs. Barbara das Hotel empfohlen. Sie sei mit ihrem Mann hier gewesen. Am Abend zeigt er uns ein kleines Heftchen mit Bildern und einigen Texten, das ihm Barbara nach ihrem Urlaub zugesandt hatte.  Schön, dass er es sich als Andenken aufbewahrt hat.

Für den nächsten Tag organisierte Nob einen Bootsausflug mit Schnorcheln und BBQ auf einer kleinen unbewohnten Insel. Zusammen mit dem Kapitän, dem Smutje und Nob fahren wir beiden am nächsten Morgen los. Zuerst wird auf dem lokalen Markt noch Fisch und Seafood eingekauft und dann legen wir mit dem Boot ab. Unterwegs zeigt er uns Mangrovenwälder, die 2004 den Tsunami hier gestoppt haben und dann fahren wir die Andaman-See hinaus. Leider ist das Wetter nicht optimal, es hat Wellen und ist stark bewölkt. Schnorcheln ist schwierig aber wir sehen trotzdem vieles unter Wasser, Nob zeigt uns die besten Stellen. Währenddessen bereitet der Smutje alles vor, grillt Fisch und Garnelen, der Kapitän hat noch einen Tintenfisch gefangen, der auch sofort auf dem Grill landet. Nach dem Essen liegen wir noch in der Sonne, bevor wir auf die andere Seite der Insel fahren, dort ist es etwas ruhiger und jetzt ist Niedrigwasser, sodass wir noch mehr der Unterwasserwelt sehen können.

Entlang der schönen Strände von Khao Lak fahren wir immer Richtung Süden, am Beach von Bang Niang übernachten wir an den Massageständen von Jim, er versorgt uns mit frischen Ananas und Getränken. Er bietet uns seine Massageliegen für die Übernachtung an, aber wir bevorzugen unser Dachzelt. Ich gönne mir noch eine Thai-Oil-Massage und am Abend spazieren wir zum Boot 813. Dieser Küstenabschnitt wurde 2004 von der Tsunamiwelle voll getroffen.

Weiter südwärts auf der Insel Phuket treffen wir im Sirinat Nationalpark auf Hans Spille, er folgt schon seit geraumer Zeit unserem Blog und ist mit seinem Mercedes Sprinter mit Bimobil-Aufbau von Köln bis Thailand gefahren, jetzt wartet er bis seine Frau, die kurzzeitig zurück nach Deutschland gereist ist, wieder zurückkommt und dass das Wetter wärmer wird, denn seine Rückreise führt über China, die Mongolei und Russland zurück nach Europa. Dies wäre für uns auch eine Option gewesen, aber einige Mongoleireisende haben uns gesagt, dass sie diesen Weg nicht vor Juli bereisen würden, Hans wagt es bereits im Mai und wir erwarten gespannt seine Berichte.

Wir besuchen die Stadt Phuket, die aber nicht viel zu bieten hat und fahren dann nach Patong, dem Epizentrum von Phuket. Damit wir auch das Nightlife hautnah erleben können, bleiben wir eine Nacht in einem Hotel. Abends zieht es uns auf die Party- und Rotlichtmeile Soi Bangla, hier treffen sämtliche Kulturen und die unterschiedlichsten Menschen aufeinander, nicht immer leicht für die lokale (muslimische) Bevölkerung, am anderen Tag, am Strand von Patong können wir das nochmal erleben. Eine indische Familie, alle bekleidet mit T-shirt und Sarong versucht in den Wellen eine Familienfoto zu machen, daneben schaukelt eine Russin ihre neuen und unbekleideten ‚Silicon Boobs‘ sanft in den Wellen.

Wir haben genug gesehen und fahren weiter über Ao Nang, wo wir am Nopparat Beach campen, auf die Insel Koh Lanta. Dort ist schon seit geraumer Zeit Sven Gruse mit seiner Freundin Astrid von ‚justanotherworldtrip‘.

