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vom korrupten KurdiSTAN in das Land des Lächelns

Noch hängen wir in Osh fest, Turkish Airlines hat unser Gepäck nicht verladen, daher verbringen wir zwangsweise noch 4 Tage in TES´ Guesthouse. Der Flug von Istanbul nach Osh war ein echtes Erlebnis. Die Hälfte einer großen Gruppe Bergsteiger hatte ebenfalls kein Gepäck bekommen, für die war das besonders bitter, da sie nun ohne Ausrüstung da standen. Der Service und die Informationspolitik  von Turkish Airlines ist eine totale Katastrophe. Die Kabine des Flugzeugs war komplett überladen, die buntgekleideten Reisenden hatten dutzende „Gepäckstücke“ dabei, meist Tüten und Kartons und die Staufächer waren alle übervoll. Wir hatten in Basel 3 Stunden Verspätung und in Istanbul eine Stunde Verspätung, in dieser Zeit wurde im Gang des Flugzeuges noch kräftig gebetet.

Als dann nach 4 Tagen endlich unser Gepäck eintraf, verabschiedeten wir uns bei den freundlichen Mitarbeitern von TES und machten uns auf den Weg nach Bischkek, dort müssen wir noch unser Indienvisum beantragen und so langsam läuft uns die Zeit davon. An diesem Donnerstag fahren wir die ganze Strecke in einem durch und erreichen die kirgisische Hauptstadt abends gegen 19 Uhr. Wir suchen noch die deutsche und indische Botschaft und dann eine Unterkunft.

Unterwegs mussten wir Straßenmaut bezahlen und ich konnte zusehen, dass das Fahrzeug vor uns 20 Som zahlte, als wir am Kassenhäuschen stoppen, halte ich dem Uniformierten auch 20 Som (~ 0,28 €) entgegen, er will jedoch 5 US$ von uns. Ich fange an, mit ihm darüber zu sprechen, dass das Fahrzeug vor uns nur 20 Som bezahlt hat. Er klärt uns dann auf, dass die Einheimischen 20 Som zahlen und Ausländer wie wir 320 Som oder 5 US$. Wir ärgern uns, zahlen und fahren weiter.

Im Hotel, nahe der deutschen Botschaft erleben wir dasselbe noch einmal, der Zimmerpreis für Einheimische beträgt 1.500 Som und wir sollen 2.600 Som bezahlen. Wir fragen nach einem bewachten Parkplatz und als das bejaht wird, checken wir ein, denn das Erlebnis aus Yerevan ist noch allzu präsent und außerdem ist es draußen bereits dunkel.

Am nächsten Morgen,  als wir zum Auto gehen, kommt ein Mann eiligen Schrittes auf uns zu und ruft schon von weitem: “Mister, Mister – Money, Money“. Wir bleiben stehen und warten bis er bei uns ist. Er will Geld fürs Parken, ich erkläre ihm, dass wir das bereits mit dem Zimmer bezahlt haben. Er schaut sehr unfreundlich und ich zeige ihm an mit zur Rezeption zu kommen, dort erklärt ihm dann die Hotelangestellte, dass das erledigt sei, dann zieht er sichtlich unzufrieden von dannen.

Wir gehen als erstes zur deutschen Botschaft, dort liegen unsere zweiten Reisepässe mit unseren Visa für Pakistan. Der Verwaltungsleiter empfängt mich freundlich, übergibt mir die Pässe und gibt mir mit auf den Weg in Kirgistan vorsichtig zu sein, das Land sei stark gebeutelt und die Kriminalität hoch, auch versuchen Beamte von Polizei und Zoll immer wieder Geld einzufordern. Wir sollen auf unsere Reisepässe aufpassen.

In Osh hatte uns das auch schon Ronald von den ‚2globetrotters.nl‘ gesagt und dass er nur Kopien an Polizisten auf der Straße aushändigt, er erklärt immer, der König der Niederlande hätte es untersagt das Original herauszugeben, nur Zollbeamten dürfe er das Dokument aushändigen und so hatten wir uns auch schon in Osh schöne Kopien von Fahrzeugschein, Führerschein und Reisepass machen und einschweißen lassen.

Im Anschluss daran fahren wir zur indischen Botschaft, wir wollen die Formulare dort ausfüllen, da es in Osh online leider nicht funktioniert hatte. Aber der freundliche Mitarbeiter in der Botschaft teilt uns mit, dass wir die Formulare nicht von Hand ausfüllen können, wir sollen in ein Internetcafé gehen und es nochmal online versuchen.

So ziehen wir unverrichteter Dinge wieder ab und suchen ein Internetcafé, füllen dort die Formulare aus und fahren dann zu Asiamotors, der offiziellen Mercedes-Benz Service Station und lassen dort unseren Schlauch einbauen, den wir aus Deutschland mitgebracht haben. Dann  suchen wir uns noch eine neue Unterkunft und landen im Bishkek B & B. Die Leute sind freundlich und die Zimmer sauber. Dort treffen kurze Zeit später auch noch Edgar und Vera aus Holland mit ihrem Toyota Landcruiser ein, die Zimmer sind ausgebucht, aber sie können im Hof in ihrem Dachzelt schlafen.

Am Abend treffen wir uns wieder einmal mit Emma und Andy, auch die beiden haben Visaprobleme. Eigentlich wollten sie nach dem Pamir Highway in Dushanbe, der Hauptstadt Tadschikistans ihre Iranvisa abholen, aber aus irgendwelchen Gründen hatte das nicht geklappt und sie mussten nach Bischkek zurückkehren.

Wir treffen uns bei einem Chinesen und essen gut zu Abend, anschließend landen wir noch in einer Bar, bei Shisha, Bier und Gin. Edgar feiert heute seinen 40. Geburtstag.

