Autor: Annette und Stefan

Frust in Armenien

Wir möchten in ein Land einreisen, in dem die Scharia gilt. Das ist sozusagen das Strafgesetzbuch Gottes und Unzucht soll beispielsweise mit 100 Schlägen bestraft werden. Wir haben die Visa für den Iran erhalten.

Am Abend gehen wir noch in Yerevan essen und dann ins Bett, denn am nächsten Tag wollen wir möglichst weit bis zur armenisch-iranischen Grenze kommen.

Doch am nächsten Morgen, nach ca. 70 km, es geht einen Pass hinauf, leuchtet die Kontrollleuchte „Check Engine“ auf. Wir halten an und lesen nach, was das sein könnte. Eine mögliche Ursache: Tempomat, Kühlmitteltemperaturanzeige oder Drehzahlmesser liefert keine Informationen oder die Kraftstoffzufuhr, bzw. der -filter. Ich mache die Motorhaube auf und prüfe alle Stecker, einmal aus- und wieder einstecken. Danach ist die Fehlermeldung weg. Wir entscheiden uns weiter zu fahren.

Unterwegs besuchen wir noch das Kloster Tatev und treffen dort zwei Overlander aus Brasilien. Raphael und Isabel haben noch Alexandra und Simon, zwei Schweizer, im Gepäck, die ebenfalls eine Weltreise machen. Wir unterhalten uns kurz und erfahren, dass sie auch nach Kapan und dann in den Iran wollen. In Kapan wollen sie noch zwei andere Overlander treffen. Wir fragen: „Emma und Andy?“ Sie bejahen verdutzt. Ja, unsere beiden englischen Freunde, die wir bereits auf Zypern und in Kappadokien getroffen haben, sind in Kapan und helfen dort Armen und Siranush ihren neuen Campingplatz zu promoten, auch wir wollten sie dort heute Abend noch treffen.

Siranush betreibt in Kapan eine Sprachschule und ihr Mann Armen macht gerade einen Campingplatz neu auf. Dort treffen wir zum dritten Mal auf unserer Reise Emma und Andy aus England. Später treffen noch die Brasilianer Raphael und Isabell mit den Schweizern Alexandra und Simon ein. Außerdem ist dort noch Jan, ein junger Mann aus der Slowakei, der auch Armen beim Ausbau des Platzes hilft und es kommt noch Oscar, ein Kanadier, der in Kapan in einer Goldmine arbeitet, und Marco, einen Portugiesen mitbringt, der über Couchsurfing bei Oscar übernachtet. So wird es ein lustiger, internationaler Abend, wo viel Reise-Know-How ausgetauscht wird. Für den nächsten Mittag wird noch ein gemeinsames Picknick vereinbart und dann wollen wir auch weiter fahren.

Am Abend machen wir noch auf einem schönen Plateau, vor einem Kriegsdenkmal Fotos von Andys Totoya Hilux, Raphaels Landrover und unserem Mercedes G und natürlich mit allen Leuten.

Am nächsten Morgen haben wir noch etwas Zeit bis zum Picknick und wir wollen auf der örtlichen Bank noch etwas Bargeld holen, denn im Iran ist aufgrund der Sanktionen Bargeld abheben, bzw. Kreditkartenzahlung unmöglich. Wir warten bis wir dran sind und Annette will schon mal die Pässe aus der Handtasche holen, da wird sie auf einmal kreidebleich. „Wo sind die Pässe?“

Wir durchsuchen nochmal die Handtasche und dann das Auto. Nichts! Die Pässe sind weg. Wir überlegen und rufen in Yerevan bei Mr. Hostel an. Ja, die Pässe sind dort. Einerseits fällt uns ein Stein vom Herzen, andererseits bedeutet das 400 km nach Yerevan und wieder zurück. Wir gehen zu Armen und Siranush und erzählen dort, dass wir wieder zurück müssen. Aber Siranush schnappt sofort ihr Handy und telefoniert herum, nach zwei Minuten sagt sie zu uns, „eure Pässe sind um 18 Uhr hier“. Es verkehren zwischen Kapan und Yerevan ständig Taxis und sie hat einem bekannten Taxifahrer den Auftrag gegeben, unsere Pässe mitzubringen, das Ganze wird uns so ca. 6 Euro kosten. Wir sind erleichtert, picknicken am Mittag und warten dass es 18 Uhr wird.

Doch in der Zwischenzeit droht weiteres Ungemach. Andy hat das Bild von den Fahrzeugen am Monument in Facebook gepostet und irgendwie hat das in Kapan sehr schnell die Runde gemacht und diverse Leute haben sich beim Bürgermeister beschwert. Dieser ruft dann auch bei Armen an und am Nachmittag treten Andy und Armen dort persönlich an und entschuldigen sich tausendmal und versprechen das Bild sofort im Internet zu löschen.

Kurz nach halb sieben fahren wir los Richtung Grenze, aber nach ca. 24 km bringt unser Beast keine Leistung mehr und die Lampe „Check Engine“ leuchtet wieder. Wir kehren um und übernachten bei Armen und Siranush.

Mercedes-Benz gibt es nur in Yerevan. Am Morgen lassen wir in Kapan von einer „freien Werkstatt“, die einen Computer haben, den Fehlerspeicher auslesen. „Turbo“ sagt der Meister, machen kann er aber nichts. Wir ziehen nochmal die Stecker vom Luftstrommengenmesser und starten das Beast. Es läuft ganz normal, wir sind aber besorgt, denn im Iran gibt es aufgrund der Sanktionen gar keinen Mercedes-Service. Also fahren wir doch zurück nach Yerevan, nicht um die Pässe zu holen, sondern um das Auto checken zu lassen. Bis nach Yerevan läuft die Maschine ganz normal, am nächsten Morgen checken die Spezialisten von Mercedes den Fehlerspeicher, können aber nichts feststellen. Artur, der After-Sales-Manager meint, wir sollten den Dieselfilter auf jeden Fall noch wechseln, denn der Diesel hier sei so miserabel, dass Daimler keine Dieselmodelle nach Armenien liefert.

Wir geben unser Einverständnis und warten, kurze Zeit später kommt Artur und meint, dass der Fehler gefunden wäre, beim letzten Service sei die Dichtung zwischen Luftzufuhr und Turbolader nicht richtig eingesetzt worden und dadurch habe der Turbo zusätzliche Luft gezogen mit der Folge, dass das Kraftstoff-Luft-Gemisch nicht mehr stimmt. Das ist vermutlich die Ursache und daher wird auch noch eine neue Dichtung eingesetzt, denn die alte hatte einen Riss und war stark deformiert. Nach ca. 3 Std. ist das Auto fertig und Artur meint wir sollen noch zwei Stunden in oder um Yerevan bleiben, falls es doch noch Probleme gibt.

Ach was, wir fahren auf die Schnellstraße und wieder geht es Richtung Iran, aber nach 20 km geht das Beast erneut in den Notlauf und wir kehren wieder um. Diesmal leuchtet noch die Kontrolllampe und im Fehlerspeicher sind drei Meldungen. Der Turbolader wird ausgebaut, das Rad ist defekt. Durch die falsch eingelegte Dichtung kam auch Schmutz und Staub in den Turbo, was dazu führte, dass nun der Ladedruck nicht mehr voll aufgebaut werden kann.

Aber nun kommt Artur mit einer neuen Hiobsbotschaft, es gibt keine Teile für einen Dieselmotor. Lieferzeit mindestens zwei Wochen. Es ist Freitagnachmittag, wir sollen über das Wochenende überlegen was wir machen wollen. Ich rufe in Deutschland bei meinem Schulkameraden Willi an, der bei Mercedes-Benz in Bad Säckingen das Lager verwaltet. Er hat alles da, ich kann es morgen abholen, und so buchen wir einen Flug von Yerevan über Wien nach Basel und am Samstag hole ich die Teile ab und fliege am Sonntag zurück nach Yerevan.

Annette bleibt das Wochenende in Armenien, Kim Kardeshian ist auch da, sie ist Armenierin und macht Öffentlichkeitsarbeit für die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Gedenken an den Genozid am armenischen Volk im Osmanischen Reich.