Am Khlong Khong Beach stellen wir uns neben die Bar Klapa Klum. Cedrik aus Hannover hat sich dort seit 10 Jahren mit seinem thailändischen Partner niedergelassen. Er sammelt am Strand Feuerzeuge und Plastikmüll und macht daraus kleine Kunstwerke, die er in der Bar aufhängt, bzw. dort als Lampenschirm, etc. dienen. Er erzählt viel vom Plastikproblem an den Stränden, die Touristen sammeln auf ihren Tauch- und Schnorcheltouren immer wieder Müll ein und bringen ihn an Land. Die lokale Bevölkerung und die Fischer schmeißen den Müll dann des Nachts einfach zurück ins Meer.

Mit dem Auto erkunden wir noch ein bisschen die Insel Koh Lanta und sehen am Straßenrand plötzlich einen Motorradfahrer mit Koffern an der Maschine. Ein Overlander? Wir machen langsam, der Motorradfahrer kuckt auch und dann erkennen wir ein deutsches Kfz-Kennzeichen. Wir halten an. Es ist Tino aus Ulm, wir quatschen eine Weile, tauschen die Kontaktdaten aus und beschließen noch ein Foto zu machen.

Am Abend treffen wir uns mit ihm und Sven um alte Geschichten und Neuigkeiten auszutauschen. Tino ist einen Monat vor uns aufgebrochen und hat in etwa die gleichen Kilometer auf dem Tacho wie wir. Er möchte nach Neuseeland, hat aber viel Zeit und wird noch einige Zeit in Asien verbringen. Sven und Astrid sind mit einem Truck nach Asien gefahren und wieder zurück, danach sind sie erneut nach Thailand gereist, aber mit dem Flugzeug und arbeiten hier als Unterwasserfotografen für eine Tauchschule.

Tino wohnt im Hostel Loro Loco II, Duc, der deutsche Besitzer mit vietnamesischen Wurzeln lädt uns ein, dort im Hof zu campen. Duc hat einen Pool und das Hostel ist neu. So ziehen wir um und verbringen dort noch einige Tage.

Wir erzählen uns, wen wir schon getroffen haben und rätseln, ob die französische Familie mit den drei Kindern, die Tino vor kurzem getroffen hat,  eventuell Renault und Maryline sind, die wir im Iran getroffen hatten und derzeit auch in Thailand sein müssten.

Am nächsten Tag verlassen wir die Insel und campen am Abend am Strand, als ein blauer Truck mit französischem Kennzeichen auftaucht und eine Familie mit 3 Kindern aussteigt. Es sind Olivier, Franzois und ihre 3 Kindern. Es sind die fünf, die Tino bereits getroffen hatte und über die wir noch am Vorabend geredet hatten, welch ein Zufall. Die beiden Größeren von den drei Kindern sind bereits schulpflichtig und die Eltern unterrichten selbst, am Abend wird noch unterrichtet, während die Kleinste fleißig alles einsammeln, was am Strand so herumliegt.

Olivier gibt uns noch ein paar Hinweise für Malaysia und wir entscheiden uns danach den großen Grenzübergang zu nehmen und dort gleich eine Versicherung zu kaufen und um dort auch die ICP (International Circulation Permit) zu bekommen.

Der Grenzübergang ist sehr belebt und es dauert einige Zeit bis wir durch sind. Aber es gibt keine Probleme, bei der Einreise fragt keiner nach einer Versicherung oder ICP, das Carnet wird gestempelt und nach einer guten Stunde sind wir in Malaysia. Wir halten fleißig Ausschau nach einem Versicherungsbüro und nach ca. einem Kilometer entdecken wir eines auf der linken Seite. Wir halten an und fragen, aber das Büro ist in das Gebäude des Zolls am Grenzübergang umgezogen, wir sollen zurück.

Auf der anderen Straßenseite, die durch eine Betonmauer getrennt ist, staut sich der Verkehr kilometerlang in Richtung Thailand und so beschließen wir das Stück zu Fuß zurück zu gehen.

Kurz vor dem Übergang sehen wir auf der anderen Seite Fahrtrichtung Thailand ein Büro, es ist ein Zeltpavilion mit einem Schild ‚Insurans‘ unter dem zwei junge Damen sitzen. Wir fragen sie, ob sie auch Versicherungen für Malaysia haben.  „Yes“, und so frage ich nach einer Versicherung für zwei Monate, sie können uns nur einen oder drei anbieten und sie benötigt Hubraum und Baujahr. Nach der Berechnung der Prämie will sie für einen Monat 50 US$ haben. Ich frage nach einem Discount, da in Thailand ein Monat ca. 10 US$ gekostet haben. Nein, leider nicht möglich. Ich frage nach der ICP und sie möchte wissen wo unser Auto ist. Sie diskutieren untereinander und die eine sagt uns dann, dass wir zwei Möglichkeiten hätten.