Am Montagmorgen stehen wir an der indischen Botschaft und übergeben unsere Papiere, Passbilder und die Visagebühren. Der Mitarbeiter verspricht uns sein Bestes zu geben, dass wir am Freitag die Visa hätten und Richtung China fahren könnten. Wir geben ihm auch noch unsere Handynummer, falls es schneller gehen sollte. So haben wir wieder einige Tage Zeit und diese wollen wir in den Bergen nördlich von Bischkek verbringen. Auf ca. 2.500 m finden wir etwas Abseits einer Feriensiedlung und einem Wintersportort einen schönen Platz nahe am Gebirgsbach. Wir bauen unser Zelt auf und putzen ein wenig das Auto innen und außen, sowie unsere Sachen.

Immer wieder treiben Kirgisen ihre Ziegen, Schafe, Kühe oder Pferde an uns vorbei oder es kommen welche in Geländewagen, die picknicken oder einfach nur die Landschaft bestaunen.

So auch eine Gruppe mit 4 Frauen und einem Mann, sie bauen etwas flussabwärts ihre Sachen auf, einen Tee- oder Wasserkocher, einen Grill, Decken, Kissen und allerlei Ess- und Trinkbares.

Nach einigen Stunden wir das Autoradio etwas lauter gedreht und einige der Frauen fangen an zu tanzen. Wir amüsieren uns und machen einige Fotos, kurze Zeit später kommt eine der Frauen zu uns und sagt, dass wir doch rüber kommen sollen. Wir lehnen zuerst dankend ab, aber beim zweiten Versuch geht Annette mit und nach 5 Minuten muss auch ich hinüber. Obwohl sie schon gespeist haben, gibt es noch reichlich Hühnerschenkel, Lammkoteletts und andere Fleischspezialitäten, es hat noch ein Blech Pizza und Melonen, es gibt Cay, Fanta, Cola und Wodka. Obwohl sie außer kirgisisch nur russisch können wird es noch ein lustiger Abend und wir erfahren, dass sie in Bischkek auf dem ‚Osh Basar‘ einen Fleischstand betreiben, sie verkaufen hauptsächlich Lamm.

Tags darauf warten wir auf Emma und Andy, aber sie sagen uns gegen Mittag ab, sie hätten Neuigkeiten zu ihrem Iranvisum und sie sollten in der Stadt bleiben und wie der Zufall so spielt, ruft auch uns der Mitarbeiter der indischen Botschaft eine Viertelstunde später an und teilt uns mit, dass wir morgen die Visa abholen könnten. So bleiben wir noch eine Nacht an unserem Gebirgsbach stehen, der rauscht aber so laut, dass ich beschließe Oropax in mein Ohr zu machen, um besser schlafen zu können.  Irgendwann in der Nacht meine ich, trotz Oropax ein tiefes Grollen oder Brummen wahrzunehmen. Ich entferne den Gehörschutz und lausche in die Nacht. Tatsächlich höre ich weit entfernt und vom Rauschen des Baches überdeckt ein tiefes HHHÖÖÖÖÖÖ. Ich denke an einen Hirten, der noch nach seinen Tieren ruft und sucht. Aber die Stimme kommt immer näher und auch Annette ist schon wach. Sie meint: “Da kommt jemand zu uns.“ Und tatsächlich ruft einer vor dem Zelt irgendetwas laut auf Kirgisisch oder russisch und beginnt am Zelt herumzumachen. Wir bleiben ruhig im Zelt liegen und warten ab. Aufgrund der Warnungen des Mitarbeiters der deutschen Botschaft sind wir hier nachts mit unseren „Waffen“ ins Bett gegangen. Jeder hat sein Pfefferspray, außerdem haben wir noch die Machete neben der Matratze und die Signalmunition.

Jetzt wird es ernst, der Unbekannte kommt ins Zelt und steigt die Leiter herauf. Wir leuchten ihm mit der MagLite direkt in die Augen und schreien so laut wie können Dawei, Dawei.

Wir wissen nicht wie wir reagieren sollen, es schaut uns ein junges Gesicht mit Mütze an, wir können nur seinen Kopf sehen, sein Körper steht auf der Leiter. Sollen wir ihm direkt mit der Faust ins Gesicht schlagen, sollen wir ihn mit der Machete köpfen, ihm einen Fußtritt ins Gesicht verpassen oder ihm eine Ladung Pfefferspray verabreichen.

Das Licht blendet ihn und er beginnt etwas zu lallen. Der Typ ist total betrunken. Wir drängen ihn von der Leiter und steigen selbst nach unten, immer wieder macht er eine „Schießbewegung“ und stammelt irgendetwas Unverständliches daher. Er hat sein Pferd an unserer Leiter angebunden, wir bugsieren ihn nach draußen und machen sein Pferd los.

In der Zwischenzeit hat er sich auf einen Stein gesetzt und wahrscheinlich würgt ihn der Wodka. Wir ziehen ihn wieder hoch und zeigen ihm an, er soll sich aufs Pferd setzen. Endlich schnappt er sich die Zügel und will aufsteigen, in seinem Zustand ein aussichtsloses Unterfangen, er steht nur neben seinem Pferd und geht immer wieder leicht in die Knie. Also versuchen wir es mit vereinten Kräften, wir stellen ein Bein in den Steigbügel, packen ihn zu zweit und er wippt ein wenig mit. Auf drei geht’s los und dann sitzt er wieder im Sattel. Er macht eine Bewegung des Dankes und sagt etwas zu uns, dann macht er ein Schnalzgeräusch mit der Zunge und sein Pferd trabt schnell den steilen Anstieg zum Weg nach oben. Die Dunkelheit und das laute Rauschen des Baches verschlingen ihn sofort. Wir sind total erleichtert und gehen wieder ins Bett, aber an richtigen Schlaf ist nicht mehr zu denken.