Ich lande in der Nacht auf Montag und bin gegen 5 Uhr morgens bei Mr. Hostel. Als ich ins Haus möchte, sehe ich zwei Typen an unserem Auto und ich bleibe stehen bis sie weg sind. Es ist nichts außergewöhnliches, dass die Leute unser Auto anschauen, nur dachte ich zuerst einer pinkelt vorne an die Stoßstange.

Bei Mr. Hostel frühstücken wir noch und wollen gegen 07.30 Uhr zu Mercedes losfahren, dass wir gleich zu Arbeitsbeginn da sind und unser Auto schnellstmöglich fertig wird.

Beim Herausgehen fällt mir unter unserem Auto etwas auf, ich schaue drunter und dort liegen unsere Gitter der Frontscheinwerfer. Ich gehe zur Front und bin entsetzt, beide Scheinwerfer fehlen und auch die Heckleuchten wurden beide abgeschraubt. Ich fluche laut und wünsche diesem Pack die Pest an den Hals. Ich bin wütend wie selten.

Diebstahl, so schreibt es die Scharia vor, soll mit Abtrennen der rechten Hand bestraft werden. Auf einmal finde ich dieses System gar nicht mehr so schlecht.

Wir fahren zu Mercedes und die Mitarbeiter dort sind enttäuscht und beschämt, dass das passiert ist. Aber laut Artur leider kein Einzelfall, in den letzten zwei Wochen wurden von ca. 10 Fahrzeugen die Scheinwerfer gestohlen. Diese haben sie zum Glück da, kosten aber mehr als 2000 Euro und einen weiteren Standtag in Yerevan. Die Couchgarnitur in der Warteecke und der Kaffeeautomat sind unser neues Wohnzimmer.

Am Abend wechseln wir über, in ein Hotel in der Nähe und erhalten dort per SMS noch die niederschmetternde Nachricht, dass unser kleiner, geliebter, griechischer Kater Erwin in Schopfheim von einem Auto überfahren wurde und tot ist.

Wir sind auf dem absoluten Tiefpunkt.

Am Abend des darauffolgenden Tages fahren wir zum dritten Mal von Yerevan los und sind kurz vor Mitternacht an der Grenze. Morgen wollen wir in den Iran einreisen, vor dem Grenzübertritt haben wir ein wenig Bammel, denn wir haben einiges gehört von iranischen Nummernschildern, Tankkarten für Diesel und anderem.

Aber der Spaß beginnt schon früher, der armenische Zoll stellt fest, dass wir mit unserem Auto einen Tag länger in Armenien waren, als bei der Einreise angegeben. Ja, das wissen wir, aber wir mussten 4 Tage ungeplant in der Werkstatt verbringen. Das interessiert hier aber keinen und wir sollen mitkommen. Ok, denken wir, jetzt müssen wir für den einen Tag noch Road Tax und Ecology Tax nachzahlen. Das waren für 15 Tage, ca. 50 Euro, vielleicht müssen wir jetzt nochmal 3,50 Euro nachzahlen.

Wir werden in ein Büro geführt, wo 2 Damen und ein Herr in Zivil sitzen und der Mann rechnet eine Weile auf einem großen Taschenrechner herum und zeigt mir dann das Display. „You have to pay this! – Dollar!“

Das Display zeigt 2100. Ich weiß gar nicht, ob ich lachen oder brüllen soll. Ich sage nur „no“ zu ihm und rechne ihm vor, was wir für 15 Tage bezahlt haben und was dann ein Tag kostet. Er erklärt mir nun, dass dies eine Strafe sei. Ich frage ihn, für was denn die Strafe sei. Dies sei ein neues Gesetz wird mir gesagt.

Ich weigere mich, die Strafe zu zahlen, deshalb wird eine Dame um die 50 hinzugezogen. Sie trägt eine Uniform mit zwei Sternen und spricht deutsch. Zu sagen hat sie hier nichts, sie fungiert nur als Dolmetscherin. Ich erkläre ihr nochmal, dass ich das nicht bezahlen werde, dass ich eine Aufstellung haben will, wie sich die Strafe berechnet, mit der gesetzlichen Grundlage, versehen mit Namen der Dienststelle, des Zollbeamten und Unterschrift mit Stempel. Ich werde das in Yerevan prüfen lassen.

Die Aufstellung wird gerade so auf einen Zettel geschrieben, wie das neue Gesetz heißt weiß keiner und unterschreiben will auch keiner.

Ich schlage vor, dass wir zum Chef gehen und so platzen wir in ein Meeting in seinem Büro. Dort sitzt er gemütlich mit 5 Freunden, alle in Zivil bei Früchten, Tee und Gebäck. Ihm wird kurz erklärt was ich möchte, daraufhin schmeißt er mir abfällig einen dicken Gesetzestext auf Russisch auf den Schreibtisch. Mir reicht es nun. Ich hole mein Handy heraus und tippe in den Taschenrechner 2100, das halte ich ihm dann dicht vor die Nase. Ich sage zu ihm, dass mir das nicht ausreicht, dass mir jemand ein Display hinhält und mir mitteilt, dass ich das zu zahlen hätte. Das müsste schon etwas fundierter sein. Außerdem möchte ich seinen Gesetzestext nicht lesen, sondern möchte die besagte Aufstellung mit Angabe des Gesetzes.

Einer seiner Freunde, der wohl englisch kann, übersetzt es ihm. Daraufhin gibt er ein paar Anweisungen und Lala, die Dolmetscherin sagt zu mir: „Kommen Sie“.

Wir sollen warten, am Nachmittag kommt der Zollinspektor.

In der Zwischenzeit habe ich Armen und Artur angerufen und sie gefragt, ob sie eine Idee hätten. Armen hat in Yerevan bei einer Hotline des Zolls angerufen und Artur ebenfalls mit einem Beamten vom Zollamt gesprochen und beide teilten mir mit, dass bei der Einreise mit einem Fahrzeug angegeben werden muss, wie lange das Fahrzeug in Armenien bleiben soll, danach muss es wieder ausgeführt werden. Wenn man dies in der angegeben Frist nicht tut, muss man 50% der VAT auf den Fahrzeugwert, der bei der Einreise angegeben wurde, als Strafe bezahlen, im Falle einer begründeten Überschreitung der Dauer wird auf eine Strafe verzichtet.

Mit diesen Informationen gehe ich wieder zu Lala. „Oh, das wissen wir hier nicht. Warum haben sie das nicht gleich gesagt, dass sie 4 Tage bei Mercedes zur Reparatur waren?“ Ich bitte Lala darum, das ihren Leuten mitzuteilen, langsam wird ihr das auch unangenehm und obwohl ich einige Male recht unfreundlich zu ihr war, fragt sie uns, ob wir mit ihr etwas zu Mittag essen. Wir nehmen an und vertragen uns wieder.

Am Nachmittag kommt sie zu uns und sagt, dass wir nun eine Erklärung abgeben müssen, warum wir zu lange in Armenien waren und dann einen Antrag stellen müssen, mit der Bitte die Strafe zu erlassen. Sie diktiert uns alles auf Deutsch und schreibt dann eine armenische Übersetzung. Dann wird noch kopiert, gestempelt, getackert und geheftet und wir müssen noch 20700 AMD (Dram) zahlen und dürfen dann aber, nach mehr als siebeneinhalb Stunden gegen 17.30 Uhr Armenien endlich und ohne Zahlung einer Strafe verlassen.

Wir hatten sehr unterschiedliche Begegnungen in Armenien und Dank Siranush, Armen, Artur und einigen anderen überwiegen unsere positiven Eindrücke.

An diesem Abend steht uns aber noch das bevor, wovor wir uns heute Morgen am meisten gefürchtet hatten. Der iranische Zoll.

An der ersten Schranke steige ich aus. Im Wachhäuschen sitzen 4 Soldaten in Uniform, alle adrett gekleidet und man empfängt mich mit einem freundlichen „Welcome in Iran“. Einer schaut kurz die Pässe an und fragt wo wir her sind, daraufhin schickt er uns in den „Salon“.