  1. Wir müssen das Auto holen, dann kostet die ICP nichts oder
  2. Wir bezahlen etwas an sie und wir kriegen die ICP ohne dass die Polizei das Auto sieht.

Ich erkläre ihr, dass die Auswahl nicht besonders attraktiv sei und ich weder das eine noch das andere wolle.
Gut, ich kann ja selbst bei der Polizei fragen, das Büro ist direkt nebenan. Ich begebe mich also in das Büro, einer der anwesenden Polizisten schläft laut in seinem Drehsessel, der andere hat wichtige Aufgaben an seinem Smartphone zu erledigen, aber nach einigen Minuten legt er das beiseite und kommt zu mir. Ich frage ihn, wie das Prozedere von statten geht, wenn man eine ICP benötigt. Bevor er eine Antwort gibt, kommt die junge Dame von der Versicherung hereingeschneit und redet auf den Beamten ein.

Ich denke mir meinen Teil und lasse die beiden stehen. Es ist nicht das erste und bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir in einem Land ohne Versicherung fahren.

Weder die ICP noch die Versicherung wollte jemals jemand sehen in Malaysia.

Wir fahren an diesem Tag noch bis George Town auf der Insel Pulau Pedang, die in der ‚Straße von Malakka‘ im Westen Malaysias liegt. Auf der Insel leben hauptsächlich Chinesen und wir hatten nicht beachtet, dass noch Chinese New Year gefeiert wird. Die Insel ist überfüllt mit Chinesen, überall ist es laut und voll. Wir suchen einen ruhigen Platz am Strand, wo wir übernachten können. Als erstes ziehen wir dort das Auto von einigen jungen Leuten aus dem Sand, wir kriegen dafür zwei Alko-Pops geschenkt. Willkommen in Malaysia.

Nachts werden noch Raketen abgefeuert, aber ab 02.00 Uhr wird es ruhiger und wir schlafen einige Stunden, am Morgen packen wir zusammen, schauen uns noch kurz die Stadt an und verschwinden Richtung Kuala Lumpur.

Nördlich der Stadt, ganz in der Nähe der Batu Caves, einem Hindutempel, ist die Firma Cycle & Carriage, ein Mercedes-Benz Händler mit guter Werkstatt. Hans Spille hatte uns die Adresse gegeben.

Wir fragen nach einem großen Service und ob alle Ersatzteile dafür vorrätig seien, außerdem soll er die Stoßdämpfer prüfen, da ich beim Reifenwechsel in Bangkok gesehen hatte, dass einer Öl verliert.

Hari, unser Servicetechniker prüft alles und ruft die Preise ab, in der Zwischenzeit werden wir mit  Speisen und Getränken verwöhnt.
Die Stoßdämpfer sind nicht die Originalen, sondern speziell von Bilstein für ORC und den G entwickelt worden.

Er kann alle Teile beschaffen und so vereinbaren wir einen Termin in einer Woche. Die Stoßdämpfer schickt ORC zu uns nach Hause und Fabian bringt diese mit, wenn er uns besuchen kommt.

In der Zwischenzeit fahren wir nach Kuala Lumpur (KL), besichtigen die Petronas Twin Towers und die City. Am Wochenende haben wir einen ganz besonderen Termin. Chris und Laura haben uns zu sich nach Hause eingeladen, d. h. sie machen gerade irgendwo in KL House-Sitting auf ihrem Trip nach Neuseeland. Bevor wir uns auf die Reise gemacht haben war eines der ersten Bücher, das wir über Overlander gelesen haben ‚Hinterm Horizont links‘ und nun treffen wir den Autor persönlich. Wir sind zugegebenermaßen etwas nervös und freuen uns sehr. Die beiden empfangen uns herzlich, Laura hat einen italienischen Nudelsalat gemacht und wir plaudern über alles Mögliche. Es ist ein vergnüglicher Nachmittag und wir sind stolz darauf, die beiden kennengelernt zu haben.