Wir sind froh als die Sonne aufgeht, packen unsere Sachen und nach dem Frühstück machen wir uns auf den direkten Weg zur indischen Botschaft.

In der Hauptstadt steht wieder ein Polizist nach dem anderen, ca. alle 20 m steht auf jeder Straßenseite ein Uniformierter mit seinem hellorangen Stab. Ich fahre total korrekt, meist auf der linken Spur und vermeide Blickkontakt mit den Polizisten. Trotzdem werden wir herausgewinkt und der Beamte grüßt förmlich und erzählt etwas auf Kirgisisch. Wir halten an unserem Verhaltensmuster fest, das da heißt „play the idiot“. Er will die Pässe sehen und wir händigen ihm die Kopien aus, Zolldokument, Car Passport, alles ok, aber Annette sei nicht angeschnallt gewesen und er redet etwas von einer Strafe und Money. Wir schauen nur blöd  und reden auf deutsch. Er wird konkreter und sagt deutlich Money. Ok, Annette hält ihm mal 20 Som hin. Er lacht. Ich frage nach seinem Namen und deute auf seine Uniform, dort steht jeweils der Name des Polizisten und dann nehme ich das Handy und versuche Aigul vom Bishkek B & B anzurufen. Plötzlich gibt er mir schnell die Kopien der Papiere zurück und winkt uns weiter.

Doch kaum 20 Minuten später werden wir wieder angehalten. Gleiche Prozedur, grüßen und Papiere einfordern. Bevor ich diesmal etwas aushändige frage ich höflich was das Problem sei, wie seien gerade kontrolliert worden. Doch er will die Papiere sehen, wieder kriegt er die Kopien, schaut dann alles durch und winkt uns weiter.

Wir fühlen uns hier so unwohl und gerade die Polizei, der man vertrauen können sollte, wenn man Hilfe benötigt , stellt hier den größten Anteil an Ganoven, gerne hätten wir Noori und ihre Freundinnen, die wir am Gebirgsbach getroffen haben, auf dem ‚Osh Basar‘ besucht, aber dort treiben falsche Uniformierte ihr Unwesen, die nur Geld von einem wollen und so haben wir auf diesen Besuch verzichtet.

Bereits in Osh wurden wir Zeuge vom korrupten System in Kirgistan. Bei der Einreise nach Kirgistan bei der Rückkehr vom Pamir Highway, hat der Grenzbeamte auf das Zolldokument für das Auto als Ablaufdatum aus unerfindlichen Gründen den 20.07. eingetragen, obwohl man 2 Monate visafrei nach Kirgistan einreisen kann, auch mit einem Auto. Also wollten wir das in Osh verlängern lassen und zwar bevor das Dokument abgelaufen war, denn dann gibt es immer gleich noch eine Strafe. Die erste Nachfrage ergab, dass es möglich sei, ich aber zum Grenzübergang bei Osh, ca. 30 km entfernt, fahren müsse und dann würde das ca. 160 US$ kosten, das gelänge aber nur wenn der Bekannte gerade Schicht hätte.

Nach Befragen von mehreren anderen Möglichkeiten entschied ich mich dafür, mit einem Mittelsmann zu einem Hotel in Osh zu gehen. Abgemacht waren ein Monat Verlängerung und 50 US$, dann stieg der Mittelsmann in das zivile Auto des Zollbeamten ein, dieser hatte durch Hupen auf sich aufmerksam gemacht. Nach einer kurzen Besprechung kam der Mittelsmann zurück und wollte mir 2 Monate für 100 $ verkaufen, was ich aber ablehnte. Ich solle ums Eck verschwinden und er versuche das hin zu bekommen. Der zivile Beamte wechselte dann auf den Rücksitz und vollzog dort mit dem Stempel den Verwaltungsakt. Ich musste dann für 2 Monate 60 US$ bezahlen.

Aigul, die nette Managerin vom Bishkek B & B erzählte uns auch viele Geschichten über Korruption und Schmiergeldzahlungen. Sie hatte gerade einen Motorradunfall und ging an Krücken. Die Ärzte in Kirgistan operieren nur dann, wenn man noch Extra Dollars bezahlen kann. Ansonsten hat man halt Pech. Sie ist Ende Zwanzig und hat 4 Jahre in Amerika studiert, sie hatte ein Stipendium bekommen.  Sie erzählt uns auch, dass selbst die Hochschuldiplome käuflich sind. Die meisten einheimischen Studenten können sich es nicht leisten nur zu studieren, deshalb arbeiten sie die meiste Zeit, kommen die letzten beiden Wochen zur Hochschule und zahlen dann für bessere Noten.

Wie es scheint ist das System von hinten bis vorne gescheitert. Dies gilt leider auch für die anderen ehemaligen Sowjetrepubliken und STAN-Länder, vielleicht mit Ausnahme von Georgien.

So kämpfen wir uns in Staus langsam zur indischen Botschaft vor, jedoch gelingt uns das nicht ganz. Kurz davor ist alles abgeriegelt, daher lassen wir das Auto stehen und gehen die letzten Meter zu Fuß. Die Botschaft liegt an einem großen Kreisverkehr und gerade als wir dort ankommen, rollt ein riesiger Autokorso vorbei, alles schwarze Limousinen und einige Motorräder. Die Polizisten am Straßenrand salutieren, dabei halten sie ihren orangen Stab senkrecht vor den Kopf, ein sehr amüsantes Bild.

In der Botschaft erhalten wir unsere Visa für Indien, wir bedanken uns ganz herzlich bei dem Mann und überreichen ihm ein paar deutsche Bonbons. Er hält abwehrend die Hände nach vorne, nein das kann er nicht annehmen, doch als wir ihm erklären, dass es sich nur um Sweets handelt, nimmt er diese schließlich an.

