Wieder einmal in einem Bett schlafen, darauf freut sich Annette am meisten nach 88 Tagen im „Beast“. Wir sind in Istanbul angekommen, eine der ältesten menschlichen Siedlungen auf dieser Erde. Die ersten drei Nächte verbringen wir noch auf einem Stellplatz der Stadt, gegenüber der Fähre, nahe der Altstadt. Wir sind die Einzigen hier und der Chef ist ein Fan von Annette, wir kriegen laufend einen Cay und er erkundigt sich nach unseren Wünschen. WLAN, Dusche, Toilette, Strom alles bestens, von hier aus können wir zu Fuß die Altstadt erkunden. Wir freuen uns auch auf die Ankunft von unserem Sohn am 21.12.14, an diesem Tag ziehen wir in ein Hotel am Goldenen Horn und holen Fabian am Flughafen ab, dazu müssen wir allerdings auf die asiatische Seite der Stadt fahren, die Brücke ist mautpflichtig und am Postschalter auf der Brücke, wo ich die Maut löse, hilft mir ein deutschsprachiger Türke, wir kommen ins Gespräch und er erzählt mir, dass er in zwei Tagen selbst nach Deutschland fliegt, nach Lindau.
Auf der Rückfahrt vom Flughafen verirren wir uns leicht und wir brauchen für die 45 km fast zwei Stunden, aber wir kommen doch noch im Hotel an und Annette darf nach fast drei Monaten wieder in einem Bett schlafen. Tags drauf suchen wir einen Mercedes-Benz Service, der Service Umfang B ist fällig und ich möchte diesen gerne in Istanbul durchführen lassen. Die Rezeption ist behilflich, meint aber dass dort beim MB Service Mengerler wohl niemand deutsch oder englisch kann, also fahren wir persönlich hin. An der Rezeption werden wir freundlich empfangen und es wird Herr Yener geholt, er kann deutsch und wir fragen ihn wo er herkommt. Vom Autohaus Südstern, Mercedes Benz in Singen am Bodensee, wie klein ist doch die Welt. Er hat alle Ersatzteile da und ich kann das Fahrzeug am nächsten Tag bringen. Bei der Abholung an Heiligabend empfängt uns Belgin, eine freundliche Dame aus der Reklamationsabteilung, sie ist im Kanton Uri geboren und wir können schwitzerdütsch mit ihr sprechen.
Die kommenden Tage machen wir Sightseeing, zuerst eine Stadtrundfahrt im BigBus, das Ticket gilt 48 Stunden und man kann an den Haltestellen ein- und aussteigen. Jede Std. kommt ein Bus. In der Stadt empfiehlt es sich auch den ÖPNV zu nutzen, das Angebot ist gut Tram, U-Bahn oder Boot. In Istanbul wurde nach New York und London als dritte Stadt weltweit eine U-Bahn in Betrieb genommen. Allerdings haben sie den Betrieb in den 60er Jahren eingestellt. Als der Autoverkehr in der Stadt jedoch unerträglich wurde, nahm man diese wieder in Betrieb. Es wimmelt überall von Leuten und Autos, an einem Tag stecken wir im Stau, obwohl zu Fuß unterwegs geht in einer Straße gar nichts mehr. Für ca. 150 m brauchen wir eine halbe Stunde, es droht Unheil, es herrscht eine Mischung von Aggression und Panik. Wir verlassen schnell die Gegend um den ägyptischen Basar an diesem Tag und suchen einen ruhigeren Platz.
Wir besuchen die Basilika Zisterne, ein antiker Wasserspeicher, der ca. 100.000 m³ Wasser fassen kann. Hier wurden 336 Säulen aus anderen alten Gebäuden verbaut, die man zur damaligen Zeit nicht mehr brauchte, so neu ist der Recyclinggedanke also doch nicht. Die Hagia Sophia ist sehr beeindruckend, sie war 916 Jahre Kirche und nach der Eroberung durch die Osmanen 481 Jahr Moschee, und doch sind noch heute Mosaiken mit Maria, Jesus und Engeln zu sehen. Die blaue Moschee, das Hippodrom, der Sultanahmet Palast, der Topkapipalast, der Galataturm und natürlich der große Basar sind Dinge, die man nicht auslassen sollte. Es gibt noch so viel mehr zu sehen, doch dafür reichen auch unsere zwei Wochen nicht aus. Wir machen eine Bootstour auf dem Bosporus, diese Meerenge ist die einzige Verbindung vom Mittelmeer zum Schwarzen Meer. Entlang des Ufers sind unzählige historische Gebäude und Moscheen, die es zu entdecken gilt.
Natürlich gehört auch ein Besuch in einem türkischen Bad zum Pflichtprogramm. Wir besuchen das Galatasaray Hamam, dieser besteht seit 1481. Der Eingang für die Frauen ist hinter dem Haus und das Bad streng nach Geschlechtern getrennt. Die Prozedur dauert ca. 1 Stunde und tut sehr gut. Wir werden massiert, geschrubbt, wir entspannen und bekommen Cay. Das könnte man jeden Tag genießen.
Das Essen verändert sich bereits seit Griechenland, es schmeckt uns sehr gut und auch Annette hat eine große vegetarische Auswahl. Besonders die Süßspeisen und die „turkish delights“ sind sehr verführerisch. Diese werden in unzähligen Bäckereien und auf den Basaren angeboten. Die Basare besuchen wir gerne, auch an das handeln gewöhnt man sich schnell, man muss nicht gleich kaufen, die Auswahl ist riesig und die Preise sind so unterschiedlich wie die Stadt groß ist.
Für Heiligabend haben wir im Restaurant im Galataturm einen Tisch reserviert. Wir speisen gut mit herrlicher Aussicht auf Istanbul, auch ist die Aussichtsplattform noch geöffnet und wir können einige Fotos machen. Am nächsten Morgen besuchen wir den Weihnachtsgottesdienst der Deutschsprachigen in Istanbul in der österreichischen Gemeinde St. Georg. Im Anschluss daran werden wir noch zu „Zuckerbrödli“ und Kaffee oder Tee eingeladen, was wir gerne annehmen. Den Jahreswechsel verbringen Annette und ich wieder alleine im Hotel. Wir haben uns zum Galadinner angemeldet und feiern den Jahreswechsel in einer bunt gemischten Gesellschaft.
Das Studium des Wetterberichts bringt uns zum Entschluss erstmal Richtung Antalya zu fahren.
Nach so viel Luxus hat Annette wieder Verspannungen im Rücken und freut sich auf die Matratze im Dachzelt auf unserem Auto. Ab morgen sind wir wieder on the road.