Danach fahren wir in die Cameron Highlands, auch um der Hitze Kuala Lumpurs zu entkommen. Auf dem Weg dorthin finden wir in Kuala Woh einen richtigen Campingplatz, wo wir eine Nacht bleiben. Wir sind alleine dort, am Fluss gibt es heiße Quellen und eine spezielle Schmetterlingsart kommt dort hin um im Sand Mineralien aufzunehmen. Die Schmetterlinge sind groß und schwarz mit einem giftgrünen Streifen. Am Nachmittag kommen Dutzende und lassen sich im Ufersand nieder.

Am anderen Tag besichtigen wir eine Teeplantage (BOH) und treffen dort auf der Terrasse Antje mit ihrem spanischen Freund. Sie wohnen in Tanah Rata in einem Guesthouse, wo wir später auch einchecken. Antje hatte 7 Jahre in Madrid gewohnt und ist jetzt zusammen mit ihrem Freund nach Berlin gezogen, wo sie ist als Schmuckdesignerin tätig ist.

Nach den Highlands geht es wieder zurück nach KL, das Beast bekommt eine Verwöhnkur in Form eines großen Kundendienstes, denn nach Asien warten weitere, harte Herausforderungen auf Mensch und Maschine. Anschließend fahren wir zum Flughafen. Unser Sohn kommt uns zum dritten Mal besuchen. Wir freuen uns auf Fabian.

Außer den Bilstein Stoßdämpfern bringt er uns auch eine Linzertorte und Kartoffelsalat mit, Proviant von meiner Mutter. In KL machen wir eine Stadtrundfahrt im Hopp on Hopp off Bus und treffen am Abend erneut Tino.

Nach der Besichtigung der Hauptstadt von Malaysia machen wir uns auf den Weg nach Malakka, auch zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt und ein wunderschönes Städtchen an der Straße von Malakka, einer der wichtigsten Seestraßen unseres Planeten.

Im Flüsschen von Malakka beobachten wir einen großen Waran, wie er gerade einen Fisch fängt und diesen verspeist. Die ersten Europäer in Malakka waren die Portugiesen, später kamen die Niederländer und dann die Engländer. Im Stadtkern besuchen wir die gut erhaltenen Gebäude am sogenannten Roten Platz, die Kirche und das ehemalige Rathaus. Bevor die Europäer kamen, nutzten die Chinesen die Stadt und den Hafen, um mit Indern und Arabern Handel zu treiben und so gibt es auch heute noch ein quirliges Chinatown. Als wir die Jonkerstreet am Abend besuchen möchten, geht urplötzlich ein sintflutartiger Regen hernieder und wir suchen Zuflucht in einem Café. Nach knapp zwei Stunden hört es auf, aber der Regen hat auch die Menschen von der Straße gespült und die Stadt wirkt wie ausgestorben, wir enden im HardRock Cafe, da die anderen Kneipen und Cafés geschlossen sind.

Von der Westküste möchten wir nun zur Ostküste, da es dort die schöneren Strände geben soll. Unterwegs campieren wir am Wasserfall bei Hutan Lipur Taka Melur, der Weg dorthin führt durch Palmenplantagen und Kautschukbaumkulturen. Am Wasserfall sind wir alleine, wir grillen und essen zum BBQ den Kartoffelsalat. Mit Einbruch der Dunkelheit wird es auch stockdunkel und es wird laut. Dschungellärm. Ab und zu sehen wir ein Glühwürmchen durch die Dunkelheit fliegen. Wir trinken ein paar Dosen Bier und spielen Karten, dann verziehen wir uns in die Zelte.

Am Morgen genießen wir ein schönes Frühstück mit frischem Saft. In Thailand hatten wir uns bereits einen Mixer gekauft, denn am Straßenrand wird immer günstig frisches Obst angeboten. Melonen, Ananas, Bananen und Mangos.