So nun geht unsere Zeit in Zentralasien zu Ende und das Reich der Mitte erwartet uns. In 5 Tagen erwartet uns der chinesische Guide am Torugart Pass an der kirgisisch-chinesischen Grenze.

Wir fahren noch zu Globus, einem großen, westlichen Supermarkt und kaufen dort für die nächsten Tage ein. Wir wollen über den Yssyk Kul zum Song Kul und dann über Naryn zum Torugart Pass fahren.

Bei Globus treffen wir zuerst Laura und Yves, ein schweizerisches Overlander Paar, die mit einem Mercedes Kastenwagen auch auf unserer Route unterwegs sind und die wir auch schon in Teheran an der usbekischen Botschaft getroffen haben, dann treffen noch Andy und Emma ein, die auch zum Yssyk Kul wollen, um dort die Zeit tot zu schlagen, bis sie ihr Iran Visum bekommen. Daneben befindet sich eine Tankstelle, wo wir noch volltanken und  dort treffen wir das deutsche Overlander Paar Sarah und Thomas aus Rostock, die mit einem L300 von Mitshubishi unterwegs sind. Das Witzige ist, dass wir die Beiden bereits früher im Internet getroffen haben, als wir eine Möglichkeit suchten um China zu durchqueren. Die Welt ist halt doch nur ein Dorf.

Zusammen mit Andy und Emma fahren wir zum Yssyk Kul, das ist ein großer See im Osten des Landes und am Nordufer ist ein richtiges Touristenzentrum. Hier treffen sich viele russisch stämmige Kasachen und Kirgisen. Vom Hörensagen soll es ein bisschen wie Ballermann sein. Daher fahren wir an das Südufer, suchen uns ein schönes Plätzchen direkt am Strand genießen unser BBQ und einige Dosen Bier.

Am nächsten Morgen fahren wir weiter nach Süden und übernachten am Song Kul, einem See auf einer Hochebene etwas über 3.000 m hoch gelegen, auf der im Sommer die Nomaden ihre Herden weiden lassen und inzwischen ein touristisches Zentrum geworden ist. Hier kann man in Jurten übernachten und auf Pferden die Umgebung erkunden.

Die Jurten Camps werden von „Dorfgemeinschaften“ betrieben. Die Organisation heißt CBT – Community Based Tourism und die Idee dahinter ist, dass alle gleichermaßen vom Tourismus profitieren.

Hier sehen wir riesige Geier in der Luft kreisen, aber bis wir unsere Kamera ausgepackt haben sind sie nur noch schwer am Horizont auszumachen. Wir nächtigen an einem ruhigen Plätzchen direkt am See und fahren am Morgen wieder weiter Richtung Naryn, der letzten größeren Stadt vor der Grenze.

In einem der Jurten Camps hält uns ein europäischer Tourist an und fragt, ob er und seine Frau mit nach unten fahren könnten. Es wären keine anderen Touristen da, mit denen sie ein Taxi teilen könnten und für sie allein wollte die Taxi Mafia 8.000 Som (ca. 115 Euro). Hoch sind sie für 250 Som (ca. 3,50 Euro) gefahren. Das sind die Punkte, mit denen man die Touristen vergrault und man sich einfach nur abgezockt fühlt.

Über Naryn, einer alten Garnisonsstadt an der Seidenstraße, wo wir noch eine Nacht verbringen fahren wir zum Torugart Pass. Wir sind gespannt war uns dort erwartet. Wir haben viele unterschiedliche Berichte gelesen und Meinungen gehört. Kurz vor dem Pass liegt ein See und ein Naturschutzgebiet, dieses Gebiet darf nur mit einer Permit befahren werden und manche haben uns auch von einer speziellen Grenzgenehmigung (border zone permit) erzählt. So haben wir uns bereits in Bischkek informiert und dort hieß es man müsse in Naryn (CBT Naryn) die Genehmigung einholen, dies dauere 3 Tage und koste 1.000 Som pro Person, wolle man die Genehmigung an einem Tag, so koste das 1.700 Som pro Person. Wir wunderten uns schon dort, wie man für einen Ticketverkauf 3 Tage benötigen kann. Auf der Inernetseite eines kirgisischen Reisebüros fanden wir dann aber eine Information, dass man keine Genehmigung benötigt, als wir noch telefonisch nachfragten, wollte man uns dort aber einen Guide für 120 US$ andrehen. Wir bräuchten ein Fahrzeug, das vorne weg fährt. Zu guter Letzt fragten wir noch bei CBT in Bischkek nach und Gutsana, eine freundliche Mitarbeiterin, die auch gut deutsch spricht, versicherte uns, dass wir keine Genehmigung bräuchten, wenn wir nach China wollten und ein gültiges Visum vorzeigen könnten. Dies deckte sich auch mit einigen Forenbeiträgen im Internet und so versuchen wir unser Glück ohne Permit.

Ca. 40 km vor dem Pass bei Position 40°45‘09‘‘ N; 75°05‘00‘‘ E ist der Schlagbaum. Der Beamte fragt nach unserem Ziel und als wir ihm China sagen, trägt er unsere Daten in ein Buch ein und winkt uns durch. Also keine Genehmigung.

Kurz zuvor gabeln wir eine Tramperin auf. Sie steht an diesem Sonntag alleine an der gottverlassenen Straße und zuerst fahren wir an ihr vorbei, da wir ja keinen Platz haben, kehren dann aber um. Wir packen ihren Rucksack hinten hinein und sie muss sich hinten in die Mitte auf den Kühlschrank quetschen. Jetzt bemerken wir, dass sie einen kleinen Hund dabei hat. Datka, das war der Name einer kirgisischen Prinzessin, ist vielleicht 6 Wochen alt und wurde von Mette in Bischkek gerettet.