Dort werden unsere Pässe erfasst und wir befragt, ob wir Alkohol, Drogen, etc. mitführen würden, denn dies sei im Iran verboten. Danach geht es zum dritten Häuschen, wo das Carnet de Passage abgestempelt wird und dann können wir einreisen. Das ganze dauerte nur 1 Std. und 15 Minuten. Wir sind positiv erstaunt und suchen uns einen Stellplatz für die Nacht.

Wildes Campieren fällt glücklicherweise nicht in den Geltungsbereich der Scharia.

Wir entdecken den Kaukasus

Die Iraner feiern ihr Neujahrsfest und das bedeutet für uns, dass es vorerst kein Visum gibt. Die türkische Schwarzmeerküste und die Stadt Trabzon, wo wir bereits eine Woche zugebracht haben, halten nicht so viel bereit, dass wir hier weiter warten wollen und so sagen wir „Gülle Gülle Türkiye“ und verlassen die Türkei nach mehr als drei Monaten in Richtung Georgien.

Wir fahren die Schwarzmeerküste entlang bis Sarp und reisen dort nach Georgien ein. Für die beiden ehemaligen GUS Staaten Armenien und Georgien benötigen EU-Bürger kein Visum und so reisen ziemlich unkompliziert und schnell nach Georgien ein. Zuerst tauschen wir etwas Geld (georgische Lari) und tanken voll, der Sprit kostet ca. 80 €-Cent je Liter, dann fahren wir weiter nach Batumi. Das ist die drittgrößte Stadt Georgiens und hat im Botanischen Garten einen Campingplatz, dieser liegt direkt am Strand, nur durch ein Bahngleis getrennt, dafür mit eigenem Bahnhof. Von hier aus kann man mit dem Zug in die Stadt fahren. Am Abend finden wir in Batumi eine nette kleine Brauerei mit Gaststätte, wo wir lecker essen. Es gibt Kebab, Khachapuri und Khinkali, das sind Teigschiffchen mit Käse und Ei, bzw. gefüllte Teigtaschen. Das Bier schmeckt auch sehr süffig und heißt „Golden Vlies“ oder „Argo“. In der griechischen Mythologie sollen Iason und seine Argonauten hier das goldene Vlies dem König Äetes geraubt haben.

Von einem goldenen Vlies ist heute in Batumi nichts mehr zu sehen, aber das wurde ja auch geraubt. Zwar versprechen die zahlreichen Casinos hier satte Gold- und Geldgewinne, aber ein Großteil des Stadtbildes lässt uns erahnen, wie es wohl in der Sowjetunion in den 60-Jahren ausgesehen haben muss. In der Nacht leuchtet aber die Küste von Batumi wie Las Vegas.

Da auch hier noch kein Badewetter herrscht verlassen wir die Küste des Schwarzen Meeres und steuern die Hauptstadt Tiflis an, wo wir im Old Town Hostel einchecken. Von hier aus erkunden wir die Altstadt, den Freiheitsplatz, die Friedensbrücke, die Rustaveli Avenue, die Synagoge und die Antschischati Kirche. Im historischen Bäderviertel gönnen wir uns noch ein privates Schwefelbad mit Schrubben und anschließender Massage. Der Masseur für die Männer ist etwas grobschlächtig und nach der Entspannungsmassage brauche ich zwei Tage lang Ibuprofen.

Hier hören wir auch, dass Deutschland in der EM-Qualifikation in Tiflis spielt und als wir am Stadion Eintrittskarten kaufen, entdecken wir direkt daneben das „State Silk Museum“. Für uns, die wir auf der Seidenstraße fahren, ist ein Besuch natürlich Pflicht. Das Gebäude ist alt und innen ziemlich heruntergekommen, eine nette junge Dame empfängt uns, kassiert den Eintritt und macht eine private Führung, wir sind die einzigen Besucher. Sie erklärt uns, dass es hier ab 1887 eine Produktionsstätte für Seide war, aber das Museum schon zu Produktionszeiten eröffnet wurde. Leider wurde nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und in den darauffolgenden Bürgerkriegen alles zu Geld gemacht, was nicht niet- und nagelfest war. Es ist sehr interessant zu hören, wie die Raupen gezüchtet wurden und was aus der Seide alles hergestellt wurde.

Bis zum Anpfiff im Dynamo-Stadion am Sonntag sind es noch vier Tage und die nutzen wir, um über den großen Kaukasus zur russischen Grenze zu fahren. Hier verspricht der „Georgian Military Highway“ einiges an Abenteuer und so packen wir zusammen und fahren auf der Straße, die Russland mit Georgien verbindet in Richtung der russischen Stadt Vladikavkaz. Wir passieren das Skigebiet Gudauri und den Jvari Pass (2.395 m), ab dort geht es wieder abwärts in Richtung Kazbegi, dem heutigen Stepanzminda, aber es kommen nun die abenteuerlichsten Tunnels, die wir bisher gesehen haben. Alle sind unbeleuchtet und mit riesigen Schlaglöchern gesegnet, die Höhe beträgt 4,01 m und die LKW fahren nicht einmal Schritttempo. Die LKW werden einzeln hereingewinkt und durchgelotst, es ist Millimeterarbeit. Im grenznahen Ort Kanobi werden die LKW, die nach Russland wollen, abgefertigt und davor bildet sich eine LKW-Schlange, soweit das Auge reicht. Die Fahrer harren auf ca. 2.000 m, zum Teil in uralten russischen LKW´s die ganze Nacht aus und warten, bis sie an der Reihe sind. Wir übernachten in einem kleinen Ort namens Juta in einem Seitental auch auf ca. 2.000 m mit Blick auf den Berg Kazbeg (5.047 m), dies ist der dritthöchste Berg Georgiens und ein beliebtes Postkartenmotiv.

Zum Länderspiel sind wir wieder zurück in Tiflis und treffen nun auch auf einige deutsche Fußballfans. Im Envoy Hostel treffen wir Dirk aus Essen und seine Reisekumpel Lukas aus Brasilien. Dirk ist HSV Mitglied, aber auch zufällig in Tiflis, er reist jedes Jahr 3 Monate durch die Welt, dies hat er in seinem Arbeitsvertrag fest verankert. Mit beiden besuchen wir am Abend das Länderspiel und freuen uns über den 2:0 Sieg unserer Mannschaft.

Das Envoy Hostel liegt unterhalb der Festung Narikala und die Straße geht hier äußerst steil bergauf, der Belag ist Kopfsteinpflaster und bei Regen glatt wie Eis. Am Nachmittag kommen wir aus der Stadt und erklimmen den Weg zum Hostel, auf der Seite steht ein Auto halb auf der Treppe, halb auf der Straße. Wie sich herausstellt wollte der Fahrer hier hochfahren ist jedoch seitlich weggedriftet und auf die Treppe gerutscht und nun kommt er hier nicht mehr weg. Die zwei Fahrer sind völlig aus dem Häuschen und es sind bereits einige Zuschauer da. Einer fragt uns, ob wir ihm helfen können und ich parke unser Auto um und ziehe ihn mit der Seilwinde die Straße hinauf. Ein Mitarbeiter aus dem benachbarten Café, der das Ganze filmt meint zu dieser Bergungsaktion: „You must be Spiderman for them.“ Gerade als wir fertig sind kommt der offizielle DFB Fanclub die Straße hoch und ihr Kameramann filmt zumindest noch unser Auto.

Am nächsten Morgen verlassen wir Tiflis und Georgien wieder weiter nach Südosten in Richtung Armenien. Auch hier verläuft die Grenzabfertigung relativ problemlos, nur als wir den Zollhof verlassen wollen, muss noch einer die Papiere checken und fragt ständig nach einem Broker. Wir verstehen nicht, was er will und bleiben einfach mal stehen, dann wird er aber unfreundlich und zeigt uns an, dass wir zu einer Baracke gehen sollen und zwar davaj, davaj.