Am Nachmittag erreichen wir Mersing, die Stadt am Südchinesischen Meer mit Fährverbindung zur Insel Tioman. Dort wurde 1958 der Hollywoodklassiker ‚South Pacific‘ gedreht und galt lange Zeit als eine der 10 schönsten Inseln der Welt. Trotzdem geht es sehr beschaulich zu, auf der kleinen Insel. Eine Straße gibt es nicht und auf dem kleinen Strandabschnitt ABC Beach fahren nur ein paar Mopeds mit Seitenwagen. Wir haben direkt am Ende des Strandes einen Bungalow gemietet, wo wir 4 Tage bleiben. Am zweiten Tag wandern wir durch den Dschungel, zuerst zum Monkey Beach und dann zur Monkey Bay, wir sind die Einzigen hier, außer ein paar Affen. Unser Vermieter hat uns gewarnt, dass wir unsere Sachen nicht unbeaufsichtigt lassen sollen, aber dann passiert es doch, dass wir alle drei im Wasser sind und schon durchwühlt ein Affe unsere Sachen. Wir eilen zurück, der Affe bemerkt das sofort und ergreift die Flucht. Unsere Kekse hat er aber schon alle aufgefressen. Wir packen den Müll in eine Tüte und legen diese neben unsere Sachen. Kurze Zeit später kommt der Affe zurück und krallt sich die Mülltüte, etwas abseits von uns löst er den Knoten und holt die leere Keksrolle heraus, genüsslich leckt er alles sauber, danach verschwindet er wieder im dichten Grün des Waldes.

Wir schnorcheln und schwimmen im klaren Wasser, wir beobachten Clownfische und sehen sogar einen blauen Rochen im kristallklaren Wasser. Es ist faszinierend wie elegant die Tiere durch das Wasser gleiten. Wir entscheiden noch weiter nordwärts durch den Dschungel zu gehen, um das Örtchen Salang anzuschauen, vielleicht wollen wir dort noch einige Tage bleiben und so schlagen wir uns erneut durch den Dschungel. Es ist schwülwarm und wir schwitzen enorm, außerdem plagen uns die Mosquitos. Es ist zwar nicht weit nach Salang, aber wir müssen über einen Berg und es gibt fast keinen Weg, auch ist unser Schuhwerk nicht dazu geeignet einen Dschungeltrek zu machen. In Salang stärken wir uns und fahren dann mit einem Boot zurück nach Air Batang.

Wir bleiben 6 Nächte auf der Insel Tioman, es ist einfach herrlich hier. Fabian unternimmt noch einen Tauchgang und dieser führt etwas weiter hinaus auf die offene See, er bekommt dort seinen ersten Riffhai zu Gesicht und eine große Schildkröte.

Annette fürchtet sich etwas vor der Überfahrt, aber das Wetter hat sich beruhigt und die Fahrt zum Festland ist deutlich angenehmer als die Hinfahrt. Wir wollen noch auf eine andere Insel und haben von Tenggol und Redang gehört. In Dungun kommen wir abends an und am Jetty fragt uns einer, ob er uns helfen kann. Wir fragen nach einem Trip nach Tenggol und er bietet uns ein Package an. 2 Nächte mit Vollpension und Schnorchelausflügen. Aber wir wollen kein Package, sondern nur ein Bungalow oder Chalet. Am nächsten Morgen treffen wir noch Jack, aber auch er hat nur ein Package im Angebot und so fahren wir weiter nach Merang und setzen dort über, auf die Insel Pulau Redang. Dort angekommen, klappern wir den ganzen Strand nach einer Unterkunft ab, aber auch hier bieten uns die Unterkünfte nur ganze Packages an und am Ende checken wir im Redang Laguna für zwei Nächte ein, danach noch im Redang Reef Resort für zwei Nächte.

Hier ist es deutlich voller und touristischer als auf Tioman. Es wimmelt vor Malayen und Chinesen. Einmal machen wir einen Schnorcheltrip mit zum ‚Marine Park‘, es ist zum Lachen. Die Asiaten liegen mit Schwimmwesten im knöcheltiefen Wasser und schnorcheln. Andere werden, zu Inseln zusammengebunden, durch das Wasser gezogen. Wir beschließen hier nicht mehr zu schnorcheln und tun dies zukünftig am Strand, dort steht eine kleine Felsnase ins Wasser und drum herum hat sich ein Riff gebildet. Dort sind wir wieder alleine und sehen einige junge Riffhaie. Sie sind scheu und es ist schwierig sie zu fotografieren oder zu filmen und wir versuchen sie zu zweit zum Fotografen zu treiben. Jeden Tag verbringen wir Stunden im warmen Wasser mit schwimmen und schnorcheln, die Zeit vergeht so schnell und Fabian ist etwas traurig, dass sein drei Wochen schon dem Ende zu gehen.

