Heiliger Nikolaus

Entlang der lykischen Küste

Geyikbayiri ist Ausgangspunkt des lykischen Wanderwegs, dem ersten türkischen Fernwanderweg, den die Sunday Times zu einem der 10 schönsten Wanderwege der Welt gekürt hat. Auch wir wollen Lykien entdecken, allerdings mit dem Auto und nicht zu Fuß und so fahren wir in Richtung Kemer, einem belieben Ferienort, wo ich bereits 1989 schon einmal für eine Woche in Urlaub war und dann weiter nach Olympos. An diesem sagenumwobenen Ort soll Feuer aus der Erde schlagen, daher wollen wir den Ort am Abend besuchen. Zuvor besichtigen wir Çirali und Adrasan, wo wir uns zum Abendessen Gözleme leisten, hier ist das Stück für 3 türkische Lira erhältlich. Während wir warten werden wir mit einer Tüte voller saftiger und zuckersüßer Orangen beschenkt.

Bei Einbruch der Dunkelheit machen wir uns auf, zu den ewigen Feuern der Chimäre, einem jahrtausendealtem Naturphänomen. Aus dem felsigen Boden eines Berghangs schlagen an mehreren Stellen Flammen heraus, dieser Platz ist seit der Antike bekannt und soll früher sogar als Leuchtfeuer für die Schifffahrt gedient haben. Wir sind alleine hier an diesem mythischen Ort und genießen die Ruhe, wir können uns lebhaft vorstellen, was an diesem Ort in der Antike von statten gegangen ist.

Wir schlafen am Strand von Chimäre und fahren am Morgen weiter nach Myra, dem Ort wo der heilige St. Nikolaus im 4. Jahrhundert byzantinischer Bischoff war. Ab dem 6. Jahrhundert wurde die erste, dem heiligen St. Nikolaus gewidmete Kirche gebaut und damit begann die europaweite Popularität des Nikolauses. Hier besichtigen wir auch die ersten lykischen Felsgräber. Die im 6. Jahrhundert vor Christus in Stein gehauenen Gräber sind Abbilder der Häuser, in denen die Verstorbenen gelebt haben.

Für die Nacht suchen wir einen Platz, der uns Pocket Earth Pro anzeigt, er liegt ca. 10 km von Demre entfernt und führt uns in die Berge. Wir glauben schon umkehren zu müssen, denn die Wege werden immer schlechter, aber unser G braucht auch mal eine Herausforderung und so fahren wir weiter. Wir stellen fest, dass wir uns auf dem lykischen Wanderweg befinden und dieser ist weit davon entfernt z. B. dem Westweg ähnlich zu sein. Irgendwann halten wir in der Pampa an und kochen unser Abendessen, die Nacht ist außergewöhnlich dunkel und ruhig.

Am Morgen fahren wir wieder ins Tal nach Demre und kaufen ein Ekmek, das ist das türkische Standartbrot und fahren zum Strand, um dort zu frühstücken. Wir finden einen Park, wo es schöne Sitzgelegenheiten gibt und bereiten dort unser Frühstück zu. Es ist der Partnerschaftspark der Stadt Demre mit Elzach im Schwarzwald. Wir fühlen uns fast ein wenig zu Hause.

Die lykische Küste ist voller geschichtsträchtiger Orte und so fahren wir nur ein kurzes Stück bis Kekova, wo es eine versunkene Stadt zu besichtigen gibt. Am Strand liegen dutzende steinerner Sarkophage herum und die Einheimischen nutzen die historischen Überreste für ihre Zwecke.

Restauriert hingegen wurde die historische Stadt Patara, wo der Gott Apollo und der heilige St. Nikolaus geboren wurden. Patara war zu Zeiten des lykischen Bundes eine wichtige Hafenstadt und in der Antike Sitz eines Apollo Orakels. Außerdem gibt es hier einen 22 km langen Sandstrand, der als einer der Schönsten weltweit gilt und an dem auch die Karettschildkröten ihre Eier ablegen. Hier wollen wir auch die Nacht verbringen und als wir am Nachmittag ankommen, lockt der große Sandkasten für eine Offroad Runde. Am Anfang geht alles gut, jedoch bleibt unser G am Ende im Sand stecken. Aber das Seil unserer Winde reicht glücklicherweise bis zu den Bäumen auf den Dünen und so können wir uns selbst aus dem Sand befreien. Es kommt Turca vorbei und hilft uns, das Seil zu ziehen und an den Bäumen anzulegen, er versteht zwar weder Englisch noch Deutsch und dennoch wird es noch ein lustiger Abend in der Dorfkneipe von Patara.