Dort sitzen die Broker, ein Zöllner und ein Kassierer und Geldwechsler. Einer kann auch englisch und sagt uns, dass wir eine Zollgebühr, Straßenmaut und Ökologieabgabe plus seine Kommission, alles in allem 50 Euro zu zahlen hätten. Die Prozedur dauert ca. 20 Minuten, dann schließen wir hinter dem Zollhof noch eine Kaskoversicherung ab. Diese soll für 10 Tage zuerst 25 US$ kosten, ich schreibe das auf und sage ihm, dass ich in die Nachbarbuden gehe und noch dort nachfrage, dann sagt er, ok für Deutsche kostet es nur 10 US$. Dann tauschen wir einen 10$-Schein gegen die Police und fahren in Richtung Sevan See.

Die Straßen hier sind noch schlechter, die Luft ist stickig und das Wetter schlecht. Wir erreichen die Stadt Sevan am späten Nachmittag. Hier sieht es so trostlos aus, dass wir weiterfahren, aber erstmal nur bis Tsaghkadzor. Ich bin zu müde, um nach Yerevan durchzufahren. Tsaghkadzor ist ein Skiresort und Olympiastützpunkt der Wintersportathleten von Armenien. Im Moment wirkt der Ort aber wie ausgestorben und wir mieten uns im Hotel Multi Rest House ein. Eine gute Adresse, es gibt Schwimmingpool, Fitness, SPA und Frühstück für ca. 35 €.

Interessehalber frage ich nach wie die Preise für ein Doppelzimmer über Weihnachten und Neujahr sind. Die nette Dame an der Rezeption erklärt mir, Standartzimmer für 14 Tag mit Frühstück, Pool, Fitness, Tennis, WiFi, Kidsclub, Parking und Transfer zur Seilbahn gibt es für 1.000 Euro. Das wäre doch mal eine Alternative zur Schweiz oder Österreich. Für die abendliche Unterhaltung ist hier auch gesorgt, es gibt zahlreiche Restaurants, Kasinos, Discotheken und Nightclubs.

In Yerevan suchen wir die iranische Botschaft und treffen dort am Eingangstor einen Mitarbeiter, wie sich herausstellt ist er für die Visaerteilung zuständig und freundlicherweise prüft er für uns den Status unserer Referenznummern. Leider sind diese noch nicht da und wir schreiben nochmal eine deutliche E-Mail an die Agentur, wo wir die Nummer beantragt haben.

In der Zwischenzeit machen wir nochmal einen dreitägigen Ausflug in das Umland von Yerevan und besichtigen den Mihr-Tempel bei Garni, die Klöster Geghard und Khor Virap und den Nationalpark Khosrov, sowie die antike Stadt Artashat und die Kathedrale von Etschmiadsin in der Stadt Vaghershapat.

In der ersten Nacht finden wir eine tollen Lagerplatz an einem Stausee und am Abend scheint für einen kurze Moment die Sonne in das Tal, die Berge erscheinen blutrot, es ist ein Gänsehautmoment. Ergriffen machen wir ein Lagerfeuer und braten Kartoffeln, Paprika und Zwiebeln, dazu gibt es Eier, Käse und Rotwein.

Die zweite Nacht verläuft anders, wir wollen in der Nähe des Nationalparks unser Zelt aufschlagen, aber ein unfreundlicher Ranger schickt uns weg, beim zweiten Versuch finden wir einen Platz. Am Abend kommen einige alte russische Militärjeeps daher. Mit dem ersten unterhalten wir uns mehr recht als schlecht. Wir wissen nicht was er will. Wir verstehen, dass er 8 Kinder hat und Kräuter sammeln muss, er war Soldat im Krieg und Dram (armenische Währung) und Dollar. Wir glauben, dass er uns anbettelt und reden irgendwas daher und fragen ihn, ob einen Cay möchte. Er versteht uns auch nicht, dann wir es dunkel und vom Berg kommen einige Leute herunter, alle mit Säcken beladen. Jetzt verstehen wir etwas mehr. Er wartet hier auf seine Familie, die hier Kräuter gesammelt haben und diese wollen sie gegen Dram verkaufen. Auch kommt ein kleiner, aufgeweckter Mann mit Hund und Stock herunter. Er redet mit allen Leuten und als alle weg sind steht er noch alleine da. Er lehnt an unserem Auto und fragt: “Maschine? Aleman?“ Wir versuchen eine Unterhaltung und er sagt: “Kaffee“, wir bieten einen an, aber er will uns einladen. Nachdem wir ihn fragen wie weit es bis zu seinem Haus ist, gehen wir mit ihm. Er wohnt alleine, hat 4 Hunde und heißt Warosch. Er macht Kaffee auf einem Heizgerät, die Lichter gehen für einen Moment aus, als er es einschaltet. Aus der Wand kommt eine abenteuerliche Kabelkombination, aber er hat Telefon, Strom, Kühlschrank, alles was man braucht. Nach dem Kaffee bietet er uns an bei ihm zu schlafen, wir geben aber zurück zum Auto. Er begleitet uns mit einem seiner Hunde und schenkt uns zwei Fladenbrote für das Frühstück.

Am Morgen packen wir zusammen und fahren gemütlich zurück nach Yerevan, wieder zu Mr. Hostel und in der Nacht auf Ostersonntag erhalten wir eine E-Mail mit der lang ersehnten Referenznummer. Am Sonntag schauen wir uns das Cafesjian Center For The Arts an und erwischen den Berg Ararat das erste Mal ohne Wolken.

Morgen gehen wir zum iranischen Konsulat und erreichen hoffentlich bald Land Nummer 15 unserer Reise.

Frohe Ostern – Happy Easter

Wir wünschen allen Lesern unseres Blogs, unserer Familie und Freunden frohe Ostern.
Eure
Annette & Stefan

Bild: Skulpturengarten der Kaskade von Eriwan

Auf geht´s – wir sind bereit

Heute Abend ist Stadionbesuch angesagt. In der EM-Qualifikation spielt Deutschland in Tiflis gegen Georgien und wir haben hier noch 2 Tickets ergattert. Leider sind wir ohne Fanausrüstung und haben weder Schal, Trikot noch Fahne.

Von ƎWoolution inspiriert, hat Annette mit dem Häkeln angefangen und für heute Abend wenigstens zwei Deutschlandmützen hergestellt, damit man auch sehen kann für welche Mannschaft unsere Herzen schlagen.

von der syrischen Grenze zum Schwarzen Meer

Wir scheinen etwas in Verzug geraten zu sein, denn es ist bereits März und da wollten wir schon im Iran sein. Daher machen wir uns auf den Weg, obwohl es in Kappadokien noch viel Interessantes zu entdecken gegeben hätte. Wir fahren zuerst nach Süden, Gaziantep ist die Partnerstadt der syrischen Stadt Aleppo, sie ist das Pistazienzentrum der Türkei und der Basar gilt als einer der Wichtigsten für den Handel mit Hülsenfrüchten und Gewürzen. Da wir nur ca. 70 km von der syrischen Grenze entfernt sind, wollen wir nicht wild in der Gegend campen und aus diesem Grund mieten wir uns im Hotel Sirehan ein. Ein wunderschönes Hotel, eine ehemalige Karawanserei an der Seidenstraße, von hier aus können wir den Basar und die Altstadt bequem zu Fuß erreichen. Am Abend machen wir noch einen kurzen Bummel durch die Stadt, die Geschäfte schließen gerade und wir sind sehr gespannt auf den morgigen Tag.

Nach einem tollen Frühstück mit einheimischen Spezialitäten gehen wir auf den Basar, es gibt handgemachte Lederschuhe, Metallwaren, Gewürze, Nüsse, Süßigkeiten, Kleider und vieles mehr. Besonders interessant sind die alten Metallwerkstätten und in einer kleinen Nische sitzt ein Mann in seiner Werkstatt, er lötet etwas zusammen und ich frage ihn, ob wir reinkommen dürfen, er bejaht. Er lötet mit Hämmern, ob diese aus Stein oder Metall sind, kann ich leider nicht erfahren. Diese erhitzt er in einem Kohlefeuer und bearbeitet dann seine Werkstücke. Es ist sehr beeindruckend wie er mit diesen, für uns primitiven Mitteln so exakt arbeiten kann. Aus allen Werkstätten qualmt der Kohlerauch und das Hämmern der Kupferschmiede ist weit zu hören. Wir verbringen den ganzen Tag in der Stadt und bleiben noch eine Nacht im Sirehan Hotel. Am nächsten Morgen fahren wir weiter, Sanliurfa lassen wir aus, hier verpassen wir die Höhle Abrahams, aber die Zeit drängt uns und der Weg nach Trabzon ist noch weit, dort wollen wir die Visa für den Iran holen.