Zurück in KL bummeln wir abends noch durch Chinatown, Fabian kauft noch einige Souvenirs ein und am nächsten Morgen bringen wir ihn zum Flughafen. Er muss zurück ins kalte Deutschland, während wir uns unserem ersten Ziel Singapur nähern. In Johor Bahru, der Stadt an der Grenze zu Singapur lassen wir bei Mercedes unser Auto stehen, dort werden die Stoßdämpfer gewechselt. Die Crew von Mercedes ist sehr hilfsbereit und freundlich, der Mechaniker ist ganz aus dem Häuschen, so ein Auto kennt er nur vom Fernsehen oder von Prospekten und jetzt darf er hier mal selber ran.

In der Zwischenzeit fahren wir mit dem Bus nach Singapur, denn zuerst müssen wir dort eine Versicherung kaufen und eine Genehmigung einholen, damit wir mit unserem Auto nach Singapur fahren können.

In Singapur angekommen treffen wir gegen 17.30 Uhr abends an der Bushaltestelle unseren Freund Udo, zusammen fahren wir mit der U-Bahn zu seinem Haus in der Emerald-Hill-Street und am Abend gehen wir zusammen mit Yus, seiner Freundin zünftig in der Brotzeit essen. Mit Hax‘n, Currywurst, Spätzle, Kartoffelsalat und Fürstenberg Bier feiern wir unsere Ankunft in Singapur. Es ist geschafft, nach 533 Tagen Fahrt und 57.361 gefahrenen Kilometern sind wir an unserem Ziel in Singapur angekommen.

Wir sind stolz auf uns, wir haben die höchsten Gebirge dieser Erde, glühendheiße Wüsten, schneebedeckte Pässe, belebte Städte und trostlose Einöden durchquert.
Wir trafen stets auf gastfreundliche, hilfsbereite Menschen und liebe Reisegefährten.
Wir sind am Ziel in Singapur angekommen …

… aber noch nicht am Ende.

 

Abstecher nach Zypern – short trip to Cyprus

Am Rosenmontag landen wir abends wieder in Izmir, wir waren an der goldenen Hochzeit meiner Eltern und leider auch an der Beerdigung unseres Freundes Achim. Da unser Auto bei Mercedes Mengerler in Izmir, unweit des Flughafens steht, aber leider schon geschlossen hat übernachten wir am Flughafen und stehen am nächsten Morgen im Autohaus. Es wird gerade noch ein Dichtgummi in die Hecktüre eingebaut, weshalb wir noch etwas warten müssen. Als „Übersetzer findet sich Sahin, ein Türke, der aber in Mannheim aufgewachsen ist und jetzt wieder in Kusadasi bei Izmir lebt. Seine S-Klasse hat aber noch das Kennzeichen von Ludwigshafen (LU).

Unser nächstes Ziel heißt Pamukkale, dieser Ort ist UNESCO Weltkulturerbe und liegt nahe an der antiken Stadt Hierapolis. Die jahrtausendealten Kalksinterterrassen sind weltweit einzigartig, etwas Ähnliches gibt es noch im Yellowstone Nationalpark in den USA. Das kalkhaltige Thermalwasser, das hier aus der Erde kommt, formte über tausende Jahre diese Terrassen.

Wir übernachten im Nachbarort Karahayit auf einem Campingplatz namens „Kurhaus“. Auch hier kommt warmes Wasser aus der Erde und die Dusche im Keller ähnelt einem Schwimmbad. Aus der Wand kommt ein dickes Rohr und wenn man den Hahn aufdreht prasselt das heiße Thermalwasser auf einen hernieder. Man könnte stundenlang darunter stehen.