Mette ist 20 Jahre alt und stammt aus Dänemark, sie will auch nach China. Allerdings ist der Torugart Pass für Fußgänger, Backpacker und Fahrradfahrer gesperrt, bzw. es besteht Taxipflicht. Auch hat sie für den Hund keinerlei Papiere, sie will es aber trotzdem versuchen.

Zusammen fahren wir auf die Passhöhe auf ca.  3.700 m, dort ist ein großes Eisentor, das von Chinesen bewacht wird. Allerdings ist oben, als wir ankommen gerade eine private Fotosession. Wir fragen die Chinesen, wo wir über Nacht stehen bleiben können und sie weisen uns auf der kirgisischen Seite einen Platz neben der Straße an.

Am nächsten Morgen fahren wir wieder ein Stück zurück zum kirgisischen Grenzposten, der seltsamerweise keinen Schlagbaum hatte und an dem wir daher gestern dran vorbeigefahren sind. Hier müssen wir noch unsere Ausreisestempel holen.  Wir sollen hinten herum um das Gebäude und über den Hof zurück auf die Straße fahren. Hier stauen sich die LKWs, die auch nach China wollen. Auf dem Hof steht eine lange Schlange von LKWs, die sich auch in die Reihe der Laster auf der Straße einreihen wollen. Ich fahre an der Schlange vorbei und dann geht es steil bergan auf die Straße, dort steht, halb eingeknickt, ein Hängerzug und links ist wenig Platz, aber ich fahre trotzdem auf dem losen Untergrund an ihm vorbei. Dann passiert es zu ersten Mal, ich touchiere ein fremdes Fahrzeug. Mit unserem Dachzelt streife ich den Seitenspiegel des Lasters. Der Fahrer des Scania und die anderen umherstehenden Trucker schreien, fuchteln und rufen. Ja, ich bleibe ja stehen, aber auf der Straße. Dort ist auch ein Polizist, der auf den Verkehr bei dieser Einfahrt aufpasst. Zu Fuß gehe ich an den Tatort. Sie fragen mich „Americano?“, nein ich bin Deutscher und dann sagt der Fahrer „Heil Hitler“ und grinst. Ich denke: „Ok, vielleicht lässt sich das einfach regeln.“ Wir begutachten den Schaden, der Spiegel ist ganz, nur das Plastikgehäuse hat Risse und ein Teil davon ist heruntergefallen. Ich schaue den anderen Außenspiegel an, der genauso aussieht und mit breitem Tesaband zusammengeflickt ist. Ich erkläre dem Fahrer, dass das Spiegelgehäuse wohl schon kaputt war und jetzt nur ein Teil davon abgefallen ist. Ich biete ihm 10 US$ an. Sofort erhebt sich ein Stimmengewirr, einer von den anderen LKW Fahrern schreibt in den Staub 100 $. Ich bleibe ruhig und geben den Leuten zu verstehen, dass 100 $ total überzogen ist und ich nicht mehr als 10 $ gebe. Jetzt kommt der Polizist dazu, alle rufen nach einem Protokoll. „Ja“, sage ich, machen wir ein Protokoll. Als erstes will er jetzt den Reisepass und ich gebe ihm die Kopie. Er dreht diese ein paarmal in den Händen herum und fragt wohl was das sei, ein anderer Trucker sagt dann: „Passport copy“. Ich sage ihm, dass er das Protokoll auch mit der Kopie machen kann und ich meinen Original Ausweis nur dem Zoll vorlege. Er bleibt aber tatenlos auf der Straße stehen. Die anderen umringen mich und wollen die 100$, ich zeige auf den Polizisten und sage: „Protokoll“.  Aber jetzt beginnt es brenzlig zu werden, der Fahrer des „Unfallwagens“ sucht einen faustgroßen Stein und kommt damit und grimmiger Miene auf den Mercedes zu. Er macht so, als wolle er den Spiegel einschlagen, ich gehe einen Schritt zu Seite und machen seinen Weg frei, zeige auf den Polizisten, der daneben steht und deute an, ob er das wirklich im Beisein der Polizei machen will. Oben auf der Straße beginnt jetzt eine Huperei, die Schlange hat sich weiter nach vorne bewegt und die nachfolgenden LKW wollen aufrücken, aber da steht das Beast im Weg. Jetzt soll ich plötzlich wegfahren, aber ich bleibe stehen. „Zuerst machen wir das Protokoll“, sage ich. Der Polizist weiß nicht was er tun soll und gibt mir die Kopie zurück. Alle drängen mich zum Auto und zum weiter fahren, aber ich bleibe stur und sage, dass wir zuerst die Sache mit dem Spiegel klären. Zum Abschluss biete ich dem Fahrer 20 $ an, aber alle beharren auf den 100$ und dass es in China eine Strafe von 150 $ gäbe, wenn der Spiegel kaputt sei. Jetzt kommen die Zöllner von vorne zu uns, es sind keine LKW zum Abfertigen mehr da. Sie schauen was da los ist und jetzt muss ich nach vorne fahren. Ich fahre an allen Zollbeamten vorbei bis in den Zollhof, dort regt sich dann einer auf, warum ich am ersten Posten vorbei gefahren sei. Ich sage ihm, dass ich kein Stoppschild gesehen hätte, aber ich muss zurück fahren. Dort lässt man uns dann erstmal für eine Weile stehen. Endlich kommt einer mit mehreren Sternen zu uns, der junge Beamte erklärt ihm alles und dann kann ich wieder in den Zollhof fahren. Dort steigen Mette und Annette aus, gehen zur Abfertigung in das Passenger Terminal, ich muss einem anderen Zollbeamten folgen. Ich gebe hier mein Zolldokument für das Fahrzeug ab, zeige die Fahrzeugpapiere und dann meinen Ausweis. Einer der Beamten stempelt diesen und gibt ihn mir zurück, dann muss ich mit dem Fahrzeug auf die Grube fahren. Hier fragt mich ein Zöllner was mit dem LKW sei und ich erkläre ihm die Geschichte, male ihm ein Bild von ‚Spiegel vorher – Spiegel nachher‘. Er nickt und scheint zu verstehen. Aber jetzt wird erst einmal das Auto kontrolliert und zum ersten Mal wird unser Geheimfach für Bargeld und Papiere entdeckt. Ich versuche es ihm zu erklären, dass da nur Papiere drin sind, aber ich muss es öffnen. Das Geld nehme ich gleich heraus und dann sehen sie die zweiten Pässe. Was das ist, wollen sie wissen und ich erkläre ihnen, dass es bei uns möglich ist zwei Reisepässe zu haben und zeige ihm das Pakistan Visum. In meinem zweiten Reisepass ist ein anderes Foto als im anderen. Als er dieses sieht, zeigt er es seinem Kollegen und sagt dann zu mir: „Statham“. Ich verstehe zuerst nicht ganz, aber dann schwärmt er mir von seinem Lieblingsschauspieler vor, Jason Statham, den man vielleicht aus den Transporter-Filmen kennt und dass ich so aussehen würde wie Statham. Dann checken Sie weiter das Auto und als sie fertig sind, fängt er wieder an mit dem Spiegel. Ich erzähle ihm, dass alle Spiegel am Fahrzeug kaputt waren und ich ihm 20$ geboten habe, aber der Fahrer nicht wollte. Dann geht er in den Bürokomplex und kehrt nach einigen Minuten zurück. Er schüttelt mir die Hand, und lächelt, dann verabschiedet er mich mit den Worten: „Statham – good luck.“ Den Unfallgegner habe ich nie wieder gesehen.