Zuvor machen wir halt am Berg Nemrut Dagi, dort gibt es eine Kombination aus Heiligtümern und Grabstätte, mit überdimensionalen steinernen Figuren zu sehen, die König Antiochus dort ca. 50 v. Christus errichten ließ. Der Berg liegt am Oberlauf des Euphrat im nördlichen Mesopotamien und ist 2150 m hoch, wir fahren bis ca. 1500 m, dann treffen wir auf einen parkenden Minibus. Wir halten an und unterhalten uns mit dem Fahrer. Im Moment sei es unmöglich hoch zu fahren, der Schnee liegt zu hoch, nur zu Fuß kann man die steinernen Giganten im Moment erreichen. Er wartet auf seine zwei thailändischen Gäste. Da es bereits Nachmittag ist und es über 6 km bis zum Gipfel sind, beschließen wir hier zu übernachten und morgen früh auf den Gipfel zu steigen.

Wir übernachten bei Osman, er hat hier in der Nähe ein Hotel, das im Moment geschlossen ist, wir können im Hof parken und dort schlafen. Osman ist ab und zu in Kiel und in seinem Büro reden wir eine Weile über alles Mögliche. Er zeigt uns Bilder vom Gipfel, den steinernen Köpfen und von seinen Autos. Einem Suzuki Samurai, mit dem er hier im Gelände unterwegs ist und seinem Mercedes W124, in dem nur er fährt. Das ist das beste Auto, dann kommt Audi A6 und dann Volvo. Am Abend bringt er uns ein frisch gebackenes Fladenbrot vorbei, das wir zum Frühstück essen.

Dann geht es los, vor acht Uhr sind wir startklar, es ist kalt und beginnt leicht zu regnen. Wir fahren soweit es möglich ist und gehen dann zu Fuß weiter. Der Schnee wird immer höher, es fängt an zu schneien und der Wind nimmt zu. Wir stapfen weiter und erreichen den Gipfelparkplatz, von hier aus können wir den Gipfel sehen, es sind noch ca. 600 m, aber der Wind hat Sturmstärke angenommen und bläst uns frontal ins Gesicht, so dass das Atmen kaum noch möglich ist. Wir gehen noch ein kurzes Stück weiter, beschließen aber dann umzukehren und nach 4 Std. sind wir zurück am Auto. Wir sind total durchnässt und durchgefroren. Wir ziehen uns draußen noch aus und nehmen unsere trockenen Sachen mit ins Auto. Standheizung ein und Motor an, wir essen getrocknete Aprikosen und langsam tauen wir auf. Schade, zu gerne hätten wir die steinernen Monumente gesehen. Wir fahren dann weiter in Richtung Trabzon, es regnet nun ununterbrochen und in Diyarbarkir macht der Scheibenwischer schlapp, zum Glück sehen wir hier direkt an der Hauptstraße Mercedes-Benz Gelecek und uns wird wieder einmal schnell und unkompliziert geholfen. Statt einer Rechnung bekommen wir eine Wanduhr, einen Kugelschreiber, einen Kalender und zwei Tassen geschenkt. So macht der Werkstattbesuch Spaß.

Es ist spät geworden und wir bleiben in Diyarbarkir, von wo aus wir nun in einer Tour nach Trabzon wollen. Wir fahren am nächsten Morgen bis Bingöl, wundern uns über die vielen Leute auf der Straße, die gepanzerten Fahrzeuge und die abgeriegelten Straßen und dann weiter bis kurz nach Kagi, wo uns 4 bewaffnete Securityleute verduzt anschauen und fragen was wir hier wollen. Nach Trabzon, ich zeige einem die Karte und er erklärt uns, dass die Straße gesperrt sei, warum erfahren wir leider nicht, nur, dass wir bis Bingöl zurück müssen und dann nach Erzurum. Ein Umweg von 150 km auf ziemlich schlechten Straßen.

Um 01.30 erreichen wir schließlich Macka bei Trabzon, wo wir an der Straße parken und schlafen. Am Morgen fahren wir die restlichen 20 km bis Trabzon und sind zum ersten Mal in unserem Leben am Schwarzen Meer.

Trabzon ist eine Hafenstadt und sie erscheint uns dreckig und in schlechtem Zustand. Es ist Sonntag und wir suchen das Konsulat des Iran, das wir in einer kleinen Seitenstraße finden, morgen wollen wir in aller Frühe hier unser Glück versuchen und ohne Referenznummer das Visum holen. In der Zwischenzeit bummeln wir noch durch Trabzon, sonntags sind hordenweise Menschen unterwegs und bevölkern die Cafés und Straßen.

Am Montagmorgen stehen wir um 08.30 vor dem Konsulat, wir sind die Einzigen hier. Kurz vor neun Uhr kommen noch Geraldine und Robert, zwei Ethnologiestudenten aus Deutschland, die per Anhalter unterwegs sind und auch ohne Referenznummer ein Visum für den Iran möchten. Gegen 09.15 Uhr stehen wir alle 4 wieder auf der Straße, allerdings ohne Visa. Wir haben Zettel bekommen mit 4 Internetadressen, wo man die Referenznummern beantragen kann, mit dieser Nummer sollen wir dann wieder kommen.

Dass es ohne diese Nummer nicht geht hat uns bereits Sandra und Fabian, zwei Medizinstudenten aus Magdeburg, die wir in Kappadokien getroffen haben, per E-Mail geschrieben. Wir haben noch in Diyarbarkir die Nummern über das Internet bei http://www.iranianvisa.com beantragt, aber wir wollten es auf jeden Fall noch auf diese Art versuchen. Es bleibt uns nun nichts anderes übrig, als auf die Referenznummer zu warten. Wir fahren wieder ein Stück aus Trabzon heraus, in Richtung Macka und halten an der Straße an und beratschlagen was wir nun tun sollen. Es fährt ein Jeep Grand Cherokee, mit Autokennzeichen von Trabzon an uns vorbei, hält dann an und kommt im Rückwärtsgang zurück. Ich lasse die Seitenscheibe herunter und ein Mann ruft zu uns herüber „Ich bin Hamburger, kann ich euch helfen?“ Wir zögern kurz und erzählen ihm dann unsere Geschichte und dass wir einen Platz für 2-3 Tage suchen, wo wir bleiben können. Er lädt uns zu sich ein und gibt uns seine Handynummer, wir wollen noch was einkaufen und verabreden uns für den Nachmittag, dort treffen wir uns in einer Teestube.

Yilmaz ist 69 Jahre alt und hat 45 Jahre bei Blohm und Voss in Hamburg als Schweißer gearbeitet. Jetzt ist er wieder in seiner Heimat, er hat hier zwei Häuser und bietet uns an, bei ihm zu wohnen. Im Moment ist er alleine, seine Frau ist noch in Deutschland, sie kommt erst im Juli für einige Wochen.

Wir fahren mit ihm zu seinem Haus und schlagen unser Dachzelt im Garten auf. Die Tage vergehen und wir erhalten immer noch keine Nachricht bezüglich der Referenznummern, dafür gehen wir mit Yilmaz auf die Jagd, wir besuchen sein Haus in den Bergen, kochen Tee, Kaffee und Grünkohl, hacken Holz und versorgen seine 2 Hunde, die gerade 3 noch sehr kleine Junge haben. Doch so langsam bekommen wir schlimme Befürchtungen, dass das mit dem Visum nicht so schnell geht, denn am 21.03. feiern die Iraner ihr Nowruz-Fest, das ist das iranische Neujahrsfest und das kann bis zu 14 Tage andauern. Leider bekommen wir dann auch noch eine E-Mail, unser Antrag wird erst nach dem Urlaub bearbeitet und dieser endet am 27. März, d. h. für uns, dass es wohl April wird, bis wir in den Iran einreisen können.