Der Eigentümer des Platzes, dazu gehört auch noch eine Pension, hat viele Jahre in Deutschland gearbeitet und seine erste Baustelle, auf der er 6 Jahr gearbeitet hat, war das Kurhaus in Mainz, deshalb hat er seine Pension und Campingplatz auch so benannt. Bei Einbruch der Dunkelheit bemerken wir auch wie er Zusatzeinnahmen über den Winter generiert, in dem er die Zimmer der Pension stundenweise vermietet.

Am nächsten Morgen wollen wir weiter, an den großen Salzsee Tuz Gölü und dann nach Kappadokien. Wir fahren über das anatolische Hochland, erstmal bis nach Beysehir am gleichnamigen See und übernachten dort in einem Hotel, da es am Abend bereits über 6°C Minus hat und schneit. Am nächsten Morgen ändern wir aufgrund des Wetters unseren Plan und fahren wieder zur Südküste nach Manavgat und von dort weiter nach Anamur. Dort ist auch das Kap Anamur, der südlichste Punkt Kleinasiens und Namensgeber des Rettungsschiffes der Hilfsorganisation Cap Anamur/Deutsche Not-Ärzte e. V.

Wir besichtigen die Kreuzritterburg Mamure Kalesi und der Greenkeeper Recep macht mit uns eine persönliche Führung, er hat sein eigenes Gästebuch, in das wir uns eintrage dürfen, danach gibt es noch Cay. Anemurion, die antike Stadt Stadt am Kap Anamur schauen wir uns im Anschluss an, sie hat eine beeindruckende Nekropole und eines der besterhaltenen Odeons der antiken Welt. Gegenüber Kap Anemurion liegt das Kap der Zyprer oder Kap Krommyus, etwa 60 km vom Festland entfernt. Und so entsteht der Plan nach Zypern zu reisen, zumal es in Kappadokien immer noch sehr kalt und verschneit ist.

In Tasucu kaufen wir ein Fährticket und setzen mit zweieinhalb stündiger Verspätung nachts um 02.30 Uhr nach Zypern über. Wir legen im Hafen von Girne (Kyrenia) in der Türkischen Republik Nordzypern gegen 7.00 Uhr an und verlassen die Fähre, danach beginnt eine kleine Odyssee. Die Kfz-Versicherung ist im Nordteil Zyperns ungültig, daher stellen wir uns als erstes in die Schlange vor dem Versicherungsschalter, dann zahlen wir die Hafengebühr, holen die Einreisestempel bei der Polizei und letztendlich stehen wir an der Zollabfertigung. Hier treffen wir auf einen Beamten, der mit meinem Personalausweis Probleme hat, weil er keinen Stempel reinhauen kann, ob ich mit dem Dokument einreisen darf, kann er nicht entscheiden, daher müssen wir zu Mr. Achmet. Der sitzt im Zollgebäude außerhalb des Hafens. First Floor, first right. OK, wir finden ihn, er versteht zuerst das Problem nicht, wir auch nicht. Er schreibt was auf einen Zettel und zurück geht es zum Zoll im Hafen und gegen 09.30 Uhr verlassen wir endlich den Hafen in Richtung Famagusta. Dort schauen wir uns die Altstadt an, essen „Fish and Chips“, die Insel ist noch sehr britisch, denn erst 1960 entließen die Briten die Zyprioten in die Unabhängigkeit und 1974 erklärte der Norden die Unabhängigkeit und rief die Türkische Republik Nordzypern aus, diese wurde jedoch international von keinem Staat, außer der Türkei, anerkannt.

Unser Gas ist leer und wir haben aus Platz- und Gewichtsgründen keine Ersatzflasche dabei, daher möchten wir die Flasche füllen lassen. Wir fragen einen Händler, der bei seinem Lieferanten anruft und mir sagt, dass ich am Montag die Flasche gefüllt kriege, heute ist aber erst Samstag. Ich sage ihm, dass wir weiter nach Larnaka wollen und dann gibt er mir den Tipp in Larnaka zu Jetgas zu gehen, ab 12 Uhr könnte ich da auch heute die Flasche füllen lassen. Und so suchen wir den Grenzübergang, irgendwie scheint man hier im Norden, den Rest der Insel zu ignorieren, keine Straßenschilder, die auf die Städte im Süden hinweisen, keine Hinweisschilder auf Grenzübergänge.