Auf unserer Reise wurde ich schon einige Male gefragt, ob ich im Fernsehen wäre, ob ich ein Actor sei oder dass ich einem Schauspieler ähnlich sähe. Hier sind die Topvergleiche.

Ich fahre zum Ende des Gebäudes und nehme Mette und Annette wieder auf, dann fahren wir wieder auf die Passhöhe. Das waren zwei aufregende Stunden.

Auf der Passhöhe können wir nicht weiterfahren, die Chinesen teilen uns mit, dass wir hier parken müssen, bis unser Guide da ist. Um 11.30 Uhr schließen sie dann das Eisentor und erst um 15.00 Uhr geht dieses wieder auf. Dann erscheint auch Abdullah, unser Guide. In der Zwischenzeit hat sich Mette verabschiedet, sie versucht ihr Glück über die Grenze zu kommen mit einem kirgisischen LKW Fahrer.

Mit Abdullah fahren wir ca. 5 km auf der chinesischen Seite talabwärts bis zum ersten Checkpoint. Dort wird in einer provisorisch aufgebauten Röntgenanlage das Gepäck durchleuchtet und zwei Mann kontrollieren den Rest des Fahrzeugs. Dann geht es weiter auf einer schlechten Piste Richtung Kashgar, der sagenumwobenen Stadt an der Seidenstraße am Rande der Wüste Taklamakan, dem gefährlichsten Ort der ganzen Seidenstraße.

Gegen 18.00 Uhr erreichen wir einen weiteren Posten an dem das Fahrzeug desinfiziert werden soll, es ist aber gerade Zeit zum Abendessen und alle Beamten sind verschwunden. Gegen halb sieben trudeln sie wieder ein und sprühen das Beast ein. Leider zu wenig, denn der ganze Dreck und Staub  ist danach immer noch drauf, aber wir dürfen weiter bis zum nächsten Gebäude fahren, wo noch einmal alle Kisten geröntgt und das Fahrzeug gecheckt wird. Sie wollen die Fahrgestell- und die Motornummer sehen. Die Fahrgestellnummer ist kein Problem, aber die Motornummer, trotz eines Anrufs bei Mercedes in Deutschland kann ich die Nummer nicht finden. Das Auto ist glücklicherweise so dreckig und heiß, dass der Beamte auch nur aus der Ferne schaut und schließlich abwinkt. Alles klar, wir haben die Stempel und nach ca. 10 Std. Einreiseformalitäten sind wir in der Provinz Xinjiang. Es fängt bereits an dunkel zu werden und wir fahren zum Hotel Seman in Kashgar, dieses ist im ehemaligen russischen Konsulat. Morgen wollen wir die Formalitäten für das chinesische Nummernschild und den Führerschein erledigen und tags drauf Kashgar erkunden.

Leider ist die Altstadt von Kashgar nicht mehr das was sie einmal war, die Chinesen wollten die ganze Stadt umgestalten und nur auf internationalen Druck haben sie einen Rest stehen gelassen, der aber auch nichts mehr mit der alten Altstadt von einst zu tun hat.

Abends essen wir lecker in einer Art Imbiss, das Essen ist scharf, gut und günstig. Danach trinken wir bei John´s Cafe noch ein paar Bier und plaudern mit Luc und Laurant aus Luxemburg. Sie kommen gerade aus Pakistan und erzählen uns, dass der Karakorum Highway noch gesperrt sei und sie mit dem Flugzeug von Islamabad nach Kashgar kommen mussten.