Tage in der Türkei

Im Moment warten wir auf unsere Iran Visa und sitzen in Trabzon.

Hier zeigen wir euch ein kleines Video über unsere Tage hier in der Türkei.

Kappadokien

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Bereits seit 164 Tagen sind wir unterwegs, mehr als doppelt so lange, wie der Romanheld „Phileas Fogg“ von Jules Verne benötigte, um einmal um die ganze Welt zu reisen.

Im dritten Anlauf erreichen wir Kappadokien, es ist Wetterbesserung eingetreten und im anatolischen Hochland sind die Temperaturen jetzt auch auf über 16°C gestiegen. In einer Tour fahren wir von Tasucu nach Göreme, die schöne Küstenlandschaft wandelt sich schnell in eine karge Einöde. Als wir ankommen ist bereits Nachmittag und wir halten in Göreme, dem Zentrum des gleichnamigen Nationalparks an, kaufen eine Landkarte der Region und schauen uns um. Es gibt in der Nähe einen Aussichtspunkt, von wo aus man einen phantastischen Sonnenuntergang beobachten kann.

Nachdem wir mit vielen Andern den Sonnenuntergang genossen haben, leert sich der Platz und wir beschließen hier die Nacht zu verbringen, hierzu fahren wir ein bisschen den Berg hinauf, der Weg ist steil und schmal und als es nicht mehr weitergeht bleiben wir stehen. Wir kochen unser Abendessen und machen noch einige Photos, denn heute ist Vollmond. Danach setzen wir uns noch ins Auto und trinken etwas Rotwein. Annette erschrickt plötzlich, als sie zu mir herüberschaut. An meiner Fahrertür stehen drei Personen und leuchten ins Auto. Ich lasse die Scheibe herunter und wir erkennen die Jandarma, sie sind zu Fuß hier hoch gekommen, warum oder wer sie gerufen hat erfahren wir leider nicht, die Kommunikation ist schwierig, aber wir sollen hier herunter und einen anderen Platz aufsuchen.

Am nächsten Morgen gehen wir von unserem Schlafplatz aus zu Fuß zum Open-Air-Museum. Hierbei handelt es sich um Kirchen und Wohnbehausungen, die die Menschen hier, vor vielen Jahrhunderten in das weiche Tuffgestein gegraben haben. Die letzten Behausungen wurden erst 1952 aufgegeben und noch heute werden die Höhlen genutzt. Touristisch als Cave Hotels oder auch als Lagerräume für Früchte. Ein solches Lagerhaus entdecken wir, als wir durch das Rose Valley zurück zu unserem Auto gehen. In einer unscheinbaren Einfahrt in eine unterirdische Grotte steht doch tatsächlich ein großer Mercedes-LKW. Ich bleibe stehen und schaue in die Einfahrt, irgendwann kommt ein Mann heraus und ich frage ihn, ob er uns das Lagerhaus zeigt. Es werden gerade Zitronen, die vom Schwarzen Meer kommen, entladen. Das ist Knochenarbeit und wird von Hand ohne Stapler, Sackkarre, etc. erledigt. Die Früchte bleiben hier zwischen 6 Wochen und 3 Monaten und reifen in diesem unterirdischen Lager, danach werden sie verpackt und nach ganz Europa exportiert. Hier unten herrscht ganzjährig eine Temperatur zwischen 6 und 8 °C. Die Belüftung erfolgt über Kamine, die auch nur in den Fels gehauen sind. Das ganze Lager funktioniert ohne zusätzliche Energie. Bei uns eher undenkbar in einem Nationalpark?!

Danach fahren wir noch auf staubigen Pisten zu den Feenkaminen, die Einheimischen nennen es auch Love Valley. Die Form der Kamine spricht für sich.

Derinkuyu heißt so viel wie tiefer Brunnen oder Schacht. Die Ortschaft mit diesem Namen liegt ca. 20 km südlich und am späten Vormittag erreichen wir die „Underground City“. Bis in die 50-er Jahre hat die Bevölkerung hier das Wasser aus einem tiefen Brunnen geschöpft, ohne zu ahnen, was sich darunter verbirgt. Die Menschen in der Region von Kappadokien haben vor Jahrtausenden Städte in das Tuffgestein gegraben, um Schutz vor Feinden oder dem Wetter zu suchen. In Derinkuyu geht man davon aus, dass bis zu 30.000 Menschen Platz gefunden haben, es gab Ställe, Schulen, Kirchen, Bäder, Weinpressen und natürlich Wohnungen. Bis zu 10 Stockwerke tief und mit einem ausgeklügelten Belüftungssystem versehen. Die Türen konnten mit schweren Steinen, die wie Mühlsteine aussehen, verschlossen werden. Es soll in Kappadokien über 50 solcher unterirdischen Städte geben, leider sind nur Wenige der Öffentlichkeit zugänglich.

Als wir am ersten Morgen in Kappadokien aufgestanden sind, war der ganze Horizont mit Heißluftballons bedeckt und in den Ortschaften hier, gibt es unzählige Anbieter von Ballonfahrten. Obwohl Annette eigentlich Höhenangst hat, macht sie den Vorschlag doch auch eine Ballonfahrt zu unternehmen und so buchen wir für Sonntag eine Fahrt. Um 05.30 Uhr startet das Abenteuer, es ist ein tolles Gefühl über diese Landschaft zu schweben und wir sind beeindruckt wieviel Steuermöglichkeiten der Pilot hat und von seinem Können, sich durch die verschieden Täler, so wie sich an den vielen anderen Ballons vorbei zu schlängeln.

Wir bekommen ein wenig das Gefühl, wie sich wohl ein Phileas Fogg gefühlt haben könnte, als er, zum Teil auch in einem solchen Ballon, in 80 Tagen um die Welt gereist sein soll.

Und hier treffen wir auch wieder Emma und Andy, die in 800 Tagen in ihrem Toyota Hilux um die Welt reisen möchten.

 

 

 

 

Abstecher nach Zypern – short trip to Cyprus

Am Rosenmontag landen wir abends wieder in Izmir, wir waren an der goldenen Hochzeit meiner Eltern und leider auch an der Beerdigung unseres Freundes Achim. Da unser Auto bei Mercedes Mengerler in Izmir, unweit des Flughafens steht, aber leider schon geschlossen hat übernachten wir am Flughafen und stehen am nächsten Morgen im Autohaus. Es wird gerade noch ein Dichtgummi in die Hecktüre eingebaut, weshalb wir noch etwas warten müssen. Als „Übersetzer findet sich Sahin, ein Türke, der aber in Mannheim aufgewachsen ist und jetzt wieder in Kusadasi bei Izmir lebt. Seine S-Klasse hat aber noch das Kennzeichen von Ludwigshafen (LU).

Unser nächstes Ziel heißt Pamukkale, dieser Ort ist UNESCO Weltkulturerbe und liegt nahe an der antiken Stadt Hierapolis. Die jahrtausendealten Kalksinterterrassen sind weltweit einzigartig, etwas Ähnliches gibt es noch im Yellowstone Nationalpark in den USA. Das kalkhaltige Thermalwasser, das hier aus der Erde kommt, formte über tausende Jahre diese Terrassen.

Wir übernachten im Nachbarort Karahayit auf einem Campingplatz namens „Kurhaus“. Auch hier kommt warmes Wasser aus der Erde und die Dusche im Keller ähnelt einem Schwimmbad. Aus der Wand kommt ein dickes Rohr und wenn man den Hahn aufdreht prasselt das heiße Thermalwasser auf einen hernieder. Man könnte stundenlang darunter stehen.

Der Eigentümer des Platzes, dazu gehört auch noch eine Pension, hat viele Jahre in Deutschland gearbeitet und seine erste Baustelle, auf der er 6 Jahr gearbeitet hat, war das Kurhaus in Mainz, deshalb hat er seine Pension und Campingplatz auch so benannt. Bei Einbruch der Dunkelheit bemerken wir auch wie er Zusatzeinnahmen über den Winter generiert, in dem er die Zimmer der Pension stundenweise vermietet.