Wir werden schließlich aber fündig und passieren den türkischen (TRNZ) Zoll, fahren danach zum nächsten Checkpoint und wundern uns, dass dort die Flagge Großbritanniens weht. Am Übergang empfangen uns freundlich 2 Engländer und erklären uns, dass dies die englische Zone ist und sie uns nicht nach Larnaka fahren lassen können, weil sie uns nicht registrieren könnten. Wir verstehen das Ganze nicht, wir sind EU-Bürger mit einem EU-Fahrzeug und möchten in das EU-Land Zypern oder in die britische Zone von Zypern, das auch zur EU gehört einreisen. Letztendlich müssen wir den Grenzübergang in Nicosia nehmen, der letzten geteilten Hauptstadt in Europa, ein Umweg von 100 Km!

In Nicosia ist die Einreise möglich, aber nicht einfach. Wir eilen von Polizei zu Zoll, holen Stempel, zeigen die grüne Versicherungskarte, die Autopapiere, die Ausweise. Endlich sind wir durch, aber am letzten Checkpoint hält uns wieder ein Zöllner in Zivil an und will wieder die Autopapiere sehen. Diesmal muss ich sogar die Motorhaube öffnen, denn er will die Fahrgestellnummer sehen. Leider habe ich keine Ahnung wo sich diese befindet, nach langem Suchen finden wir eine an der B-Säule.

Es kommt dann noch seine Kollegin hinzu, sie versucht uns zu erklären, dass wir ein Dokument benötigen, dass wir mit unserem Fahrzeug hier fahren dürfen. Ich frage sie nur wozu, dies ist doch EU und es gilt die Reisefreiheit. Sie meint aber, dies sei notwendig, weil wir von Norden einreisen und dies nicht zur EU gehört. Am Ende erhalten wir ein Dokument vom Ministry of Finance und dürfen endlich weiterfahren. Wir haben für heute genug und beschließen einen Schlafplatz zu suchen und da wir immer noch kein Gas haben, gehen wir essen.

In den nächsten Tagen besuchen wir Omodos, ein nettes Weindorf in den Bergen, Paphos, Polis und Limassol. Hierbei gefällt uns Pahpos als Urlaubsort am besten oder Girne im Nordteil. Dort gibt es einen kleinen, alten Hafen mit vielen Restaurants und kleinen Läden.

In Paphos übernachten wir zum letzten Mal auf einem Parkplatz nahe der UNESO Weltkulturstätte Nea Paphos und tatsächlich weckt uns am Morgen gegen 07.00 Uhr die Polizei und möchte das Dokument für das Auto, sowie die Ausweise sehen.

Hier haben unsere EU-Politiker noch viel zu tun, Wichtigeres als sich um Größe von Bananen und deren Krümmungswinkel zu kümmern.

Nach 5 Tagen verlassen wir Zypern wieder und die Wahrscheinlichkeit auf ein Wiedersehen ist gering.

Im Fährhafen von Girne treffen wir noch Emma und Andy, ein britisches Paar, das Dokumentarfilme dreht und unter dem Motto „Around the world in 800 days“ die Welt bereist. Sie sind mit einem Toyota Hilux mit Dachzelt auf der ähnlichen Route wie wir unterwegs. Wir tauschen unsere Erfahrungen und unsere Kontaktdaten aus und verbringen eine lange Nacht gemeinsam auf der Fähre.

Am Morgen legen wir wieder in Tasucu an, wir kaufen zuerst etwas zum Frühstück ein und lassen das Auto waschen. Die „Waschanlage“ ist bei Mogaz, einer Gastankstelle für Kraftfahrzeuge und als uns der Chef sagt, dass das Auto fertig sei, frage ich ihn, ob er mir unsere Gasflasche füllen kann. Er ruft seinen Mitarbeiter, der einen schnellen Blick auf die Flasche wirft und kurze Zeit später mit einem Spezialadapter zurückkommt. Dieser passt und in wenigen Sekunden ist die Flasche voll. Wir freuen uns alle drei und stolz sagt der Chef „this is turkish“, ich antworte ihm „Yes, I like it“.