Am Nachmittag des zweiten Tages in Kashgar versuche ich den Scheibenwischermotor mit einem Kabelbinder zu fixieren, dieser ist mit drei Schrauben auf einer Platte befestigt, aber das Gussteil ist an einer Schraubstelle gebrochen und immer wenn der Scheibenwischer auf Hochtouren läuft, fängt er sich an, sich zu verstellen. Als ich endlich mit der Arbeit, an dieser unmöglichen Stelle fertig bin, kommen zwei Männer in Bergsteigermontur zu uns. Sie kommen aus Franken und wollten den Muztagh Ata (7.546 m) besteigen, sind aber aufgrund des Wetters gescheitert. Außerdem haben Sie einen ihrer Bergkameraden aus Schonach im Schwarzwald am Berg verloren. Er sei der Fitteste gewesen, aber in einer Nacht ist er im Zelt auf 6.200 m gestorben, wahrscheinlich an einem Lungenödem oder an der Höhenkrankheit. Die Beiden waren noch sichtlich mitgenommen.

Dann geht es für uns endlich los, wir verlassen etwas enttäuscht Kashgar und machen uns auf, das Dach der Welt zu erkunden. Zuerst geht es weiter durch den Pamir nach Tashkurgan, wo wir noch einmal nächtigen und uns Abdullah am Morgen, nachdem wir die chinesischen Ausreiseformalitäten erledigt hatten, verlässt.

Nun fahren wir allein auf dem Karakorum Highway den Khunjerab Pass auf ca. 4.700 m hinauf. Der Karakorum Highway ist die höchstgelegene Fernstraße der Erde und führt uns nun nach Pakistan, in das 21. Land auf unserer Reise.

Good Luck – Statham

Stefan and the actors

Abstecher nach Zypern – short trip to Cyprus

Am Rosenmontag landen wir abends wieder in Izmir, wir waren an der goldenen Hochzeit meiner Eltern und leider auch an der Beerdigung unseres Freundes Achim. Da unser Auto bei Mercedes Mengerler in Izmir, unweit des Flughafens steht, aber leider schon geschlossen hat übernachten wir am Flughafen und stehen am nächsten Morgen im Autohaus. Es wird gerade noch ein Dichtgummi in die Hecktüre eingebaut, weshalb wir noch etwas warten müssen. Als „Übersetzer findet sich Sahin, ein Türke, der aber in Mannheim aufgewachsen ist und jetzt wieder in Kusadasi bei Izmir lebt. Seine S-Klasse hat aber noch das Kennzeichen von Ludwigshafen (LU).

Unser nächstes Ziel heißt Pamukkale, dieser Ort ist UNESCO Weltkulturerbe und liegt nahe an der antiken Stadt Hierapolis. Die jahrtausendealten Kalksinterterrassen sind weltweit einzigartig, etwas Ähnliches gibt es noch im Yellowstone Nationalpark in den USA. Das kalkhaltige Thermalwasser, das hier aus der Erde kommt, formte über tausende Jahre diese Terrassen.

Wir übernachten im Nachbarort Karahayit auf einem Campingplatz namens „Kurhaus“. Auch hier kommt warmes Wasser aus der Erde und die Dusche im Keller ähnelt einem Schwimmbad. Aus der Wand kommt ein dickes Rohr und wenn man den Hahn aufdreht prasselt das heiße Thermalwasser auf einen hernieder. Man könnte stundenlang darunter stehen.

Der Eigentümer des Platzes, dazu gehört auch noch eine Pension, hat viele Jahre in Deutschland gearbeitet und seine erste Baustelle, auf der er 6 Jahr gearbeitet hat, war das Kurhaus in Mainz, deshalb hat er seine Pension und Campingplatz auch so benannt. Bei Einbruch der Dunkelheit bemerken wir auch wie er Zusatzeinnahmen über den Winter generiert, in dem er die Zimmer der Pension stundenweise vermietet.

Am nächsten Morgen wollen wir weiter, an den großen Salzsee Tuz Gölü und dann nach Kappadokien. Wir fahren über das anatolische Hochland, erstmal bis nach Beysehir am gleichnamigen See und übernachten dort in einem Hotel, da es am Abend bereits über 6°C Minus hat und schneit. Am nächsten Morgen ändern wir aufgrund des Wetters unseren Plan und fahren wieder zur Südküste nach Manavgat und von dort weiter nach Anamur. Dort ist auch das Kap Anamur, der südlichste Punkt Kleinasiens und Namensgeber des Rettungsschiffes der Hilfsorganisation Cap Anamur/Deutsche Not-Ärzte e. V.

Wir besichtigen die Kreuzritterburg Mamure Kalesi und der Greenkeeper Recep macht mit uns eine persönliche Führung, er hat sein eigenes Gästebuch, in das wir uns eintrage dürfen, danach gibt es noch Cay. Anemurion, die antike Stadt Stadt am Kap Anamur schauen wir uns im Anschluss an, sie hat eine beeindruckende Nekropole und eines der besterhaltenen Odeons der antiken Welt. Gegenüber Kap Anemurion liegt das Kap der Zyprer oder Kap Krommyus, etwa 60 km vom Festland entfernt. Und so entsteht der Plan nach Zypern zu reisen, zumal es in Kappadokien immer noch sehr kalt und verschneit ist.