Am nächsten Morgen wollen wir weiter, an den großen Salzsee Tuz Gölü und dann nach Kappadokien. Wir fahren über das anatolische Hochland, erstmal bis nach Beysehir am gleichnamigen See und übernachten dort in einem Hotel, da es am Abend bereits über 6°C Minus hat und schneit. Am nächsten Morgen ändern wir aufgrund des Wetters unseren Plan und fahren wieder zur Südküste nach Manavgat und von dort weiter nach Anamur. Dort ist auch das Kap Anamur, der südlichste Punkt Kleinasiens und Namensgeber des Rettungsschiffes der Hilfsorganisation Cap Anamur/Deutsche Not-Ärzte e. V.

Wir besichtigen die Kreuzritterburg Mamure Kalesi und der Greenkeeper Recep macht mit uns eine persönliche Führung, er hat sein eigenes Gästebuch, in das wir uns eintrage dürfen, danach gibt es noch Cay. Anemurion, die antike Stadt Stadt am Kap Anamur schauen wir uns im Anschluss an, sie hat eine beeindruckende Nekropole und eines der besterhaltenen Odeons der antiken Welt. Gegenüber Kap Anemurion liegt das Kap der Zyprer oder Kap Krommyus, etwa 60 km vom Festland entfernt. Und so entsteht der Plan nach Zypern zu reisen, zumal es in Kappadokien immer noch sehr kalt und verschneit ist.

In Tasucu kaufen wir ein Fährticket und setzen mit zweieinhalb stündiger Verspätung nachts um 02.30 Uhr nach Zypern über. Wir legen im Hafen von Girne (Kyrenia) in der Türkischen Republik Nordzypern gegen 7.00 Uhr an und verlassen die Fähre, danach beginnt eine kleine Odyssee. Die Kfz-Versicherung ist im Nordteil Zyperns ungültig, daher stellen wir uns als erstes in die Schlange vor dem Versicherungsschalter, dann zahlen wir die Hafengebühr, holen die Einreisestempel bei der Polizei und letztendlich stehen wir an der Zollabfertigung. Hier treffen wir auf einen Beamten, der mit meinem Personalausweis Probleme hat, weil er keinen Stempel reinhauen kann, ob ich mit dem Dokument einreisen darf, kann er nicht entscheiden, daher müssen wir zu Mr. Achmet. Der sitzt im Zollgebäude außerhalb des Hafens. First Floor, first right. OK, wir finden ihn, er versteht zuerst das Problem nicht, wir auch nicht. Er schreibt was auf einen Zettel und zurück geht es zum Zoll im Hafen und gegen 09.30 Uhr verlassen wir endlich den Hafen in Richtung Famagusta. Dort schauen wir uns die Altstadt an, essen „Fish and Chips“, die Insel ist noch sehr britisch, denn erst 1960 entließen die Briten die Zyprioten in die Unabhängigkeit und 1974 erklärte der Norden die Unabhängigkeit und rief die Türkische Republik Nordzypern aus, diese wurde jedoch international von keinem Staat, außer der Türkei, anerkannt.

Unser Gas ist leer und wir haben aus Platz- und Gewichtsgründen keine Ersatzflasche dabei, daher möchten wir die Flasche füllen lassen. Wir fragen einen Händler, der bei seinem Lieferanten anruft und mir sagt, dass ich am Montag die Flasche gefüllt kriege, heute ist aber erst Samstag. Ich sage ihm, dass wir weiter nach Larnaka wollen und dann gibt er mir den Tipp in Larnaka zu Jetgas zu gehen, ab 12 Uhr könnte ich da auch heute die Flasche füllen lassen. Und so suchen wir den Grenzübergang, irgendwie scheint man hier im Norden, den Rest der Insel zu ignorieren, keine Straßenschilder, die auf die Städte im Süden hinweisen, keine Hinweisschilder auf Grenzübergänge.

Wir werden schließlich aber fündig und passieren den türkischen (TRNZ) Zoll, fahren danach zum nächsten Checkpoint und wundern uns, dass dort die Flagge Großbritanniens weht. Am Übergang empfangen uns freundlich 2 Engländer und erklären uns, dass dies die englische Zone ist und sie uns nicht nach Larnaka fahren lassen können, weil sie uns nicht registrieren könnten. Wir verstehen das Ganze nicht, wir sind EU-Bürger mit einem EU-Fahrzeug und möchten in das EU-Land Zypern oder in die britische Zone von Zypern, das auch zur EU gehört einreisen. Letztendlich müssen wir den Grenzübergang in Nicosia nehmen, der letzten geteilten Hauptstadt in Europa, ein Umweg von 100 Km!

In Nicosia ist die Einreise möglich, aber nicht einfach. Wir eilen von Polizei zu Zoll, holen Stempel, zeigen die grüne Versicherungskarte, die Autopapiere, die Ausweise. Endlich sind wir durch, aber am letzten Checkpoint hält uns wieder ein Zöllner in Zivil an und will wieder die Autopapiere sehen. Diesmal muss ich sogar die Motorhaube öffnen, denn er will die Fahrgestellnummer sehen. Leider habe ich keine Ahnung wo sich diese befindet, nach langem Suchen finden wir eine an der B-Säule.

Es kommt dann noch seine Kollegin hinzu, sie versucht uns zu erklären, dass wir ein Dokument benötigen, dass wir mit unserem Fahrzeug hier fahren dürfen. Ich frage sie nur wozu, dies ist doch EU und es gilt die Reisefreiheit. Sie meint aber, dies sei notwendig, weil wir von Norden einreisen und dies nicht zur EU gehört. Am Ende erhalten wir ein Dokument vom Ministry of Finance und dürfen endlich weiterfahren. Wir haben für heute genug und beschließen einen Schlafplatz zu suchen und da wir immer noch kein Gas haben, gehen wir essen.

In den nächsten Tagen besuchen wir Omodos, ein nettes Weindorf in den Bergen, Paphos, Polis und Limassol. Hierbei gefällt uns Pahpos als Urlaubsort am besten oder Girne im Nordteil. Dort gibt es einen kleinen, alten Hafen mit vielen Restaurants und kleinen Läden.

In Paphos übernachten wir zum letzten Mal auf einem Parkplatz nahe der UNESO Weltkulturstätte Nea Paphos und tatsächlich weckt uns am Morgen gegen 07.00 Uhr die Polizei und möchte das Dokument für das Auto, sowie die Ausweise sehen.

Hier haben unsere EU-Politiker noch viel zu tun, Wichtigeres als sich um Größe von Bananen und deren Krümmungswinkel zu kümmern.

Nach 5 Tagen verlassen wir Zypern wieder und die Wahrscheinlichkeit auf ein Wiedersehen ist gering.

Im Fährhafen von Girne treffen wir noch Emma und Andy, ein britisches Paar, das Dokumentarfilme dreht und unter dem Motto „Around the world in 800 days“ die Welt bereist. Sie sind mit einem Toyota Hilux mit Dachzelt auf der ähnlichen Route wie wir unterwegs. Wir tauschen unsere Erfahrungen und unsere Kontaktdaten aus und verbringen eine lange Nacht gemeinsam auf der Fähre.

Am Morgen legen wir wieder in Tasucu an, wir kaufen zuerst etwas zum Frühstück ein und lassen das Auto waschen. Die „Waschanlage“ ist bei Mogaz, einer Gastankstelle für Kraftfahrzeuge und als uns der Chef sagt, dass das Auto fertig sei, frage ich ihn, ob er mir unsere Gasflasche füllen kann. Er ruft seinen Mitarbeiter, der einen schnellen Blick auf die Flasche wirft und kurze Zeit später mit einem Spezialadapter zurückkommt. Dieser passt und in wenigen Sekunden ist die Flasche voll. Wir freuen uns alle drei und stolz sagt der Chef „this is turkish“, ich antworte ihm „Yes, I like it“.

discover Turkey

Für diejenigen, die nicht so gerne lesen, gibt es jetzt mal ein Video.
Wir hoffen, dass es euch gefällt, unsere Mittel (Kamera, Software, etc.) sind etwas begrenzt.