Ein weiterer Traumstrand liegt in der Bucht von Ölüdeniz bei Fethiye, diese Bucht wird auch das Tote Meer, bzw. die Blaue Lagune genannt. Hier bleiben wir drei Nächte. Im Dorf ist im Moment tote Hose, aber wir können uns lebhaft vorstellen, wie es hier in der Hochsaison zur Sache geht. In den Apotheken gibt es hauptsächlich Produkte von Durex, Viagra und Aspirin zu kaufen.

In Fethiye finden wir einen Segelmacher, der uns für 200 TL eine perfekte Zeltrückwand herstellt. Diese macht er uns auf Maß, so dass wir unsere Hecktüre des Autos bei geschlossener Zeltrückwand öffnen können. Er beginnt sofort mit der Arbeit und zwei Stunden später können wir sie abholen, in der Zwischenzeit gegen wir ein Kebab essen.

Auf dem weiteren Weg nach Marmaris besuchen wir noch die Felsgräber von Dalyan und Akyaka, dort hält ein Motorradfahrer vom MC Marmaris an und fragt uns, was wir suchen. Als wir ihm sagen, „einen Schlafplatz“, fährt er persönlich auf dem Motorrad vor und zeigt uns einen Platz zum Übernachten.

In Marmaris lasse ich mich zum ersten Mal von einem türkischen Kuaför verwöhnen. Nachdem er mir den Bart geschnitten, mich rasiert, Nase und Ohren gewaxt, Ohren, Brauen und Wimpern abgeflammt, eine Gesichtsmaske aufgelegt, die Haare geschnitten und gewaschen und anschließend noch massiert hat, fühle ich mich um Jahre jünger.

Wir fahren weiter auf die Halbinsel Datca und wollen dort wieder am Strand, in der Nähe von Mesudiye, nahe der historischen Stadt Knidos schlafen. Als wir das Auto parken kommt eine alte Frau und fragt gestikulierend, ob wir hier schlafen wollen. Als wir ihr „Ja“ zu verstehen geben, führt sie uns in ihren Hof und zeigt uns einen Platz, wo wir uns hinstellen sollen. Wir zögern und fragen wieviel sie dafür haben will, sie macht eine abfällige Handbewegung und winkt uns herein. Ich mache sie auf die Bäume und die Höhe unseres Autos aufmerksam, daraufhin verschwindet sie im Haus und kommt mit ihrem Mann zurück. Dieser hat schon die Säge in der Hand und beginnt die Äste abzusägen. Wie es scheint gibt es kein Zurück und so parken wir im Hof von Ali und Neriman. Nach kurzer Zeit sitzen wir in ihrer Küche und trinken Kaffee, am nächsten Morgen lädt sie uns zum türkischen Frühstück ein. Wir bedanken uns ganz herzlich und nach dem Frühstück brechen wir auf, zum Abschied bekommt Annette einen Kuss auf die Stirn. Ali ist 80 und Neriman 77 Jahre alt und obwohl sie außer türkisch kein Wort verstehen, haben sie uns in ihr Haus eingeladen und wir haben eine schöne Zeit gemeinsam verbracht. Im Sommer betreiben sie eine kleine Pansiyon.

Die lykische Küste endete bereits bei Dalyan, die historische Stadt Kaunos war die letzte Stadt Lykiens und wir fahren nun am Ägäischen Meer wieder nordwärts über Ephesus, wo wir u. a. den Tempel der Artemis (eines der 7 Weltwunder der Antike), Celsus Bibliothek und die Marienkirche besichtigen, in Richtung Izmir. Am Mittwoch geht von dort unser Flug nach Zürich. Wir haben eine Einladung zur goldenen Hochzeit von meinen Eltern erhalten, die am 12.02.2012 in Schopfheim stattfindet.