In Tasucu kaufen wir ein Fährticket und setzen mit zweieinhalb stündiger Verspätung nachts um 02.30 Uhr nach Zypern über. Wir legen im Hafen von Girne (Kyrenia) in der Türkischen Republik Nordzypern gegen 7.00 Uhr an und verlassen die Fähre, danach beginnt eine kleine Odyssee. Die Kfz-Versicherung ist im Nordteil Zyperns ungültig, daher stellen wir uns als erstes in die Schlange vor dem Versicherungsschalter, dann zahlen wir die Hafengebühr, holen die Einreisestempel bei der Polizei und letztendlich stehen wir an der Zollabfertigung. Hier treffen wir auf einen Beamten, der mit meinem Personalausweis Probleme hat, weil er keinen Stempel reinhauen kann, ob ich mit dem Dokument einreisen darf, kann er nicht entscheiden, daher müssen wir zu Mr. Achmet. Der sitzt im Zollgebäude außerhalb des Hafens. First Floor, first right. OK, wir finden ihn, er versteht zuerst das Problem nicht, wir auch nicht. Er schreibt was auf einen Zettel und zurück geht es zum Zoll im Hafen und gegen 09.30 Uhr verlassen wir endlich den Hafen in Richtung Famagusta. Dort schauen wir uns die Altstadt an, essen „Fish and Chips“, die Insel ist noch sehr britisch, denn erst 1960 entließen die Briten die Zyprioten in die Unabhängigkeit und 1974 erklärte der Norden die Unabhängigkeit und rief die Türkische Republik Nordzypern aus, diese wurde jedoch international von keinem Staat, außer der Türkei, anerkannt.

Unser Gas ist leer und wir haben aus Platz- und Gewichtsgründen keine Ersatzflasche dabei, daher möchten wir die Flasche füllen lassen. Wir fragen einen Händler, der bei seinem Lieferanten anruft und mir sagt, dass ich am Montag die Flasche gefüllt kriege, heute ist aber erst Samstag. Ich sage ihm, dass wir weiter nach Larnaka wollen und dann gibt er mir den Tipp in Larnaka zu Jetgas zu gehen, ab 12 Uhr könnte ich da auch heute die Flasche füllen lassen. Und so suchen wir den Grenzübergang, irgendwie scheint man hier im Norden, den Rest der Insel zu ignorieren, keine Straßenschilder, die auf die Städte im Süden hinweisen, keine Hinweisschilder auf Grenzübergänge.

Wir werden schließlich aber fündig und passieren den türkischen (TRNZ) Zoll, fahren danach zum nächsten Checkpoint und wundern uns, dass dort die Flagge Großbritanniens weht. Am Übergang empfangen uns freundlich 2 Engländer und erklären uns, dass dies die englische Zone ist und sie uns nicht nach Larnaka fahren lassen können, weil sie uns nicht registrieren könnten. Wir verstehen das Ganze nicht, wir sind EU-Bürger mit einem EU-Fahrzeug und möchten in das EU-Land Zypern oder in die britische Zone von Zypern, das auch zur EU gehört einreisen. Letztendlich müssen wir den Grenzübergang in Nicosia nehmen, der letzten geteilten Hauptstadt in Europa, ein Umweg von 100 Km!

In Nicosia ist die Einreise möglich, aber nicht einfach. Wir eilen von Polizei zu Zoll, holen Stempel, zeigen die grüne Versicherungskarte, die Autopapiere, die Ausweise. Endlich sind wir durch, aber am letzten Checkpoint hält uns wieder ein Zöllner in Zivil an und will wieder die Autopapiere sehen. Diesmal muss ich sogar die Motorhaube öffnen, denn er will die Fahrgestellnummer sehen. Leider habe ich keine Ahnung wo sich diese befindet, nach langem Suchen finden wir eine an der B-Säule.

Es kommt dann noch seine Kollegin hinzu, sie versucht uns zu erklären, dass wir ein Dokument benötigen, dass wir mit unserem Fahrzeug hier fahren dürfen. Ich frage sie nur wozu, dies ist doch EU und es gilt die Reisefreiheit. Sie meint aber, dies sei notwendig, weil wir von Norden einreisen und dies nicht zur EU gehört. Am Ende erhalten wir ein Dokument vom Ministry of Finance und dürfen endlich weiterfahren. Wir haben für heute genug und beschließen einen Schlafplatz zu suchen und da wir immer noch kein Gas haben, gehen wir essen.

In den nächsten Tagen besuchen wir Omodos, ein nettes Weindorf in den Bergen, Paphos, Polis und Limassol. Hierbei gefällt uns Pahpos als Urlaubsort am besten oder Girne im Nordteil. Dort gibt es einen kleinen, alten Hafen mit vielen Restaurants und kleinen Läden.

In Paphos übernachten wir zum letzten Mal auf einem Parkplatz nahe der UNESO Weltkulturstätte Nea Paphos und tatsächlich weckt uns am Morgen gegen 07.00 Uhr die Polizei und möchte das Dokument für das Auto, sowie die Ausweise sehen.

Hier haben unsere EU-Politiker noch viel zu tun, Wichtigeres als sich um Größe von Bananen und deren Krümmungswinkel zu kümmern.

Nach 5 Tagen verlassen wir Zypern wieder und die Wahrscheinlichkeit auf ein Wiedersehen ist gering.

Im Fährhafen von Girne treffen wir noch Emma und Andy, ein britisches Paar, das Dokumentarfilme dreht und unter dem Motto „Around the world in 800 days“ die Welt bereist. Sie sind mit einem Toyota Hilux mit Dachzelt auf der ähnlichen Route wie wir unterwegs. Wir tauschen unsere Erfahrungen und unsere Kontaktdaten aus und verbringen eine lange Nacht gemeinsam auf der Fähre.

Am Morgen legen wir wieder in Tasucu an, wir kaufen zuerst etwas zum Frühstück ein und lassen das Auto waschen. Die „Waschanlage“ ist bei Mogaz, einer Gastankstelle für Kraftfahrzeuge und als uns der Chef sagt, dass das Auto fertig sei, frage ich ihn, ob er mir unsere Gasflasche füllen kann. Er ruft seinen Mitarbeiter, der einen schnellen Blick auf die Flasche wirft und kurze Zeit später mit einem Spezialadapter zurückkommt. Dieser passt und in wenigen Sekunden ist die Flasche voll. Wir freuen uns alle drei und stolz sagt der Chef „this is turkish“, ich antworte ihm „Yes, I like it“.