Entlang der lykischen Küste

Geyikbayiri ist Ausgangspunkt des lykischen Wanderwegs, dem ersten türkischen Fernwanderweg, den die Sunday Times zu einem der 10 schönsten Wanderwege der Welt gekürt hat. Auch wir wollen Lykien entdecken, allerdings mit dem Auto und nicht zu Fuß und so fahren wir in Richtung Kemer, einem belieben Ferienort, wo ich bereits 1989 schon einmal für eine Woche in Urlaub war und dann weiter nach Olympos. An diesem sagenumwobenen Ort soll Feuer aus der Erde schlagen, daher wollen wir den Ort am Abend besuchen. Zuvor besichtigen wir Çirali und Adrasan, wo wir uns zum Abendessen Gözleme leisten, hier ist das Stück für 3 türkische Lira erhältlich. Während wir warten werden wir mit einer Tüte voller saftiger und zuckersüßer Orangen beschenkt.

Bei Einbruch der Dunkelheit machen wir uns auf, zu den ewigen Feuern der Chimäre, einem jahrtausendealtem Naturphänomen. Aus dem felsigen Boden eines Berghangs schlagen an mehreren Stellen Flammen heraus, dieser Platz ist seit der Antike bekannt und soll früher sogar als Leuchtfeuer für die Schifffahrt gedient haben. Wir sind alleine hier an diesem mythischen Ort und genießen die Ruhe, wir können uns lebhaft vorstellen, was an diesem Ort in der Antike von statten gegangen ist.

Wir schlafen am Strand von Chimäre und fahren am Morgen weiter nach Myra, dem Ort wo der heilige St. Nikolaus im 4. Jahrhundert byzantinischer Bischoff war. Ab dem 6. Jahrhundert wurde die erste, dem heiligen St. Nikolaus gewidmete Kirche gebaut und damit begann die europaweite Popularität des Nikolauses. Hier besichtigen wir auch die ersten lykischen Felsgräber. Die im 6. Jahrhundert vor Christus in Stein gehauenen Gräber sind Abbilder der Häuser, in denen die Verstorbenen gelebt haben.

Für die Nacht suchen wir einen Platz, der uns Pocket Earth Pro anzeigt, er liegt ca. 10 km von Demre entfernt und führt uns in die Berge. Wir glauben schon umkehren zu müssen, denn die Wege werden immer schlechter, aber unser G braucht auch mal eine Herausforderung und so fahren wir weiter. Wir stellen fest, dass wir uns auf dem lykischen Wanderweg befinden und dieser ist weit davon entfernt z. B. dem Westweg ähnlich zu sein. Irgendwann halten wir in der Pampa an und kochen unser Abendessen, die Nacht ist außergewöhnlich dunkel und ruhig.

Am Morgen fahren wir wieder ins Tal nach Demre und kaufen ein Ekmek, das ist das türkische Standartbrot und fahren zum Strand, um dort zu frühstücken. Wir finden einen Park, wo es schöne Sitzgelegenheiten gibt und bereiten dort unser Frühstück zu. Es ist der Partnerschaftspark der Stadt Demre mit Elzach im Schwarzwald. Wir fühlen uns fast ein wenig zu Hause.

Die lykische Küste ist voller geschichtsträchtiger Orte und so fahren wir nur ein kurzes Stück bis Kekova, wo es eine versunkene Stadt zu besichtigen gibt. Am Strand liegen dutzende steinerner Sarkophage herum und die Einheimischen nutzen die historischen Überreste für ihre Zwecke.

Restauriert hingegen wurde die historische Stadt Patara, wo der Gott Apollo und der heilige St. Nikolaus geboren wurden. Patara war zu Zeiten des lykischen Bundes eine wichtige Hafenstadt und in der Antike Sitz eines Apollo Orakels. Außerdem gibt es hier einen 22 km langen Sandstrand, der als einer der Schönsten weltweit gilt und an dem auch die Karettschildkröten ihre Eier ablegen. Hier wollen wir auch die Nacht verbringen und als wir am Nachmittag ankommen, lockt der große Sandkasten für eine Offroad Runde. Am Anfang geht alles gut, jedoch bleibt unser G am Ende im Sand stecken. Aber das Seil unserer Winde reicht glücklicherweise bis zu den Bäumen auf den Dünen und so können wir uns selbst aus dem Sand befreien. Es kommt Turca vorbei und hilft uns, das Seil zu ziehen und an den Bäumen anzulegen, er versteht zwar weder Englisch noch Deutsch und dennoch wird es noch ein lustiger Abend in der Dorfkneipe von Patara.

Ein weiterer Traumstrand liegt in der Bucht von Ölüdeniz bei Fethiye, diese Bucht wird auch das Tote Meer, bzw. die Blaue Lagune genannt. Hier bleiben wir drei Nächte. Im Dorf ist im Moment tote Hose, aber wir können uns lebhaft vorstellen, wie es hier in der Hochsaison zur Sache geht. In den Apotheken gibt es hauptsächlich Produkte von Durex, Viagra und Aspirin zu kaufen.

In Fethiye finden wir einen Segelmacher, der uns für 200 TL eine perfekte Zeltrückwand herstellt. Diese macht er uns auf Maß, so dass wir unsere Hecktüre des Autos bei geschlossener Zeltrückwand öffnen können. Er beginnt sofort mit der Arbeit und zwei Stunden später können wir sie abholen, in der Zwischenzeit gegen wir ein Kebab essen.

Auf dem weiteren Weg nach Marmaris besuchen wir noch die Felsgräber von Dalyan und Akyaka, dort hält ein Motorradfahrer vom MC Marmaris an und fragt uns, was wir suchen. Als wir ihm sagen, „einen Schlafplatz“, fährt er persönlich auf dem Motorrad vor und zeigt uns einen Platz zum Übernachten.

In Marmaris lasse ich mich zum ersten Mal von einem türkischen Kuaför verwöhnen. Nachdem er mir den Bart geschnitten, mich rasiert, Nase und Ohren gewaxt, Ohren, Brauen und Wimpern abgeflammt, eine Gesichtsmaske aufgelegt, die Haare geschnitten und gewaschen und anschließend noch massiert hat, fühle ich mich um Jahre jünger.

Wir fahren weiter auf die Halbinsel Datca und wollen dort wieder am Strand, in der Nähe von Mesudiye, nahe der historischen Stadt Knidos schlafen. Als wir das Auto parken kommt eine alte Frau und fragt gestikulierend, ob wir hier schlafen wollen. Als wir ihr „Ja“ zu verstehen geben, führt sie uns in ihren Hof und zeigt uns einen Platz, wo wir uns hinstellen sollen. Wir zögern und fragen wieviel sie dafür haben will, sie macht eine abfällige Handbewegung und winkt uns herein. Ich mache sie auf die Bäume und die Höhe unseres Autos aufmerksam, daraufhin verschwindet sie im Haus und kommt mit ihrem Mann zurück. Dieser hat schon die Säge in der Hand und beginnt die Äste abzusägen. Wie es scheint gibt es kein Zurück und so parken wir im Hof von Ali und Neriman. Nach kurzer Zeit sitzen wir in ihrer Küche und trinken Kaffee, am nächsten Morgen lädt sie uns zum türkischen Frühstück ein. Wir bedanken uns ganz herzlich und nach dem Frühstück brechen wir auf, zum Abschied bekommt Annette einen Kuss auf die Stirn. Ali ist 80 und Neriman 77 Jahre alt und obwohl sie außer türkisch kein Wort verstehen, haben sie uns in ihr Haus eingeladen und wir haben eine schöne Zeit gemeinsam verbracht. Im Sommer betreiben sie eine kleine Pansiyon.

Die lykische Küste endete bereits bei Dalyan, die historische Stadt Kaunos war die letzte Stadt Lykiens und wir fahren nun am Ägäischen Meer wieder nordwärts über Ephesus, wo wir u. a. den Tempel der Artemis (eines der 7 Weltwunder der Antike), Celsus Bibliothek und die Marienkirche besichtigen, in Richtung Izmir. Am Mittwoch geht von dort unser Flug nach Zürich. Wir haben eine Einladung zur goldenen Hochzeit von meinen Eltern erhalten, die am 12.02.2012 in Schopfheim stattfindet.